Weiße Krise

Die Bauern müssen durchhalten!

Steiermark
25.11.2008 10:05
Die "Steirerkrone" hat zwei Männer an einen Tisch gebracht, die seit dem Milchstreik nicht gut aufeinander zu sprechen sind: Landwirtschaftskammer-Präsident Gerhard Wlodkowski (links im Bild) und IG-Milch-Obmann Kammerhofer (rechts).

"47 Cent" - Herbert Kammerhofer: "Wir Bauern bekommen derzeit für Milch nur 34 Cent. Das ist viel zu wenig, davon kann man nicht leben. Um kostendeckend arbeiten zu können, brauchen wir einen Durchschnittspreis von 47 Cent. Wir müssen das Ziel erreichen, die Milchbauern am Leben zu erhalten. Das geht aber nur, wenn die Milchquotenregelung nicht die Politik vorgibt, sondern die österreichischen Bauern in Zukunft selbst entscheiden können, wie viel Milch sie produzieren."

"Ein massiver Preisverfall" - Gerhard Wlodkowski: "Die Situation am Milchmarkt ist eine Katastrophe. Nach einem Hoch vor ein paar Monaten haben wir nun einen massiven Preisverfall. Wir hoffen, dass sich der Preis aber mit dem Ende der Wirtschaftskrise wieder erholt. 'Durchhalten' ist das Motto. Bei einem Milch-Mindestpreis gehen die Berechnungen aber auseinander."

Warum haben sich Milchbauern und ihre Vertretung, die Landwirtschaftskammer, voneinander entfernt?
Herbert Kammerhofer:
 "Das war im Sommer beim Milchstreik. Da hat uns die Kammer im Regen stehen lassen und uns die Unterstützung verweigert."
Gerhard Wlodkowski: "Ja, weil zu der Zeit der Milchpreis ja hoch war. Da geht man nicht her und schüttet einfach die Milch weg. Der Streik wurde einfach zu emotional geführt und hat auch tiefe Gräben innerhalb der Bauernschaft gerissen."

Warum ist der Milchpreis jetzt im Keller?
Wlodkowski:
 "Fakt ist, dass wir in Europa einen Konsumrückgang haben. Das hängt natürlich mit den gestiegenen Preisen für Käse und Milchprodukte zusammen. Darüber hinaus haben wir einen Milchüberschuss am Markt, der sich gewaschen hat."

Versetzen Sie sich in die Lage des jeweils anderen. Was würden Sie in der jetzigen Krisensituation machen?
Wlodkowski:
 "Durchhalten! Der Kammerhofer ist ja ein Paradebeispiel eines steirischen Bauers. Er lebt ja nicht nur von der Milch, sondern auch von vielen anderen Standbeinen - wie Forst oder Zucht."
Kammerhofer: "Ich habe gewisses Verständnis für Herrn Wlodkowski. Er ist als Präsident in ein Korsett gezwängt. Von politischer Seite her und von Seite der Interessensvertretung. Weil Österreich aber der größte Milch-Überschuss-Produzent der EU ist, würde ich die Politik aus der Milchproduktion raushalten."

Glauben Sie, dass es in den nächsten Jahren zu einem Bauernsterben kommt?
Kammerhofer:
 "Wenn die Politik weiterhin sagt, produziert mehr, fahren wir mit Vollgas gegen die Wand. Die da oben wollen ja, dass der Milch-Preis im Keller bleibt, damit sich die Konsumenten nicht aufregen. Aber dadurch stirbt der Landwirt. Jetzt haben wir 7.000 Milchbauern in der Steiermark. Der Kammersekretär selbst hat gesagt, dass wir bald nur mehr 5.000 Milchbauern in ganz Österreich haben werden!"
Wlodkowski: "Das hat er so nicht gesagt. Aber es stimmt, dass es weniger Landwirte geben wird. Das hängt aber mit der technischen Entwicklung zusammen. Den Süden der Steiermark wird es eher betreffen als das Oberland."

Sehen Sie einen Weg aus der Krise?
Wlodkowski:
 "Wir müssen alles daran setzen, dass unsere Milchbauern erhalten bleiben und zu einem vernünftigen Preis produzieren können. Letztlich muss der Konsument aber mithelfen - und zu heimischen Produkten greifen!"
Kammerhofer: "Wir müssen die produzierte Milchmenge in Europa in den Griff kriegen - alles andere ist sekundär!"

Interview: Jörg Schwaiger, "Steirerkrone"

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