Klingt kompliziert, ist aber - wenn man das System durchschaut hat - eigentlich ganz einfach: Man gründe eine Baufirma, setze als Verantwortlichen einen Scheingeschäftsführer ein, erledige Bauaufträge, zahle für die Arbeiter keine Sozial- und andere Abgaben, kassiere in die eigene Tasche, schicke den Schein-Boss in die Wüste - und melde den Konkurs an. Übrig bleiben die Gläubiger.
Wenn man so gewissenlos ist, wie man es den Angeklagten vorwirft, dann gründet man sofort eine weitere Firma und geht nach dem selben Rezept vor. Allerdings: Der Krug geht eben nur so lange zum Brunnen, bis er bricht.
15 Verhaftungen, 24 Hausdurchsuchungen
Eine eigene Sonderkommission unter dem Grazer Bezirksinspektor Herbert Erkinger hatte acht Monate lang ermittelt, Staatsanwalt Hans Jörg Bacher begleitete den "Kreuzzug" gerichtlich. Als der entscheidende Tipp kam, brach das Kartenhaus der gesuchten Bau-Betrüger nach 15 Verhaftungen und 24 Hausdurchsuchungen zusammen. Am Dienstag stehen die ersten Verdächtigen - drei Bosnier, ein Serbe und ein Steirer - vor Gericht. Ein paar der insgesamt errechneten 60 Euro-Schadens-Millionen werden ihnen angelastet.
Geschäftsführer verschwanden
Begonnen hat alles 2003 mit einer Firmengründung in Wien, deren Sitz man dann nach Graz verlegte. Zur Verwirrung übersiedelte man in der Folge immer wieder - Feldkirchen, Weiz, Lieboch. Dazu "verschwanden" nach und nach die "Geschäftsführer" - einer nach Griechenland, ein anderer, ein Deutscher, ist mittlerweile verstorben. Besonders verwerflich: Einer der abgedankten Ex-Bosse soll später vom Staat sogar Arbeitslosengeld kassiert haben.
Staatsanwalt Bacher: "Und das ist nur der erste Schneeball - die wahre 'Bau-Mafia-Prozesslawine' rollt erst an."
Von Werner Kopacka, Kronen Zeitung
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