Air-France-Tragödie
Mittlerweile 44 Leichen geborgen
Zuletzt hatte die französische Polizei Gerüchte dementiert, wonach sich an Bord des abgestürzten Air-France-Airbus zwei Passagiere mit Kontakten zur islamistischen Terrorszene befanden. Diese Spur habe sich als falsch erwiesen, sagte ein Sprecher am Mittwoch. Es habe sich lediglich um Namensgleichheiten gehandelt. Das französische Nachrichtenmagazin "L'Express" hatte zuvor auf seiner Internet-Seite berichtet, dass die Polizei die fraglichen Namen auf der Passagierliste überprüfte.
Aufschluss darüber, was am 1. Juni wirklich an Bord der Air-France-Maschine mit der Flugnummer AF 447 geschehen ist, können nur die beiden Flugschreiber geben. Das französische Atom-U-Boot "Emeraude" (Smaragd) hat am Mittwoch damit begonnen, nach den Flugschreibern des Unglücks-Airbus zu suchen. Die "Emeraude" werde zunächst eine 20 mal 20 Seemeilen (rund 37 mal 37 Kilometer) große Zone durchkämmen, sagte ein französischer Militärsprecher in Paris.
Hochmoderne Sonargeräte im Einsatz
Mit seinen hochmodernen Sonargeräten werde das 74 Meter lange U-Boot versuchen, die akustischen Signale der beiden Flugschreiber zu orten. Viel Hoffnung auf einen schnellen Erfolg gibt es allerdings nicht. Das U-Boot müsse sehr nah an den Flugschreibern vorbeifahren, um sie orten zu können. Viel weiter als 1.000 Meter sind die Signale vermutlich nicht zu empfangen. Die auch "Blackbox" genannten Geräte werden in einer Tiefe von bis zu 4.000 Metern vermutet. Von ihren Daten erhoffen sich die Ermittler Informationen zur Ursache des Absturzes.
Geschwindigkeitsmesser ausgetauscht
Die französische Fluggesellschaft Air France soll unterdessen an ihren Airbus-Langstreckenmaschinen zwei von drei Sonden zur Geschwindigkeitsmessung ausgetauscht haben. Um die sogenannten Pitot-Sonden der Unglücksmaschine gibt es seit Tagen Diskussionen, da sie kurz vor dem Absturz unzuverlässige Daten geliefert haben sollen. Nach Einschätzung der Europäischen Flugsicherheitsbehörde EASA kann dies allerdings nicht allein für den Absturz der Air-France-Maschine verantwortlich sein.
Brasiliens Präsident Luiz Inacio Lula da Silva versprach den Angehörigen, alles nur Erdenkliche zu tun, damit möglichst alle 228 Opfer des Flugzeugabsturzes gefunden werden. "In diesem Moment des Schmerzes wird das zwar nicht das Problem lösen, aber es ist doch ein Trost für die Familien, zu wissen, dass sie ihre Lieben beisetzen können", sagte Lula. "Wir wissen, was es für eine Familie bedeutet, wenn sie ihre verschwundenen geliebten Angehörigen zurückbekommt."
Air France signalisiert schnelle Entschädigung
Indes hat Air France Opferanwälten eine rasche Regelung von Schadenersatzforderungen signalisiert. "Air France will sich nicht streiten, diese Signale habe ich schon bekommen", sagte der deutsche Anwalt Ulrich von Jeinsen am Mittwoch in Hannover. Er rechne deshalb nicht damit, dass er Klage einreichen und vor Gericht ziehen müsse. Bei Jeinsen haben sich bisher die Angehörigen von fünf deutschen Opfern sowie die Vertreter einer Passagiergruppe aus China gemeldet.
Die Frage, ob Air France bei dem Absturz fahrlässig gehandelt habe, sei bei der Entschädigung "zivilrechtlich gleichgültig", sagte Jeinsen. Das Unternehmen hafte nach dem internationalen Luftfahrtabkommen von Montreal "unbeschränkt, außer die Gesellschaft kann nachweisen, dass sie keine Verantwortung trifft". Denkbar wäre das im konkreten Fall laut dem Anwalt eigentlich nur bei einem Terroranschlag, "etwa wenn eine Rakete das Flugzeug getroffen hat". Schon bei einer Kofferbombe im Flugzeug würde Air France aber wahrscheinlich nicht aus der Haftung kommen. "Dann würde sich die Frage stellen, ob die Fluglinie ihre Überwachungspflicht bei der Gepäckkontrolle verletzt hat."
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