Die Ermittlungen gegen die 22-Jährige haben im vergangenen April auch zur Suspendierung eines Staatsanwalts geführt: Der Anklagevertreter soll unter anderem in jenem Lokal Kokain erworben haben, in dem die Beamtin in ihrer Freizeit als Kellnerin jobbte.
Täglich bis zu fünf Gramm Kokain
Gut dürfte die bei der Pressestelle der Bundespolizeidirektion tätige Schreibkraft nicht verdient haben. Jedenfalls nicht gut genug, um auf Dauer ihre Drogensucht finanzieren zu können. Seit frühester Jugend konsumierte sie Cannabis, zuletzt benötigte sie täglich zusätzlich beinahe vier bis fünf Gramm Kokain.
Doppelleben zwischen Amtsstube und Kellerlokal
Ihre Abhängigkeit fiel an ihrem Arbeitsplatz offenbar ebenso wenig auf wie ihr "Doppelleben": Nach Feierabend kellnerte die zierliche Frau regelmäßig in einem Kellerlokal in Mariahilf, das hauptsächlich von Fußballfans frequentiert wurde. Unter den jungen, teilweise vorbestraften Rapid-Anhängern pflegte ab und zu auch der Staatsanwalt zu sitzen, den mit dem Publikum eine an Besessenheit grenzende Leidenschaft für den österreichischen Fußball-Rekordmeister verband.
Eigenkonsum durch Verkauf finanziert
An zumindest zwei Lokal-Gäste verkaufte die 22-Jährige Kokain. Sie hatte dieses von ihrem Dealer bekommen, der ihr für ihre Dienste den für ihre eigene Sucht dringend benötigten Stoff teilweise kostenlos überließ. Der Staatsanwalt befand sich laut Anklageschrift nicht unter den Abnehmern der Frau.
Sensible Daten aus Polizeicomputer weitergegeben
Zusätzlich gab die Schriftführerin an Bekannte, mit denen sie sich in dem Lokal angefreundet hatte, vertrauliche Informationen aus dem Polizeicomputer weiter: Für einen 23-jährigen Dachdecker fand sie heraus, ob Freunde von ihm mit Haftbefehl gesucht wurden und wann er selbst von der Polizei vorgeladen werden sollte. Für einen 24-jährigen Autoverkäufer brachte sie die Anschrift und die Telefonnummer eines Mannes in Erfahrung, der diesem Geld schuldete.
Umfassendes Geständnis und mittlerweile "clean"
Die Angeklagte legte vor dem Schöffensenat ein umfassendes Geständnis ab. Beruflich hat sie mittlerweile umgesattelt: Sie ist als Kellnerin in einer Konditorei tätig. Von den Drogen ist sie losgekommen. Ihr Verteidiger legte eine entsprechende ärztliche Bestätigung vor.
Ermittlungen gegen Staatsanwalt laufen weiter
Offen ist noch das Ermittlungsverfahren gegen den "aufgeflogenen" Staatsanwalt. Ob die Verdachtslage für eine Anklageerhebung ausreicht, hat die Staatsanwaltschaft St. Pölten zu beurteilen - das Verfahren wurde nach Niederösterreich delegiert.
"In dieser Sache haben erst vor kurzem weitere Vernehmungen stattgefunden", meinte Gerhard Sedlacek, der Sprecher der St. Pöltner Anklagebehörde. Der Abschluss der Ermittlungen sei noch nicht absehbar.
Symbolfoto
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