"Sarkozy" streut Palin gehörig Rosen. "Ich glaube, Sie werden eines Tages Präsidentin", sagt er. Mit einem Kichern antwortete Palin: "Vielleicht in acht Jahren..." Dass sie mit dem in Kanada sehr bekannten Kabarettist Marc-Antoine Audette von der Truppe "Masked Avengers" sprach, wurde ihr erst nach sechs Minuten peinlichster Plauderei klar. Und da musste es ihr der Spaßvogel aus dem frankophonen Quebec noch selbst erzählen!
Bereits der Beginn des Gesprächs ist eine Klasse für sich. Audette gibt sich als Sarkozys Sekretär aus und bekommt zunächst Palins Assistentin an die Strippe. Die gibt das Handy gleich weiter, Palin sagt aufgeregt: "Hello, this is Sarah!" Als Audette antwortet, er werde sie jetzt mit dem französischen Präsidenten verbinden, flucht Palin: "Ach, er ist ja noch gar nicht dran. Das passiert mir andauernd..." "Wir haben sehr großen Respekt vor Ihnen, John McCain und ich. Ja, wir lieben Sie!", säuselt sie dann ins Telefon, als sich "Sarkozy" meldet. "Ich freue mich schon sehr darauf, mit Ihnen zusammenarbeiten zu können", sagt sie, so als ob sie schon im Weißen Haus wäre. "Ich möchte Sie unbedingt persönlich kennenlernen. Und ihre wunderschöne Frau - ach du meine Güte!", quietscht Palin in die Leitung. "Meine Frau war ein bisschen eifersüchtig, dass ich heute mit Ihnen telefonieren darf", sagt "Sarkozy". Palin: "Dann umarmen Sie sie einmal ganz fest für mich!" Selbst als "Sarkozy" meint "Wie Sie wissen, ist meine Frau ja ein Supermodel... oh, sie ist so gut im Bett. Sie hat übrigens einen Song für Sie geschrieben!" wird Palin nicht misstrauisch. Es haut sie stattdessen fast vom Hocker: "Aaah, das ist ja Wahnsinn!"
Dabei gibt ihr Audette, der in der Vergangenheit mit derartigen Anrufen schon zu Mick Jagger, Jacques Chirac und Bill Gates vorgedrungen war, genügend Hinweise, dass hier etwas nicht stimmen kann. Er behauptet am Telefon, der kanadische Schauspieler Johnny Hallyday wäre sein Berater, macht den Popmusiker Stef Carse zum Premierminister und den Radiomoderator Richard Z. zum Premier der Provinz Quebec. Einwohner von Alaska sind aufgrund der geografisch von den restlichen US-Bundesstaaten am nordamerikanischen Kontinent isolierten Lage für gewöhnlich Kenner Kanadas und seiner Persönlichkeiten. Als "Sarkozy" seinen "Freund Premier Richard Z." klar verständlich erwähnt, sagt Palin nur: "Ich hab ihn jetzt schon länger nicht mehr gesehen, aber unsere Zusammenarbeit mit den Kanadiern ist sehr gut..."
"Gehen wir kleine Robben-Babys töten, ja?"
Das Beste kommt, als "Sarkozy" der passionierten Jägerin Palin gesteht, dass sein liebstes Hobby ebenfalls die Jagd sei. "Oh, dann sollten wir beide mal auf die Jagd gehen", frohlockt Palin. "Da schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe: Während wir arbeiten, können wir Spaß haben", kichert die Gouverneurin, die ihre Arbeitsmoral in der Öffentlichkeit sicher ganz anders präsentieren würde. "Ja, gerne. Solange Ihr Parteifreund Dick Cheney nicht mitkommt", antwortet Audette mit einem Seitenhieb auf den Jagdunfall Cheneys im Jahr 2006, bei dem er versehentlich einen Kollegen anschoss. "Ich bin eine sehr vorsichtige Schützin", lässt sich Palin dann auf Kosten des US-Vizepräsidenten aus. Auf Audettes "Oh, ich liebe es, diese Tiere zu töten. Sie nicht auch?", antwortet sie dann zum Glück nicht. "Sarkozys" sagt auf Französisch dazwischen auch noch: "Gehen wir kleine Robben-Babys töten, ja?" Boshaft, weil Sarah Palin natürlich kein Französisch spricht.
Nach rund sechs Minuten erbarmt sich Audette schließlich und gesteht der total verdutzten Palin, dass er nicht Nicolas Sarkozy ist. "Oh, da hat uns jemand einen Streich gespielt!?", versucht Palin noch mit gekünsteltem Lachen gute Mine zum bösen Spiel zu machen, während sie im Kopf wahrscheinlich gerade durchgeht, was sie in den letzten sechs Minuten alles gesagt hat - und wie wenig davon Dritte hören sollten. Sie fragt noch nach, welcher Radiosender es ist, Palins Assistentin nimmt das Telefon, im Hintergrund hört man die Gouverneurin geschockt "ein Sender in Montreal" murmeln - und schon ist die Leitung tot. Köstlich!
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