Nach brutalem Mord

Ex-ORF-Moderator Frodl kommt frei

Österreich
17.04.2009 11:12
Helmut Frodl, der 1993 wegen Mordes an einem Wiener Tonstudio-Besitzer zu lebenslanger Haft verurteilt worden war, kommt nach 17 Jahren hinter Gittern am 14. Juni auf Bewährung frei. Das hat das zuständige Vollzugsgericht Steyr am Donnerstag entschieden. Der heute 51-jährige Ex-Moderator der ORF-Jugendsendung "Ohne Maulkorb", der später als Produzent und Regisseur tätig war, hatte im Mai 1992 mit Hilfe seines Steuerberaters sein Opfer nach Budapest gelockt, den Mann betäubt, erschossen und die Leiche mit einem elektrischen Fuchsschwanz in 17 Teile zersägt.

Nach der Anhörung am Donnerstag beschloss das Gericht, dass Frodl am 14. Juni bedingt entlassen wird. Ihm wurde eine Reihe von Weisungen auferlegt: Er muss sich eine Wohnung suchen, einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nachgehen sowie seine Psychotherapie, die er bereits in der Haft begonnen hat, fortsetzen. Das Gericht ordnete außerdem Bewährungshilfe und eine Probezeit von zehn Jahren an.

Mehrere positive Gutachten
Grundlage für die Entscheidung seien unter anderem mehrere positive Gutachten gewesen, die im Laufe der vergangenen 17 Jahre erstellt wurden, hieß es. Vor allem die im heurigen Jänner erstellte psychiatrische Expertise sowie ein forensisch-psychologisches Gutachten vom Dezember 2008 und die psychotherapeutischen Behandlungen während der Haft seien ausschlaggebend für die Entscheidung gewesen. Der Leiter der Justizanstalt Garsten, Norbert Minkendorfer, und die Staatsanwaltschaft Steyr haben der bedingten Entlassung zugestimmt.

Theologie-Studium abgeschlossen
Frodl galt als Musterhäftling und hat im Gefängnis ein Theologie-Studium mit ausgezeichnetem Erfolg abgeschlossen. Nach seiner Freilassung kann er sich nun voll und ganz seiner Dissertation widmen. Sie beschäftigt sich mit dem Themenkreis Geld und Ethik und soll heuer fertig werden, hieß es am Donnerstag von der Katholisch-Theologischen Privatuniversität (KTU) Linz.

Stift lehnt Aufnahme Frodls ab
Gerüchte, er werde im Stift Kremsmünster eine neue Heimat finden, wurden mittlerweile von dessen Pressesprecher Pater Bernhard Eckerstorfer zerstreut: Das Stift betreue Frodl zwar - so wie andere Häftlinge auch - auf der seelsorglichen Ebene und sei auch bei der Reintegration und Resozialisierung behilflich. Es sei aber weder von Frodl noch vom Stift Kremsmünster gewünscht, dass er nach seiner Entlassung dort beschäftigt ist oder wohnt. 

Neuanfang in einer größeren Stadt?
Denn es sei eine Art dörfliche Gemeinschaft, wo ihn jeder kennen würde - mit 60 Mönchen, 120 Mitarbeitern und 400 Schülern, deren Eltern gegen eine Aufnahme von Frodl Sturm laufen würden. Denkbar sei hingegen ein Neuanfang von Frodl in einer größeren österreichischen Stadt, der ihm wegen der dortigen Anonymität leichter fallen sollte, so Eckerstorfer.

Komplize bereits wieder in Freiheit
Frodls damaliger Komplize befindet sich übrigens seit dem Vorjahr in Freiheit: Dem an Krebs erkrankten Steuerberater wurde bereits die Rechtswohltat der vorzeitigen bedingten Entlassung zuteil.

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