Den Sieg sicherte sich Maria Riesch, die in der aktuellen Saison schon in vier Weltcup-Slaloms triumphierte. Eine entfesselte Fahrt im Finale sowie die Ausfälle der Halbzeit-Führenden Manuela Mölgg (Italien), der am Daumen verletzten Doppel-Weltmeisterin Lindsey Vonn (USA) und der Französin Sandrine Aubert katapultierte die Deutsche von der sechsten Stelle noch auf den Spitzenplatz. Silber ging an die Tschechin Sarka Zahrobska (+0,77 Sekunden), Bronze an die Finnin Tanja Poutiainen (+1,09).
Riesch ist damit die erste deutsche Slalom-Weltmeisterin seit 33 Jahren. 1976 war Rosi Mittermaiers Olympiasieg in Innsbruck auch als WM-Titel gewertet worden. Bei der WM in Val d'Isere holten die Deutschen Damen bereits die zweite Goldene. Am Mittwoch hatte Kathrin Hölzl überraschend den Riesentorlauf gewonnen.
Riesch: "Weltmeisterin - ein Wahnsinn!"
Für die 24-jährige Riesch war es die erste Medaille bei einem Großereignis. Die Gewinnerin von zehn Weltcupbewerben, darunter allein vier Slaloms in dieser Saison, hielt dem Druck der Topfavoritin, der auf ihr lastete, dann doch souverän stand: "Ich war bei der WM einfach nicht so gut, wie ich es sein wollte. Nach dem ersten Lauf habe ich nicht mehr daran gedacht, ich habe mir schon Phrasen zurecht gelegt, für den Fall, wenn es nicht klappt. Jetzt bin ich Weltmeisterin - ein Wahnsinn", jubelte die Garmisch-Partenkirchenerin, die damit beste Werbung für die WM 2011 in ihrem Heimatort gemacht hat.
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Mölgg hätte der Deutschen aber noch gefährlich werden können, "wenn Manuela runter gekommen wäre, wäre es sicher nochmal eng geworden", sagte deshalb Riesch. Der anwesende Staatspräsident Nicolas Sarkozy sah auch die französische Hoffnung Sandrine Aubert, Dritte zur Halbzeit, patzen, zurücksteigen und applaudierte ihr, als sie mit 48,57 Sekunden Rückstand ins Ziel kam. Vonn, Weltmeisterin in Super-G und Abfahrt, hatte sich nach dem Unfall mit der Champagnerflasche am Dienstag in der Tiroler Privatklinik in Hochrum am Daumen operieren lassen und war unter Schmerzen und mit Spezialschiene angetreten und hatte gemeint: "Natürlich hat es gestört, die rechte Hand wiegt zwei Kilo mehr als die linke, weil da so viel Tape drauf ist."
Schmerzhafter Abflug von Zettel
Kathrin Zettel, die vor dem Rennen sogar als Gold-Anwärterin galt, wurde im ersten Durchgang ein Innenskifehler zum Verhängnis, der einen schmerzhaften Abflug zur Folge hatte. "Ich habe den Ski einfach ein bisschen zu weit durchfahren lassen, dadurch war ich mit dem Schwerpunkt hinten nach und habe im nächsten Schwung zu früh am Innenski angesetzt. Dann bin ich ausgerutscht und es hat mich hart auf die Rippen gehaut. Es tut ziemlich weh und schmerzt fast mehr als das Seelische. Dabei habe ich mich hier so wohl gefühlt", meinte die enttäuschte Niederösterreicherin, die sich aber immerhin damit trösten kann, dass sie bei dieser WM die Goldmedaille in der Super-Kombi holte.
Keine Österreicherin im Finale
Ein Innenskifehler war es auch, der Michaela Kirchgasser aus dem Rennen warf. Die Salzburgerin aus Filzmoos kam nicht einmal bis zur ersten Zwischenzeit und musste noch auf der Piste von ihren Trainern getröstet werden. Sie meinte zu ihrem Lauf: "Ich bin in einer guten Form. Die Leistung schaut schlecht aus, weil es keine Medaille gab, aber ich weiß, dass ich schnell bin. Was soll ich nachweinen, das bringt eh nichts. Ausfall ist Ausfall." Dass es auch keine ihrer Kolleginnen ins Finale geschafft hat, sei sicherlich "eine Enttäuschung", doch beschäftigte sie sich dann doch eher mit ihrem eigenen Abschneiden. "Und wir wussten ja, dass im Slalom nur die Kathi und ich für eine Medaille infrage kommen." Mit 23 Jahren hat sie noch viele Großereignisse vor sich: "In zwei Jahren kommt wieder eine WM und nächstes Jahr Olympia. Da bin ich wieder dabei."
Görgl und Fenninger sahen zwar das Ziel, hatten aber 4,88 bzw. 5,37 Sekunden Rückstand und verpassten die Qualifikation für den zweiten Durchgang.
Pum zieht Bilanz
ÖSV-Chef Hans Pum fand das Ergebnis im vorletzten WM-Bewerb "sehr schade, denn durch den Ausfall von Zettel und Kirchgasser haben die zwei anderen den Mut ein bisserl verloren und nicht mehr attackiert." Die Gesamtbilanz für das Frauenlager fällt bei Pum aber positiv aus. "Unsere Läuferinnen haben hier alles gegeben, sie haben auch bei widrigen Bedingungen gekämpft und waren auch erfolgreich. Es hat sehr gut angefangen. In Disziplinen, in denen wir uns nicht so viele Chancen ausgerechnet haben, haben wir Medaillen gemacht. Und wo wir sie erwartet und erhofft haben, hat es nicht funktioniert. Mit den Medaillen müssen wir zufrieden sein."
Das Ergebnis
Rang | Name | Nation | Lauf 1 | Lauf 2 | Gesamt | |
1 | RIESCH Maria | GER | 55.63 | 56.17 | 1:51.80 | |
2 | ZAHROBSKA Sarka | CZE | 55.47 | 57.10 | 1:52.57 | |
3 | POUTIAINEN Tanja | FIN | 55.91 | 56.98 | 1:52.89 | |
4 | KARBON Denise | ITA | 55.95 | 56.95 | 1:52.90 | |
5 | GIUS Nicole | ITA | 56.75 | 56.18 | 1:52.93 | |
6 | FEIERABEND Denise | SUI | 56.46 | 57.03 | 1:53.49 | |
7 | JELUSIC Ana | CRO | 56.04 | 57.63 | 1:53.67 | |
8 | CHMELAR Fanny | GER | 56.62 | 57.14 | 1:53.76 | |
9 | PAERSON Anja | SWE | 57.09 | 56.69 | 1:53.78 | |
10 | BONJOUR Aline | SUI | 56.83 | 57.01 | 1:53.84 | |
11 | LEINONEN Sanni | FIN | 55.78 | 58.26 | 1:54.04 | |
12 | GOODMAN Anna | CAN | 55.86 | 58.41 | 1:54.27 | |
13 | NOENS Nastasia | FRA | 57.06 | 57.23 | 1:54.29 | |
14 | GRAND Rabea | SUI | 56.01 | 58.43 | 1:54.44 | |
15 | HANSDOTTER Frida | SWE | 55.62 | 58.86 | 1:54.48 | |
16 | GINI Sandra | SUI | 57.42 | 57.38 | 1:54.80 | |
17 | FERK Marusa | SLO | 57.26 | 57.94 | 1:55.20 | |
18 | HOELZL Kathrin | GER | 58.21 | 58.13 | 1:56.34 | |
20 | NIGG Marina | LIE | 57.56 | 58.90 | 1:56.46 | |
21 | PERSYN Karen | BEL | 58.42 | 59.14 | 1:57.56 | |
22 | LOLOVIC Jelena | SRB | 59.19 | 58.82 | 1:58.01 | |
23 | KARASINSKA Katarzyna | POL | 59.05 | 58.98 | 1:58.03 | |
24 | KLUS Aleksandra | POL | 59.15 | 1:00.52 | 1:59.67 | |
25 | ACTON Brigitte | CAN | 56.99 | 1:10.25 | 2:07.24 | |
26 | AUBERT Sandrine | FRA | 55.40 | 1:44.97 | 2:40.37 |
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