Wie die vom Anwalt Gernot Schaar geleitete Rechtskommission am Freitag mitteilte, hat der Kärntner vor einer möglichen vorläufigen Suspendierung gemäß dem Code der Welt-Anti-Doping-Agentur sieben Tage Zeit für eine persönliche Stellungnahme. Damit steht seinem Antreten beim Ironman Austria am Sonntag in Klagenfurt diesbezüglich nichts im Wege.
Verstoß gegen das Anti-Doping-Gesetz?
Der Vorwurf Kohls, er habe vor der Tour de France 2008 von Hempel das EPO-Präparat CERA erhalten, ist in der Öffentlichkeit bereits seit einigen Wochen bekannt. Die NADA wurde nun aktiv, nachdem sie dank eines jüngsten Erlasses des Justizministeriums Einsicht in Akten der Soko Doping erhalten hatte. Demnach besteht bei Hempel der Verdacht des Verstoßes gegen das Anti-Dopinggesetz. Hempel und sein Anwalt Herwig Hasslacher waren bis Freitagmittag über die Einleitung eines Verfahrens nicht informiert.
Hempel: "Will Anschuldigungen restlos aufklären"
"Es geht um die von Herrn Bernhard Kohl ohnehin schon bekannten, zuletzt in stets wechselnder Verantwortung aufgestellten Behauptungen. Hannes Hempel erhält nun die Möglichkeit, vor der NADA in einem fairen Verfahren die Unrichtigkeit dieser Anschuldigungen von Herrn Kohl zu belegen", so Hasslacher. Hannes Hempel: "Es ist mir selbst das größtes Anliegen, nach dem Rennen alle Anschuldigungen von Herrn Kohl restlos aufzuklären."
Eine sofortige vorläufige Suspendierung Hempels, eine sogenannte Sicherungsmaßnahme, war für Schaar kein Thema. Dies sei nur bei Vorliegen einer positiven A-Probe zwingend vorgeschrieben, erklärte der Jurist. Hempel, der Kohls Aussagen als Lügen bezeichnete, hat sich stets vehement von Doping distanziert und in einer eidesstattlichen Erklärung wissen lassen, er habe Dopingsubstanzen weder jemals beschafft oder weitergegeben noch selbst konsumiert.
Bei einer Einvernahme durch die Soko Doping hatte der 35-Jährige Anfang Juni die Weitergabe von CERA an Kohl zugegeben. "In einem psychischen Ausnahmezustand", wie sein Anwalt Hasslacher am Freitag erneut feststellt. Hempel hat diese Aussage dann auch widerrufen.
Startrecht für Ironman in Klagenfurt gesichert
Der bekannte Kärntner Triathlet wurde schließlich auch noch von der Startliste des Kärntner Ironman genommen. Inzwischen hat sich Hempel aber per einstweiliger Verfügung durch das Bezirksgericht Klagenfurt sein Startrecht für das Rennen am Sonntag gesichert. Organisator Stefan Petschnig bestätigte am Donnerstag: "Wir werden ihm die Startunterlagen aushändigen."
Selbst wenn sich in den Monaten nach dem Rennen herausstellen sollte, dass Hempel doch mit Doping zu tun gehabt habe, werde man juristisch nicht mehr gegen ihn tätig werden, kündigte Petschnig an.
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Der Versuch, einen rechtskräftig nicht verurteilten Sportler von der Startliste zu nehmen, sei kein Fehler gewesen. Hempel habe immerhin ein detailliertes Geständnis abgelegt und erst nach elf Tagen widerrufen. "Es wäre grob fahrlässig gewesen, wenn wir nicht reagiert hätten", so Petschnig.
Sonderbewachung für Hempels Bike
Sollte Hempel am Sonntag tatsächlich gewinnen, "werden wir ihm die Medaille und den Pokal überreichen und das Preisgeld überweisen", meinte der Ironman-Organisator. Die Angelegenheit sei "nie eine persönliche Sache" zwischen ihm und dem Athleten gewesen.
Um mögliche Sabotageakte von anderen Sportlern gegenüber Hempel auszuschließen, wird nun etwa das Rennrad des Sportlers in der Wechselzone extra bewacht. Petschnig: "Damit niemand auf die Idee kommt, die Luft herauszulassen".
"In der Form meines Lebens"
Hempel zeigte sich über seine Nun-doch-Starterlaubnis "sehr erleichtert. Ich habe schließlich nichts Verbotenes gemacht, habe ein Jahr hart trainiert und bin in der Form meines Lebens. Ich bin es alleine meinen Fans schuldig zu starten", berichtete Hempel, der noch am Dienstag mittels einer eidesstattlichen Erklärung versichert hatte, Dopingmittel weder beschafft, noch weitergegeben oder genommen zu haben.
"Kohl wechselt jede Woche seine Meinung"
"Ich hoffe, dass somit endlich Ruhe einkehrt. Wie man weiß, wechselt Bernhard Kohl doch jede Woche seine Meinung. Ich will über ihn am besten gar kein Wort mehr verlieren. Am Sonntag gebe ich meine sportliche Antwort. Ich will auf jeden Fall einen Podestplatz", konzentriert sich Hempel nun voll aufs Sportliche.
Veranstalter Stefan Petschnig hatte den 36-jährigen Hempel wegen der "offenen Fragen und Ungereimtheiten rund um die Vorwürfe der Dopingweitergabe" nicht bei seinem Heimevent antreten lassen wollen - nun muss er es doch tun.
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