Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (S) brachte in seiner Rede in zehn abgezählten Sätzen seine Gedanken zur Finanzkrise, zum Tod des Kärntner Landeshauptmanns Jörg Haider (B) sowie zur Viennale zum Ausdruck. Österreich verdiene eine Bundesregierung mit kulturpolitischem Anspruch, so Mailath-Pokorny, der Hurch für seine "ansteckende Hartnäckigkeit" im Kampf für den Film und für mehr Geld für den Film dankte.
Intendant Hurch übt Kapitalismuskritik
Festivaldirektor Hans Hurch selbst hielt sich mit seiner "kleinen Predigt" ebenfalls kurz und kündigte an, dass das Publikum wenig zu lachen haben werde. Als personifizierte Kapitalismuskritik philosophierte der Intendant vor Sponsoren und Förderern über die Finanzkrise: "Wir reden viel von Geld, von Geld, das fehlt", meinte er und zitierte Robert Bresson: "Man muss Filme machen, als ob es das Geld nicht gäbe." Hier gehe es nicht um einen Aufruf zur Verschwendung - ganz im Gegenteil schaffe es nur die Kunst, den Kreislauf des Geldes zu unterbrechen und außer Kraft zu setzen.
Festival-Präsident Pleskow angriffslustig
Viennale-Präsident Eric Pleskow nahm sich wie gewohnt kein Blatt vor den Mund. Mit einer launigen Rede über die Entwicklung des Kulturministeriums kritisierte er sowohl Kulturministerin Claudia Schmied (S) als auch deren Vorgänger Franz Morak (V) als Kunststaatssekretär. "Das Ministerium ist heute dasselbe wie vorher, nur in Damenkleidern." Wenn das Ministerium einen Minderwertigkeitskomplex habe, weil es immer noch nicht mehr Geld für die Viennale ausschütte, dann "vermutlich zurecht". Als Ehrenbürger von Wien stehe ihm ein Ehrengrab zu, meinte Pleskow - "ich hätte aber lieber eine Wohnung in Wien, und wenn Obama (Anm. die US-Präsidentenwahl) nicht gewinnt, würde ich diese gern beziehen".
Im Anschluss an die Reden wurde der Cannes-Sieger "Entre les murs" (Zwischen den Mauern) gezeigt.
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