800.000 Todesopfer
Haft für Drahtzieher des Völkermordes in Ruanda
Innerhalb von 100 Tagen wurden damals in Ruanda 800.000 Menschen regelrecht abgeschlachtet. Auslöser des Völkermordes war ein angeblicher Mordanschlag auf den damaligen Präsident Juvenal Habyarimana, dessen Flugzeug am 6. April 1994 beim Landeanflug auf Kigali von einer Rakete abgeschossen worden war. Das UNO-Tribunal wurde 1996 eingerichtet. Bisher hat das Gericht 32 Angeklagte verurteilt und sechs freigesprochen.
Politische Kontrolle in Ruanda übernommen
Bagosora hatte die militärische und politische Kontrolle in Ruanda übernommen, nachdem das Flugzeug von Präsident Juvenal Habyarimana abgeschossen worden war. In der Anklageschrift des Gerichts hieß es, Bagosora habe die Friedensgespräche in Tansania mit der Ankündigung verlassen, er werde nach Ruanda zurückkehren, um "die Apokalypse vorzubereiten". Der kanadische General Romeo Dallaire, der die UNO-Friedenstruppen zu der Zeit befehligte, bezeichnete Bagosora als die Nummer eins hinter dem Genozid. Der Oberst habe ihm gedroht, ihn mit einer Pistole zu erschießen.
Hutu-Soldaten angewiesen, Tutsi zu töten
Bagosora habe in der Folge Waffen verteilt und militante Angehörige der Volksgruppe der Hutu, darunter die berüchtigte Interahamwe-Miliz, in ihren Gräueltaten dirigiert, erklärte die Vorsitzende Richterin Monica Weinberg de Roca. Er habe auch seine Position genutzt, um Hutu-Soldaten anzuweisen, Tutsi zu töten, sagte Richter Erik Moses. Bagosora wurde außerdem für den Tod der früheren Ministerpräsidentin Agathe Uwilingiyimana und von zehn belgischen UNO-Soldaten verantwortlich gemacht.
Lebenslange Haft für Ex-Militärkomandanten
Ebenso wie der einstige Verteidigungschef müssen die ehemaligen Militärkommandanten Anatole Nsegiyumva und Alloys Ntabakuze wegen Völkermords und Verbrechen gegen die Menschlichkeit lebenslang in Haft. Der frühere Chef der militärischen Operationen, Gratien Kabiligi, wurde dagegen von allen Vorwürfen freigesprochen. Bagosora hatte die gegen ihn erhobenen Vorwürfe in dem vor mehr als sechs Jahren eröffneten Prozess als bösartige Anschuldigungen zurückgewiesen.
Das UNO-Gericht verurteilte zudem den Schwager Habyarimanas, Protais Zigiranyirazo, zu 20 Jahren Gefängnis. Dem auch als "Monsieur Z" bekannten Geschäftsmann wurde vorgeworfen, als Angehöriger einer kleinen Hutu-Elite die Auslöschung der Tutsi-Minderheit mitgeplant zu haben.
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