Konkurs droht

Auch Michaelis warnt vor Insolvenz der AUA

Österreich
06.02.2009 10:48
Nachdem am Mittwochnachmittag Finanzminister Josef Pröll (ÖVP) erstmals öffentlich ein Insolvenzszenario für die Austrian Airlines angesprochen hat, bestätigte am Donnerstag auch ÖIAG-Chef und AUA-Aufsichtsratspräsident Peter Michaelis, dass man derzeit gegen eine Insolvenz ankämpft. Michaelis gab weiters bekannt, dass er nach dem Abschluss des Lufthansa-Deals von seiner Funktion als Aufsichtsratschef der AUA zurücktreten werde. Bei dem Finanzdebakel der Austro-Airline sieht sich Michaelis nicht in der Pflicht. Dem geschassten AUA-Chef Alfred Ötsch steht der Noch-Aufsichtsratspräsident neuerdings kritisch gegenüber.

ÖIAG-Aufsichtsratschef Peter Mitterbauer hat Michaelis am Donnerstag demonstrativ den Rücken gestärkt und versichert, dass es im Kontrollgremium der Staatsholding keinerlei Debatte über den Mitte 2008 um drei Jahre als Vorstand verlängerten Michaelis gebe. Michaelis werde nach dem Closing bloß seine Funktion als Aufsichtsratspräsident der AUA zurücklegen. "Wir brauchen die volle Zusammenarbeit zwischen Aufsichtsrat und Vorstand der ÖIAG für die Zeit, die uns bevorsteht", sagte Mitterbauer am Donnerstag im Klub der Wirtschaftspublizisten.

Michaelis, im Zuge des Verkaufsprozess von vielen Seiten mitsamt Ex-AUA-Chef Alfred Ötsch kritisiert, meinte, es müsse jetzt dringend eine Insolvenz der Airline abgewendet werden: "Wenn das Krisen-Sparpaket, das heuer 225 Mio. Euro bringen soll, rasch und erfolgreich umgesetzt wird, dann steht die AUA nicht vor der Pleite."

Michaelis selbst sieht sich in dem Finanzdebakel aber nicht in der Pflicht. Die Schärfe der Luftfahrtkrise sei nicht absehbar gewesen. Er habe im Aufsichtsrat seiner Sorgfaltspflicht Genüge getan, sagte er im Klub der Wirtschaftspublizisten. Er habe "die Dinge sehr genau hinterfragt". Und es habe auch öfter "unterschiedliche Auffassungen" mit dem Management gegeben. Ötsch hat in den Augen von Michaelis sein Amt "zum richtigen Zeitpunkt" zurückgelegt. Es sei jetzt wichtig gewesen, nicht weitere Verunsicherungen in das Unternehmen zu tragen. Michaelis verwies zwar auf Ötschs tatkräftige Unterstützung beim Privatisierungsprozess, aber auch auf unterschiedliche Aussagen in der Vergangenheit. Nicht äußern wollte er sich zu einer kolportierten Millionen-Abfertigungssumme.

Kündigungen jetzt doch nicht ausgeschlossen
Michaelis will das wegen der Luftfahrtkrise schärfer geschnürte Sparpaket ("Restrukturierungsprogramm") am kommenden Montag im Aufsichtsrat absegnen lassen. Während der geschasste AUA-Vorstandschef Alfred Ötsch wiederholt erklärt hatte, dass es beim jetzigen Sparkurs ohne Personalabbau abgehen werde, wurde vom Noch-AUA-Präsidenten bestätigt, dass man für den Fall, dass die derzeit geplanten Maßnahmen (Kurzarbeit, Teilzeit, Urlaubsabbau, Streckenkürzungen, Stilllegung von Flugzeugen) nicht reichten, "andere Maßnahmen überlegen" werden müsse. 

Vom Erfolg des aktuellen Sparpakets abhängen wird auch, ob der von der ÖIAG der AUA gewährte 200-Millionen-Notkredit bis zum "Closing" mit der Lufthansa reichen wird. Sollte das Geld nicht reichen, müsste es einen Vorgriff auf den staatlichen 500-Millionen-Zuschuss geben, mit dem der "Verkauf" der AUA an die Lufthansa begleitet wird. Das müsste gesondert in Brüssel angemeldet werden. Dazu sieht der AUA-Präsident bisher keinen Anlass.

In einer Anfragebeantwortung hatte Finanzminister Pröll am Mittwoch zur AUA erklärt: "Wenn ein Insolvenzszenario vermieden werden soll, wäre, auch unabhängig von einer Transaktion mit der Lufthansa, die Leistung einer staatlichen Beihilfe erforderlich."

"Plan B": Redimensionierung auf "Vienna Airlines"
Das untermauerte auch Michaelis: "Wir kämpfen ganz massiv derzeit schon dagegen an, dass wir nicht in die Nähe einer Insolvenz kommen". In den AUA-Gremien ebenso wie in den Gesprächen mit der EU - das nächste ist am 10. Februar - geht es auch genau um solche zentrale Themen: Sollte ein Verkauf an die Lufthansa etwa an EU-Auflagen platzen, existierte ein "Plan B", eine extreme Redimensionierung. "Da würden wir dann von etwas anderem reden, nicht mehr von einer Austrian Airlines, sondern einer Vienna Airlines". Das wäre schon viel teurer als die Schuldenübernahme beim Verkauf an die Lufthansa. Ungleich teurer, vermutlich in Milliardendimensionen, wie Beobachter meinen, wäre eine Liquidation der AUA.

Noch "einige Hürden" bis zur Übernahme
Zur definitiven Übernahme durch die Lufthansa seien in der Tat noch einige Hürden zu nehmen, sagte Michaelis. Die Deutschen haben diverse Ausstiegsklauseln im Vertrag. Dass der Deal noch nicht zur Fusionskontrolle in Brüssel angemeldet ist, begründete Michaelis mit umfangreichen Vorbereitungen, um keine Fehler beim Antrag zu machen und damit womöglich wertvolle Zeit zu verlieren. Nach dem weiteren Gespräch mit Brüssel am 10. Februar würde alles binnen Tagen "scharf gestellt" für den offiziellen Antrag. Er geht davon aus, dass alles "im zweiten Quartal", spätestens im Sommer, zum Abschluss gebracht werden kann.

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