Sex-Mord in Perugia
Eiskalter Engel vor Gericht
Amanda Knox steht im Verdacht, Anfang November 2007 in der lebensfrohen italienischen Studentenstadt Perugia an der Ermordung der britischen Austausch-Studentin Meredith Kercher (kleines Bild) beteiligt gewesen zu sein. Die Mitbewohnerin der jungen Amerikanerin soll sich geweigert haben, an einer Sex-Orgie mit Knox, ihrem italienischen Freund Raffaele Sollecito und einem weiteren Mann, Rudy Hermann Guede, teilzunehmen. Der 20-jährige Rudy Guede wurde bereits im Oktober 2008 in einem Schnellverfahren wegen des Mordes zu 30 Jahren Gefängnis verurteilt.
Prozess findet öffentlich statt
Ein Anwalt der Familie des Opfers beantragte am Freitag den Ausschluss der Öffentlichkeit von der Verhandlung. Der Vorsitzende Richter Giancarlo Massei untersagte daraufhin Filmaufnahmen, grundsätzlich werde der Prozess aber öffentlich stattfinden.
„Foxy Knoxy“, wie Amanda sich selbst im Internet bezeichnet hat, beharrt darauf, unschuldig zu sein. Sie beschuldigt einen Immigranten aus dem Kongo, den Mord begangen zu haben. Doch die Anklage ist überzeugt, dass die Studentin aus Seattle an den perversen Sex-Spielen vor dem Mord und an der Bluttat selbst beteiligt war - finden sich doch Spuren ihrer DNA auf der Mordwaffe. Es wird angenommen, dass auch Drogen im Spiel waren.
In den Gerichtspapieren steht, dass ihr Freund Raffaele die junge Britin festgehalten haben soll, während Amanda auf diese einstach und Rudy Guede sie sexuell missbrauchte. Die Polizei fand die 22-jährige Meredith Kercher am 2. November nackt mit durchgeschnittener Kehle in der gemeinsamen Wohnung der beiden jungen Frauen.
Das mörderische Trio soll versucht haben, ihre Tat als Raubmord zu tarnen. Die Carabinieri fanden ein eingeschlagenes Fenster, die Wohnung war penibel von Spuren gesäubert. Amanda hatte den Ermittlern zunächst erklärt, sie sei während der Tat zu Hause gewesen und habe sich die Ohren zugehalten, als sie Schreie gehört habe. Dann widerrief sie diese Version und sagte, sie sei bei ihrem Freund gewesen. Raffaele war nach eigenen Angaben zur fraglichen Zeit in seiner eigenen Wohnung, kann sich aber nicht erinnern, ob seine damalige Freundin einen Teil oder die ganze Nacht bei ihm verbracht habe.
Im Internet hatte Amanda zuvor erotische Kurzgeschichten veröffentlicht, in der es auch um Vergewaltigungen ging.
Dem Arztsohn und Medizinstudenten Raffaele Sollecito, 24, wird ebenfalls der Prozess gemacht. Er wird von Perugias besten Anwälten vertreten. Die Medien haben ihn wegen seines Aussehens und seiner Brille „Harry Potter“ getauft.
Mörderin als Medienstar
Die italienischen Medien lieben ihren „Engel mit Eisaugen“. Sie überschlagen sich nicht nur mit Berichten über Amanda Knox, sie spielte sogar in einem 55-minütigen Film über eine Gefängnisinsassin, die ausbrechen will, die Hauptrolle. Bei der Prozesseröffnung am Freitag drängten sich 140 Journalisten und Fotografen in Freskensaal des Gerichts von Perugia. Und der Rummel wird Beobachtern zufolge Monate dauern.
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