Gelingen soll dies unter anderem mit zwei nicht nur im Takt der Musik hübsch blinkenden, sondern zudem kabellos funkenden Mikrofonen, die darüber hinaus über einen integrierten Bewegungssensor verfügen. Letzterer wird einerseits benötigt, um während des Spiels gewisse Posen einzunehmen, andererseits können durch Schütteln so auch diverse Instrumente, vornehmlich perkussiver Natur, imitiert werden. Ihren Saft beziehen die Mikrofone über zwei (mitgelieferte) AA-Batterien, die etwas umständlich unter dem abschraubbaren Mikrofonkopf eingelegt werden.
In punkto Gameplay gibt es abgesehen von den diversen Rhythmuspassagen und einzunehmenden Posen kaum Unterschiede zur Sony Konkurrenz: Die einzelnen Silben und Wörter des Songtextes werden in Form horizontal verlaufender Balken dargestellt, deren vertikale Anordnung zugleich Auskunft über die Tonhöhe gibt. Wann was zu singen ist, erfährt der Spieler über den sich einfärbenden Text darunter. Die Bewertung der eigenen Sangeskunst erfolgt umgehend durch Kommentare wie "Mies" oder, deutlich besser, "Cool", wobei nach Kriterien wie Tonlage, Stabilität, Rhythmus, Technik und Performance benotet wird. Selbst Karaoke-Muffel können ohne auch nur einen Ton zu singen am Spiel teilnehmen und per Controller Tamburin, Rassel, Conga und ähnliches erklingen lassen, was wiederum den "Party-Faktor" erhöht.
Den Schwerpunkt des Spiels bildet aber nach wie vor natürlich das Singen. Jeder der insgesamt 40 Songs kann alleine oder zu zweit, mit- oder gegeneinander, in einer kurzen oder langen Version gesungen werden. Darüber hinaus stehen drei kleinere Party-Varianten zur Auswahl, bei denen durch besonders schönes Singen einerseits, und die richtige Mikrofon-Geste andererseits etwa zwei einsame Herzen zueinander finden müssen oder die Zündschnur einer tickenden Bombe gelöscht werden muss. Abhängig von der Spielvariante ist dann auch, ob das Original-Video oder eine Animation während des Singens im Hintergrund erscheint. Wer möchte, kann außerdem Effekte über die Gesangsstimme legen. Leider lassen sich die eigenen Sangeskünste jedoch nicht wie bei "SingStar" aufzeichnen und zur eigenen Belustigung wieder anhören.
Die Songauswahl selbst versucht einen möglichst breiten Musikgeschmack abzudecken und erstreckt sich von rockigen Songs von Nirvana, Oomph oder den Ramones über Pop, Soul und R'n'B à la Rihanna, den Jackson Five oder Yvonne Catterfeld bis hin zu Schlager-Krachern eines Roland Kaiser oder DJ Ötzi (gesamte Liste siehe unten). Damit der Nachschub nicht versiegt, bietet Microsoft via Xbox Live auch kostenpflichtig Songs zum Download an. Der Preis pro Song liegt mit durchschnittlich 160 Microsoft-Points bei rund zwei Euro, mit einer Handvoll Stücken ist das Angebot derzeit allerdings noch mehr als dürftig.
Wohl auch deshalb bietet Microsoft den "Lips"-Spielern noch eine weitere Möglichkeit, zu neuen Songs zu gelangen: Über den PC im Heimnetzwerk, das Laufwerk oder den USB-Port der Konsole lassen sich eigene Songs in die Songbibliothek des Spiels integrieren. Wer über das Lied seines Lieblingskünstlers trällert, wird zwar ebenso wie bei „Lips“-eigenen Songs bewertet, muss allerdings auf den Songtext verzichten, was dem Karaoke-Grundgedanken dann doch ein wenig widerspricht. Hier wäre es schön, wenn Microsoft nachbessern und vielleicht per ID-Tag über Xbox Live Texte zum jeweiligen Song liefern würde.
Ebenfalls ausbaufähig ist der Online-Teil des Spiels. Zwar können sich Spieler mittels Xbox Live zum Duell herausfordern, dabei werden jedoch lediglich die beiden Punktestände am Ende des Duells miteinander verglichen. In Echtzeit online einen Sangesstreit ausführen kann man nicht.
Fazit: Für Xbox-360-Besitzer ist "Lips" das derzeit beste - weil einzige - Karaoke-Spiel am Markt. Im Vergleich zu Sonys "SingStar" wirkt der Titel aber in vielen Punkten noch unausgereift bzw. ausbaufähig. Enttäuschend ist derzeit vor allem das Angebot an Song-Downloads, auch der (quasi kaum vorhandene) Online-Bereich ist stark verbesserungswürdig. Schmerzlich vermisst werden zudem ein Kamera-Support oder die Möglichkeit, das eigene Geträller aufzunehmen und mit anderen zu teilen. Dass wiederum eigene Songs in das Spiel integriert werden können, ist zwar sehr lobenswert, ohne den dazugehörigen Text jedoch nur halb so lustig. Unterm Stich ist "Lips" somit ein guter erster Versuch, im Karaoke-Biz Fuß zu fassen, den Party-König "SingStar" vom Thron stoßen kann Microsoft damit jedoch (noch) nicht.
Plattform: Xbox 360
Publisher: Microsoft
krone.at-Wertung: 7/10
von Sebastian Räuchle
Die "Lips"-Tracklist:
36 Grad - 2raumwohnung
The Sign - Ace of Base
No One -Alicia Keys
Complicated - Avril Lavigne
Irreplaceable - Beyoncé
Call Me - Blondie
With You -Chris Brown
Yellow - Coldplay
Lebt Denn Dr Alte Holzmichel Noch...? - De Randfichten
Personal Jesus - Depeche Mode
White Flag - Dido
Ein Stern (...Der Deinen Namen Trägt) - DJ Ötzi (feat. Nik P.)
Mercy - Duffy
Emanuela - Fettes Brot
Lemon Tree - Fool's Garden
Ring Of Fire - Johnny Cash
Ruby - Kaiser Chiefs
Love At First Sight - Kylie Minogue
Bleeding Love - Leona Lewis
Makes Me Wonder - Maroon 5
You're My Heart, You're My Soul - Modern Talking
Rome Wasn't Built In A Day - Morcheeba
99 Luftballons - Nena
In Bloom - Nirvana
Augen Auf! - OOMPH!
Young Folks - Peter Bjorn And John
Major Tom (Völlig Losgelöst) - Peter Schilling
Wenn Jetzt Sommer War - Pohlmann
Another One Bites The Dust - Queen
Fake Plastic Trees - Radiohead
I Wanna Be Sedated - Ramones
Supergirl – Reamonn
Umbrella - Rihanna
Frauen Regier'n Die Welt - Roger Cicero
Santa Maria - Roland Kaiser
Listen To Your Heart - Roxette
Amazing - Seal
ABC - The Jackson 5
Dieser Weg - Xavier Naidoo
Erinner Mich Dich Zu Vergessen - Yvonne Catterfeld
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