Langsam gräbt sich die "Eisvogel" Stück für Stück durch die Eisfläche. 36 Tonnen bringt der 32 Meter lange und sechseinhalb Meter breite Eisbrecher auf die Waage. Um sich mit noch größerer Wucht auf die Eisplatten zu hieven, kann das Schiff das Doppelte seines Gewichtes zusätzlich an Wasserballast aufnehmen. 14 Millimeter dicker Stahl schützt den Rumpf vor den scharfen, harten Eisschollen.
"Bis zu 60 Zentimeter dickes Eis schaffen wir locker"
Die 520 PS starken Dieselmotoren schieben den Koloss im Schritttempo Meter für Meter voran. Noch ist die Eisdecke im Hafengewässer nicht besonders dick. 10 bis 15 Zentimeter sind es derzeit. Kein Problem für die "Eisvogel". "Bis zu sechzig Zentimeter dickes Eis schaffen wir locker", erklärt Kapitän Wolfgang Steindl. Zuletzt war das 1985 der Fall, bei tagelanger klirrender Kälte mit bis zu minus 28 Grad. Dann vibriert im Kampf gegen die Eismassen der ganze Schiffskörper, Heckwasser schäumt auf und laut knirschend bricht das Eis in Stücke", so Steindl.
Alle Bilder zum "Eisvogel"-Einsatz: siehe Infobox!
Fingerspitzengefühl bei Schwerstarbeit gefragt
"Ein bis maximal zwei Stunden werden derzeit benötigt, um eine Fahrrinne in einen der drei Wiener Häfen (Hafen Albern, Hafen Freudenau und Ölhafen Lobau) zu brechen. Fünf Mann Besatzung arbeiten auf der 'Eisvogel': ein Kapitän, ein Maschinist, zwei Steuermänner und ein Matrose", erklärt Hafen-Direktor Friedrich Pacejka.
Der Job ist kein einfacher bei dem vielen Lärm unter Deck. Auch die Steuerung des großen Ruders ist oft Schwerstarbeit und erfordert gleichzeitig Fingerspitzengefühl, wenn das Schiff bis auf wenige Millimeter an die Kaimauer heranmanövriert wird.
Wiener Hafen auch im Winter in Vollbetrieb
"Als größter Donauhafen Österreichs und einer der wichtigsten Donauhäfen in Europa muss der Wiener Hafen auch im Winter nicht nur für die Güter, die per Schiene und LKW hier umgeschlagen werden, sondern auch für die Schifffahrt offen sein", erklärt Wien Holding-Geschäftsführer Peter Hanke. Pro Jahr werden im Logistikzentrum des Hafens von allen dort ansässigen Unternehmen bereits rund 12 Millionen Tonnen Güter umgeschlagen. Etwa die Hälfte der Güter werden per LKW, 35 Prozent per Bahn und 15 Prozent per Schiff umgeschlagen.
In allen drei Häfen (Hafen Albern, Hafen Freudenau und Ölhafen Lobau) werden pro Jahr fast 1.700 Frachtschiffe - ein Viertel davon im Winter - abgefertigt. Genau deshalb ist die "Eisvogel" im Winter immer startklar, um das Eis im Hafenbecken aufzubrechen, den Schiffen die Ein- und Ausfahrt zu ermöglichen, vor allem aber um den Kähnen den gigantischen Druck des Eises zu nehmen. Denn das Hafenbecken kann rasch zufrieren. Ab Minus 15 Grad sogar innerhalb weniger Stunden. In diesem Geschäft ist die "Eisvogel" bereits ein "alter Hase", der sich seit 1955 erfolgreich bewährt.
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