"Ich hätte nie gedacht, dass diese Sache einmal so groß wird", sagt Alexei Patschitnow. Der russische Elektronikfachmann war 29 Jahre alt und arbeitete für die Computerakademie in Moskau, als er im Juni 1984 Tetris entwickelte. Das Konzept ist so simpel wie knifflig: Unterschiedlich geformte rechtwinklige Figuren, die sich alle aus vier kleinen Quadraten zusammensetzen, müssen möglichst lückenlos aufeinandergestapelt werden. "Rätsel und Geschicklichkeitsspiele haben mich immer schon fasziniert", sagt Patschitnow. "Bei der Arbeit habe ich mir damit die Zeit vertrieben."
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Durchbruch erst 1988
Der Durchbruch auf dem Weg zur Spiele-Sensation begann, als Henk Rogers, der Chef des US-Unternehmens Blue Planet Software, Tetris 1988 auf einer Computermesse entdeckte. "Ich konnte nicht mehr davon ablassen", sagt Rogers heute. "Es hat mich wirklich gefesselt." 1989 reiste er nach Moskau, da die Rechte an dem Spiel beim sowjetischen Staat lagen. Er brachte einen eigenen Computer samt Drucker mit, um rasch einen Vertrag aufsetzen zu können. Rogers bekam die Rechte, Tetris wurde dem neuen Game Boy von Nintendo beigelegt - und wurde sofort zum Hit.
Selbst heute noch machen Tetris-Produkte laut Rogers zehn Prozent des Spielemarkts aus. Täglich spielen mehr als eine Million Menschen auf der Tetris-Seite im Internet. Rogers und Patschitnow, der inzwischen in Seattle lebt, planen derzeit eine internationale Tetris-Olympiade. "Wir wollen Tetris zu einem Zuschauersport weiterentwickeln", sagt Rogers. Auf Mobiltelefonen wird Tetris längst schon gespielt, es ist auf diesem Markt die Nummer eins, sagt Adam Sussman vom Hersteller EA Mobile. "Das Spiel hatte wirklich einen riesigen Einfluss auf die gesamte Spieleindustrie", sagt Sussman.
"Keine Gewalt, keine Ideologie"
Rogers hat eine These parat, um die Popularität von Tetris zu erklären. "Es gibt keine Gewalt, es vertritt keine Ideologie, es überschreitet kulturelle Grenzen", sagt er. "Es geht einfach darum, Ordnung ins Chaos zu bringen." Der russische Erfinder Patschitnow ist mit dem Spiel zum vermögenden Mann geworden. Eines ärgert ihn aber trotzdem: "Früher war ich mal der beste Tetris-Spieler der Welt. Heute bin ich nur noch ein guter Spieler, aber kein überragender mehr."
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