Fein gehackt

Dead Space

Spiele
13.11.2008 11:38
Eine defekte Kommunikationsanlage an Bord der USG Ishimura ruft Isaac Clarke auf den Plan. Der Ingenieur soll nur schnell das Nötigste richten und anschließend wohlbehalten zur Erde zurückkehren. Doch aus diesem Vorhaben wird leider nichts, denn die einstige Besatzung wurde auf grausame Weise gemeuchelt und in wahrlich scheußliche Abscheulichkeiten verwandelt. Isaacs Reparatur-Mission wird zu einem Überlebenskampf, den der SciFi-Handwerker mit den ihm eigenen Mitteln in "Dead Space" aufnimmt. Dem Ingenieur ist schließlich bekanntermaßen nichts zu schwer…

Offenbar verantwortlich für den Saustall an Bord der Ishimura ist ein mysteriöses außerirdisches Artefakt namens "Marker", mit dem die Besatzung des riesigen Abbau-Schiffes kurz vor Isaacs Ankunft in Kontakt kam. Seitdem gestaltet sich der Raumschiff-Alltag etwas anders: Eine glibberig-fleischige Masse beginnt sich von den Unterdecks aus über das ganze Schiff auszubreiten und verpestet die Atemluft. Die eine Hälfte der Crew drehte daraufhin durch und klopfte beispielsweise mit der eigenen Stirn so oft gegen die Wand, bis der Schädel abfiel, die andere Hälfte streift hingegen vom Hunger auf Menschenfleisch getrieben als außerirdischer Zombie, auch Necromorph genannt, durch das Schiff.

Was genau vorgefallen ist, kann Isaac jedoch nur den zahlreichen hinterlassenen Audio-, Video- und Text-Botschaften der einstigen Besatzung entnehmen. Stück für Stück offenbart sich dem Ingenieur so das grausame Schicksal der Ishimura-Crew, an dem er selbst jedoch nur wenig Anteil nimmt. Sein Ziel ist es vielmehr, die Maschinen des Raumschiffs so schnell wie möglich auf Vordermann zu bringen und dann möglichst rasch und unversehrt zur Erde zurückzukehren. Da er weder US-Marine noch Geheimagent seiner Majestät ist, muss Isaac dabei auf die einzigen ihm verbliebenen Hilfsmittel zurückgreifen: Plasmaschneider, Industriesägen oder Schneidbrenner gehören zum Inventar des Ingenieurs.

Mit diesen gilt es die widerlichen Widersacher nach allen Regeln der Kunst in ihre Einzelteile zu zerlegen - Hersteller EA spricht hierbei von "taktischer Zerstückelung". Da sich die Biester nämlich auch ohne Kopf auf dem Rumpf als äußerst angriffsfreudig erweisen, empfiehlt es sich erst Stück für Stück die Gliedmaßen zu kürzen und anschließend mit einem Gravitationsstiefel-Stampfer nachzusetzen. Nur um auf Nummer sicher zu gehen, dass die Dinger nicht wieder aufstehen, versteht sich. Sind die Necromorph geschlagen, danken sie es Isaac von Zeit zu Zeit mit interstellaren Credits, die der Techniker zusammen mit anderen Gegenständen wie Halbleitern in Shops des Raumschiffs in neue Waffen, Medi-Packs, Munition oder auch in Raumanzug-Upgrades investieren kann, um beispielsweise zusätzlichen Platz im Inventar zu schaffen.

Das Wertvollste was es an Bord der Ishimura zu finden gibt, sind jedoch die sogenannten Energieknoten. Mit ihrer Hilfe kann Isaac an im Schiff verteilten Werkbänken seine Ausrüstung verbessern. Waffen erzielen dann etwa einen höheren Schaden oder können zügiger nachgeladen werden, während eine Verbesserung von Isaacs Anzug zu einer höheren Trefferpunktzahl oder auch einem größeren Lufttank führt. Letzter ist dann von Bedeutung, wenn Isaac beim Gang von A nach B das orbitale Vakuum zu durchqueren hat – möglichst ohne dabei zu ersticken. 

Neben Zombie-Aliens und den Tücken der Luftlosigkeit warten jedoch auch immer wieder kleinere Rätsel auf den Ingenieur, darunter etwa störrische Schiebetüren, die einen zu zerquetschen drohen oder blank liegende Starkstromkabel. In diesen Fällen lohnt der Einsatz der sogenannten "Stase"-Energie, mit deren Hilfe Isaac kurzfristig die Zeit verlangsamen kann. Wie bei Waffen kann auch die „Stase“-Energie mit entsprechender "Munition" wieder aufgeladen werden. Sollte diese Methode nicht fruchten, kann Isaac auch von seinen Kinese-Fähigkeiten Gebrauch machen und mit einer einzigen Armbewegung etwa große Hindernisse aus dem Weg räumen, Brücken und Lifte verschieben oder schwer erreichbare Gegenstände - zum Beispiel in der Schwerelosigkeit, die in bestimmten Abschnitten des Raumschiffs vorherrscht - zu sich "beamen". Beide Techniken eignen sich jedoch auch prächtig für den Kampf: So können Gegner per Stase erst verlangsamt und gevierteilt werden, um dann die abgetrennten Klauen der Necromorph per Kinese als tödliches Wurfgeschoss einzusetzen.

Letzteres erfordert jedoch ein gewisses Maß an Übung und vor allem Zeit, die man im Kampf gegen die außerirdischen Abscheulichkeiten meist nicht hat. Denn: Als Schocker der feinsten Sorte überrascht "Dead Space" den Spieler immer genau dann mit einer Attacke aus dem Hinterhalt, wenn er am wenigsten damit rechnet. Unverhofft kommt eben oft. Das Timing ist dabei stets so perfekt, dass man gar nicht anders kann, als auf die unliebsamen Überraschungen hereinzufallen und sich das eine ums andere Mal zu Tode zu erschrecken.

Zu einem Großteil mit für die stimmige Horror-Atmosphäre verantwortlich ist das hervorragende Sound-Design, dessen Stärken erst im Zusammenspiel mit einer Surround-Anlage voll ausgereizt werden. Ob gurgelnder Alien-Laut, ohrenbetäubender Lärm aus dem Maschinenraum oder die dumpfe und bedrückende Stille im Vakuum: Wie bei jedem guten Horror-Film funktioniert auch "Dead Space" auf psychologischer Ebene über den Ton. Wer diesen abdreht, wird sich zwar garantiert weniger fürchten, lässt sich aber einiges an Grusel-Erlebnissen entgehen.

Auch in optischer Hinsicht präsentiert sich "Dead Space" technisch einwandfrei, so dass Zwischensequenzen oftmals nicht vom eigentlichen Spiel zu unterscheiden sind. Besonders hervorzuheben ist neben den stimmungsvollen Licht- und Schatteneffekte das gänzliche Fehlen von Bildschirmanzeigen, um durch nichts von der Atmosphäre abzulenken. Sämtliche Infos wurden daher gekonnt in das Spiel integriert: Wie es um den Helden bestellt ist, lässt sich etwa anhand einer Rückgrat-Anzeige auf Isaacs Anzug ablesen, der Munitionsvorrat wird beim Zielen über ein Display an der Waffe angezeigt. Sämtliche Menüs und auch die Karte werden wiederum als Hologramm dargestellt, um das herum sich Isaac frei bewegen kann. In welche Richtung er sich zu bewegen hat, wird hingegen ähnlich den leuchtenden Bodenmarkierungen an Bord eines Flugzeugs per Knopfdruck als blaue Linie zu Füßen des Ingenieurs angezeigt.

Probleme mit der Orientierung hat man allerdings nur selten, denn im Laufe seiner Missionen kehrt Isaac immer wieder an bereits zuvor besuchte Orte zurück. Auch wenn sich diese in ihrer Erscheinung geringfügig ändern, stellt sich so bald ein gewisser Gewöhnungseffekt ein. Negativ zu erwähnen ist in diesem Zusammenhang auch die ungünstig gewählte Kameraperspektive mit Blick über Isaacs rechte Schulter, die vor allem in engen Gängen schnell Hektik entstehen lässt, zumal Isaac nur im trägeren Zielmodus feuern kann.

Fazit: Flackerndes Licht und lange Schatten – die archaische Angst des Menschen vor der Dunkelheit bricht bei "Dead Space" voll durch und lässt das Blut des Spielers in den Adern gefrieren. Das der Necromorph hingegen wird dank Isaacs "Mozzarella"-Schneidern literweise verströmt, weshalb der Titel in Kinder- und Jugendhänden ganz eindeutig nichts verloren hat. Erwachsene Spieler mit einer Vorliebe fürs Gruseln können sich jedoch über ein absolut stimmungsvoll und technisch perfekt in Szene gesetztes Survival-Horror-Abenteuer im Weltall freuen, dem angesichts einer großartig erzählten Geschichte selbst kleinere Schwächen wie die mitunter störrische Kamera, der unvorteilhafte Blick über Isaacs Schulter und die sich oft wiederholenden Räumlichkeiten leicht zu verzeihen sind. 

Plattform: Xbox 360 (getestet), PS3, PC
Publisher: Electronic Arts
Krone.at-Wertung: 9/10


von Sebastian Räuchle

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