Operation Atalanta

EU beginnt mit Piraten-Bekämpfung vor Somalia

Ausland
08.12.2008 20:16
Die EU-Mission gegen Piraten ist startklar: Der Einsatz könne bereits am Dienstag beginnen, erklärte der EU-Beauftragte für Außen- und Sicherheitspolitik, Javier Solana, am Montag in Brüssel. "Das ist eine sehr wichtige Operation, der erste Marine-Einsatz der EU", sagte Solana. Zwei Kriegsschiffe aus EU-Staaten, ein französisches und ein britisches, sind nach Angaben von Diplomaten bereits vor Ort. Frankreich und Spanien halten zudem je ein Überwachungsflugzeug am Horn von Afrika bereit. Eine deutsche Fregatte wird voraussichtlich zum Jahreswechsel dazu stoßen. Griechenland will in der nächsten Woche ein Kriegsschiff in den Golf von Aden entsenden, auch eine belgische Fregatte soll noch in diesem Monat Richtung Somalia aufbrechen.

Die starke Zunahme von Piraten-Überfällen im Golf von Aden hat die Versicherungskosten für Reedereien in die Höhe getrieben und den Seeräubern Millionen Dollar als Lösegelder in die Kassen gespült. In diesem Jahr wurden schon gut 40 Schiffe gekapert. Derzeit halten die Piraten etwa ein Dutzend Schiffe und fast 300 Besatzungsmitglieder fest, darunter einen saudischen Supertanker mit Öl im Wert von 100 Millionen Dollar. Um die Überfälle in Zukunft zu verhindern, will die EU sechs Kriegsschiffe und drei Aufklärungsflugzeuge einsetzen. Das Kommando über den auf ein Jahr angelegten Militäreinsatz übernimmt Großbritannien.

Der deutsche Innenminister Wolfgang Schäuble erklärte in Berlin, auch die Bundeswehr könne im Rahmen der EU-Mission am Horn von Afrika Seeräuber festsetzen und zur Einleitung eines Strafverfahrens nach Deutschland bringen. Die Bundeswehr will sich mit einer Fregatte und bis zu 1.400 Soldaten an der Mission "Atalanta" beteiligen. Der Einsatz der deutschen Soldaten kann allerdings erst nach Zustimmung des Bundestags in der nächsten Woche beginnen. Der offizielle Beschluss des Bundeskabinetts wird am Mittwoch erwartet.

Gegenwärtig sind im Golf von Aden mehrere Schiffe der NATO gegen Piraten im Einsatz. Die EU wird von ihnen unter anderem die Aufgabe übernehmen, Hilfsmitteltransporte des Welternährungsprogramms (WFP) für die verarmte somalische Bevölkerung zu eskortieren. Auch Kriegsschiffe aus den USA und Russland patrouillieren die Gewässer vor der somalischen Küste.

3,5 Millionen Dollar Lösegeld für "Sirius Star"
Spektakuläre Erfolge der Piraten waren zuletzt die Kaperung des saudi-arabischen Tankers "Sirius Star" am 15. November und eines ukrainischen Frachters mit 33 Panzern und Raketenwerfern im September. Allein für dieses Schiff verlangen die Piraten eine Lösegeldsumme von 3,5 Millionen Dollar.

Durch das Einsatzgebiet der Operation "Atalanta" läuft rund ein Achtel des maritimen Welthandels und ein knappes Drittel des Erdölhandels. Wegen der Unsicherheit der somalischen Gewässer nehmen die Reeder zum Teil den langen Umweg um das Kap der Guten Hoffnung auf sich oder lassen ihre Schiffe von privaten Sicherheitsdiensten gegen Piraten schützen.

Frachter entkam Piratenangriff vor Tansania
Ein niederländisches Frachtschiff ist vor der Küste von Tansania nur knapp einem Piratenangriff entkommen. Acht somalische Piraten in zwei Schnellbooten hätten das Schiff verfolgt und mit Granaten beschossen, sagte Noel Choong, der Leiter der für Piratenüberfälle zuständigen Abteilung des International Maritime Bureau (IMB), am Sonntag in Malaysia. Der Kapitän des Frachters habe die Geschwindigkeit erhöht und sei so entkommen.

Der Angriff ereignete sich nach Angaben von Choong rund 840 Kilometer östlich von Daressalaam in Tansania. Das Vorgehen der Piraten zeige, dass sie sich immer weiter von ihren Stützpunkten in Somalia entfernten, sagte er. An alle Schiffe vor Tansania wurde eine Warnung herausgegeben.

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