Gelungener Putsch

Meinl-Rebellen sägen MIP-Vorstand ab

Österreich
15.11.2008 08:18
Die Sensation ist perfekt: Die MIP-Rebellen haben den Vorstand der börsenotierten Meinl International Power unter dem Vorsitz des langjährigen Verbund-Chefs Hans Haider (siehe Bild) weggeputscht. Damit wiederholt sich, was im heurigen Sommer bereits bei Meinl Airports International - heute nur noch "Airports International" - über die Bühne ging. Das damals bei der MAI neu eingesetzte Direktorium wird künftig auch die Geschicke der MIP lenken. Wie es mit der Zukunft von Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser bei MIP aussieht, ist vorerst noch unklar.

Julius Meinl V. hatte im Sommer 2007 unter großem Aufsehen den Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser und den früheren Verbund-General Hans Haider für die damals an die Börse strebende Meinl International Power (MIP) gewinnen können - nicht einmal eineinhalb Jahre später ist das Gastspiel von Haider bei der MIP beendet.

"Überzeugt", als Chairman die MIP zu dirigieren, hatte Haider vor eineinhalb Jahren "die Geschäftsidee, über einen Fonds Anlagen im Bereich Energie zu tätigen", wie der Ex-Verbund-Chef am Freitag in seinem "Abschluss-Statement" sagte. Soweit wie möglich habe er die Best-Practice-Usance von größeren heimischen Börse-AGs umgesetzt. Er habe "ein reines Gewissen" und gehe hier "erhobenen Hauptes hinaus", so Haider am Freitag nach der Hauptversammlung. Noch vor Tagen hatte er gehofft, dass sich das Board mit seinen Tagesordnungspunkten durchsetzt und die "Rebellen" in den Abstimmungen unterliegen werden.

Neu in den MIP-Vorstand gewählt wurden Richard Boleat, George Baird, Wolfgang Vilsmeier, Hans Peter Dohr, Björn Pirrwitz, Wilfried Hassler und Fred Duswald. Damit entspricht das Direktorium der MIP künftig weitgehend jenem der Airports International.

Zwei-Drittel-Mehrheiten erreicht
Die Rebellen verbuchten am Freitag einen Sieg auf ganzer Linie: Auch jene zwei Punkte der Tagesordnung, die eine Zwei-Drittel-Mehrheit erforderten, wurden bei der außerordentlichen MIP-Hauptversammlung angenommen. Für die Ermächtigung des neuen Vorstands zum Rückkauf praktisch aller 60 Millionen Zertifikate sowie zur Rückführung der liquiden Mittel an die Inhaber der Zertifikate in Form von Zwischendividenden stimmten jeweils mehr als 68 Prozent.

Geholfen hat wohl auch, dass Rebellen-Sprecher Alexander Proschofsky vor der Abstimmung den Verdacht ausgesprach, dass Haider die Abstimmung bewusst hinauszögere und ein Meinl-Anwalt währenddessen im Hintergrund versuche, Zertifikate aufzukaufen, um Zwei-Drittel-Mehrheiten bei den Tagesordnungspunkten Nr. 22 (Rückkauf von MIP-Zertifikaten) und Nr. 23 (Ausschüttung von Zwischendividenden) zu verhindern.

Höhe der Zwischendividenden unklar
Wie hoch die Summe der geforderten Zwischendividenden wäre, müsste erst errechnet werden. Die Rebellen fordern die Auszahlung aller liquiden Mittel - nach dem letzten Geschäftsbericht wären das 360 Millionen Euro oder 6 Euro pro Zertifikat. Die aktuelle Summe dürfte deutlich darunter liegen - das derzeitige Investitionsvolumen beträgt laut Haider 683 Millionen Euro. Die MIP hat in ein Gaskraftwerk, acht Windkraftwerke und vier Photovoltaik-Projekte investiert.

Meinl Bank zeigt sich enttäuscht
Die Meinl Bank sieht die Ereignisse bei MIP indes als "feindliche Übernahme durch einige aggressiv agierende Hedgefonds, die eine kurzfristige Gewinnmaximierung anstreben". "Das heute gewählte Board hat bereits bei Airports International (vormals MAI) gezeigt, dass es über keinerlei Kompetenz auf dem Geschäftsfeld der übernommenen Gesellschaft verfügt", hieß es am Freitag in einer Aussendung. Es drohe die Verschleuderung von Vermögenswerten "zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt".

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