Schon vor einigen Wochen tauchte im Landespolizeikommando eine - wie meistens in solchen Fällen - anonyme Anzeige auf: EGS-Chef Hannes Kaschowitz und sein Stellvertreter Werner Schlacher sollen bereits "seit langer Zeit" Überstunden für erfundene Einsätze verrechnet haben. Die Vorgesetzten leiteten die Anzeige ans Innenministerium weiter, das Büro für interne Angelegenheiten begann mit seinen Erhebungen.
Staatsanwaltschaft eingeschaltet
Wie jetzt bekannt wurde, sind am 5. November die Vorgesetzten der EGS-Beamten mit einem (inhaltlich nicht bekannt gewordenen) Zwischenergebnis dieser Erhebungen konfrontiert worden. Als Reaktion suspendierten sie Hannes Kaschowitz und seinen Vize bis auf weiteres vom Dienst; ein Kollege wurde mit der provisorischen Leitung der aus 18 zugeteilten Beamten bestehenden EGS beauftragt. Mittlerweile ist der Fall auch bei der Justiz anhängig, wie Manfred Kammerer, Sprecher der Grazer Staatsanwaltschaft, bestätigt: "Es werden Erhebungen durchgeführt. In welche Richtung darf ich allerdings nicht sagen."
Einsatz in der Obersteiermark - Diensthandy war in Graz
Bei den beiden leitenden Beamten - für sie gilt die Unschuldsvermutung - geht es rechtlich um den Verdacht des gewerbsmäßigen, schweren Betruges, der mit einer Strafe von bis zu zehn Jahren Haft geahndet wird. Sie hätten "über einen längeren Zeitraum" (geprüft wurden davon sechs Monate) in ihrer Freizeit dienstliche Einsätze erfunden und dafür Überstunden verrechnet. Unter anderem hätten sie Erklärungsbedarf, warum sie zum Beispiel laut Überstundenmeldung gerade in der Obersteiermark gearbeitet, laut den Übertragungsdaten ihrer Diensthandys zu diesem Zeitpunkt aber gerade vom Raum Graz aus Telefonate geführt haben.
Kaschowitz: "Haben unsere Arbeit gemacht"
Die "Steirerkrone" erreichte Hannes Kaschowitz in seinem Haus nahe von Graz. "Wir sind uns keiner Schuld bewusst", so der Chefinspektor, der mit der sehr erfolgreichen EGS Kriminalgeschichte geschrieben hatte: "Wir haben unsere Arbeit gemacht. Uns zu belasten, ist eine Frage der Auslegung." Die angeblichen Vorwürfe der BIA kennt der 51-Jährige nicht: "Wir wurden suspendiert, das ist schrecklich genug. Vernommen hat uns bisher aber noch niemand."
Von Manfred Niederl, KronenZeitung
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