Der Opern- und Theaterregisseur Robert Wilson hat eine eigentümliche Bühnensprache kreiert. Seine Darsteller bewegen sich oft wenig bis gar nicht, die Gestik ist reduziert. Psychologie und Handlung vermitteln sich bei Wilson nicht durch konventionelle Aktion, sondern sind in eine spektakuläre wie subtile Bildwelt eingelagert.
Welch ein Virtuose des Bühnenraums und -lichts Wilson ist, bewies der Regisseur jüngst erneut bei seiner "Freischütz"-Regie in Baden Baden. "Ich spreche mit den Sängern nicht über Interpretation", sagte er anlässlich der Aufführung, "Interpretation ist eine Aufgabe, die die Zuschauer übernehmen sollten." Genau dies trifft wohl auch auf die "VOOM Portraits" zu, die Wilsons Bildsprache ins Medium Video übertragen.
Brad Pitt und Co. mussten stundenlang posieren
Die Porträts zeigen vor allem Stars wie Brad Pitt (links im Bild), Johnny Depp, Robert Downey Jr., Salma Hayek, Prinzessin Caroline, Willem Dafoe, Steve Buscemi oder auch Dita von Teese (rechts im Bild). Hinzu kommen Aufnahmen von Kindern und Tieren. Die Porträtierten mussten für die nur wenige Minuten dauernden, in Endlosschleife gezeigten Aufnahmen stundenlang posieren.
Wilson schafft es auch hier, die Imaginationsmaschine anzuwerfen, den Besucher in eine rätselhafte Welt zu ziehen. Der den Betrachter bedrohlich fixierende Steve Buscemi, der halbnackte Brad Pitt im Regen, der scheinbar einem Höllenschlund entsteigende Willem Dafoe - Wilson spielt mit den Images "seiner" Stars, treibt sie weiter, überführt sie in surreale Szenarien. In ihrer erzählerischen Qualität stehen die besten der Videos in der Tradition der großen Porträtkunst.
Mischung aus Film, Foto, Theater und Malerei
Wilson: "Die Arbeiten sind eine Mischung aus Film, Foto, Theater und Malerei." Die Musik müsste man hinzufügen, die die Atmosphäre der Videos stark mitprägt.
"Höhepunkt in der Galerie-Geschichte"
Der Neuen Galerie gelang eine wirkungsvolle "Inszenierung" der rund zwanzig Arbeiten, kuratiert hat Peter Weibel, der von einem "Höhepunkt in der Geschichte der Neuen Galerie" spricht. Das mag übertrieben sein, aber anschauen sollte man sich den Beitrag zum Rock-Schwerpunkt des Joanneums unbedingt - bis 6. September!
von Martin Gasser, "Steirerkrone"
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.