Als die Beamten am Dienstag Immofinanz/Immoeast und Constantia Bank aufsuchten, um Beweismittel zu sammeln, hatten sie klare Vorgaben, heißt es von informierter Seite. So sollen die Beamten in der Constantia Bank in der Wiener Bankgasse Kontodateien im Zusammenhang mit dem Immofinanzkomplex durchforstet haben.
Der staatsanwaltlichen Aktion waren Einvernahmen von Beschuldigten vorangegangen. Die Justiz bedient sich bei ihren Untersuchungen auch der Experten der Aufsichtsbehörden. Die Beteiligten der Wirtschaftspolizei waren wie immer in zivil unterwegs.
"Vergangenheitsbewältigung"
In den neuen Führungsetagen der Immofinanz und der Constantia Bank betonte man am Dienstag unisono, dass es sich bei der Hausdurchsuchung um "Vergangenheitsbewältigung" handle, die man voll unterstütze. Alle seien an umfassender Klärung interessiert, "nur so können die Unklarheiten der Unternehmensvergangenheit aufgearbeitet werden", erklärte dazu der neue Immofinanz-Chef Thomas Kleibl.
Die Constantia Bank musste vor wenigen Wochen von fünf Großbanken und Notenbank (und einer Staatsgarantie für eine Kreditlinie) aufgefangen werden. Der seit Anfang November amtierende neue Bank-Vorstand Andreas Grünbichler erklärte am Dienstag, dass er die aktuellen Untersuchungen "umfassend unterstützt". Auch er hofft, dass mit diesen Untersuchungen die offenen Fragen rasch geklärt werden.
Als Zentralfigur um dubiose Geldflüsse innerhalb der Gruppe um Immofinanz/Immoeast/Ibag/Constantia Bank gilt der langjährige Manager Karl Petrikovics, der lange Zeit sowohl die Constantia Bank als auch die beiden börsenotierten Immofirmen in Personalunion geleitet hatte. Bis zum heurigen Sommer hatte er in der Bankgasse seine Büros.
Das heutige Managment sowohl der Immofinanz-Gruppe als auch der Constantia Privatbank neigt der Ansicht zu, dass Petrikovics die umstrittenen Überweisungen getätigt bzw. veranlasst hat. Petrikovics stellt das in Abrede. Der soeben abgelöste Finanzvorstand der Immofinanz, Christian Thornton, soll wiederum für die "Ibag"-Konten zeichnungsberechtigt gewesen sein.
Verbleib von 520 Millionen Euro ungeklärt
Hintergrund der Bilanzfälschungsvorwürfe und damit der aktuellen Durchuchungsaktionen sind 520 Millionen Euro aus einer Kapitalerhöhung der Immoeast 2007, deren Verbleib ungeklärt ist. Ursprünglich sollen rund 900 Millionen Euro an die angeblich unabhängige Immofinanz Beteiligungs AG überwiesen worden sein, die bisher etwa zur Hälfte rückgeführt worden seien. Eine für Ende Oktober angepeilte weitere Rate von 180 Millionen Euro sei ausgeblieben.
Die Constantia Packaging BV, die niederländische Muttergesellschaft des gleichnamigen Industrieunternehmens Constantia Packaging hat eine Haftungserklärung für die offene Summe abgegeben, deren rechtliche Verbindlichkeit sie allerdings abstreitet. Die neue Führung der Immofinanz-Gruppe hingegen erklärte, die Haftung an der Constantia BV in Anspruch nehmen zu wollen.
In den derzeitigen Ermittlungen ist deshalb unter anderen zu klären, wer die Überweisungen der Immoeast an die Immofinanz Beteiligungs AG veranlasst hat, von der dann die Gelder an drei weitere Constantia-Firmen weiter geflossen sein dürften. Auf diese Weise sollen Immoeast-Aktien um 10 Euro aufgekauft worden sein, die freilich bis heute weitgehend wertlos geworden wären.
Für alle Beteiligten gilt die Unschuldsvermutung.
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