Baby für Renate

Götschl beendet ihre Karriere

Sport
19.08.2009 10:13
"Speed Queen" Renate Götschl, eine der sympathischsten und erfolgreichsten Rennläuferinnen der Ski-Nation Österreich, hat überraschend ihren Rücktritt verkündet. Die 34-jährige Steirerin ist schwanger und erwartet im Frühjahr ihr Kind, weshalb sie ihre Ski nach 17 Profi-Jahren noch vor dem Olympia-Winter an den Nagel hängt. "Jetzt beginnt ein neues Leben für mich und ich freue mich schon sehr darauf. Oberste Priorität hat ab sofort mein Nachwuchs, das Skifahren ist ad acta gelegt", erklärte Götschl, die im Laufe ihrer langen Karriere WM-Gold, den Gesamt-Weltcup, fünfmal den Abfahrts-Weltcup und 46 Weltcup-Rennen gewonnen hat, am Mittwoch.

Eine Hochzeit ist vorerst nicht geplant, auch die Frage, ob es ein Bub oder ein Mädchen wird, bleibt noch unbeantwortet. Bis vor wenigen Tagen hatte Götschl noch die kommende Saison und Olympia in Vancouver an erster Stelle im Kopf gehabt, "aber manchmal kommt es eben im Leben anders als man denkt". "Das Baby hat mir die Entscheidung über eine Fortsetzung der Karriere sehr leicht gemacht", meinte Götschl schmunzelnd.

In den Worten von Götschl war keinerlei Wehmut zu erkennen, lediglich große Vorfreude auf einen neuen Abschnitt. Tränen gab es für die TV-Kameras und Fotografen ebenfalls nicht einzufangen. "Eine Heulsuse war ich noch nie", erinnerte Götschl. Auch ihr Freund Hannes Kargl war von den positiven News überwältigt. "Super, wunderschön, wir freuen uns sehr. Das Wichtigste ist, dass das Kind gesund ist", meinte der Steirer. "Ich darf auf eine wundervolle Karriere mit großen Erfolgen zurückblicken. Danke an alle, die mich unterstützt haben", meinte Götschl.

Ein Video von Renate Götschls legendärem Interview nach der Pleite in der WM-Abfahrt von Val d'Isere 2009 sowie einen Steckbrief und Bilder findest du in der Infobox!

Wie die "Speed Queen" zu ihrem Namen kam
Im Winter 1998 gewann Götschl am 27. und 28. November die beiden Weltcup-Abfahrten in Lake Louise. Die Tageszeitung "Calgary Sun" ernannte die Österreicherin daraufhin kurzerhand zur "Speed Queen" - ein Beiname war geboren, der Götschl fortan durch den Rest ihrer Karriere begleiten sollte. Nun ist die Laufbahn der 34-jährigen Steirerin aufgrund bevorstehender Mutterfreuden zu Ende, nur der Traum vom letzten großen sportlichen Ziel Olympia-Gold bleibt unerfüllt.

Slalom-Sieg als 17-Jährige
Götschl trug ihren Spitznamen jahrelang völlig zurecht. Allein in ihrer Paradedisziplin Abfahrt gewann sie fünfmal den Spezial-Weltcup (1997, 1999, 2004, 2005, 2007), 24 Siege, WM-Gold (1999), WM-Silber (2001), WM-Bronze (2005) und Olympia-Bronze (2002). Ihren ersten Weltcup-Sieg hatte Götschl aber ausgerechnet im Slalom gefeiert. Am 17. Jänner 1993 hatte sie zwei Monate nach ihrem Weltcup-Debüt als damals 17-jährige Schülerin in Hafjell mit Startnummer 42 gewonnen.

Auf allen Weltcup-Pisten zuhause
Österreichs am 6. August 1975 in Judenburg geborene zweifache Sportlerin des Jahres (1997, 2005) war auf allen Weltcup-Strecken zu Hause, auf einer allerdings ganz besonders. Im italienischen Traditions-Skiort Cortina hat Götschl nicht weniger als zehn Weltcup-Rennen (je fünfmal Abfahrt und Super G) gewonnen. Öfter hat kein Skifahrer in ein und demselben Ort triumphiert. In dieser Hinsicht verblasst sogar Schwedens Ski-Legende Ingemar Stenmark, der in Madonna "nur" achtmal gesiegt hat.

In einem Atemzug mit den Allergrößten
Auch in der Rangliste der meisten Weltcup-Siege der Geschichte wird Götschl in einem Atemzug mit den Allergrößten genannt. Hinter Annemarie Moser-Pröll (62 Siege) und Vreni Schneider (55) liegt Götschl aktuell auf Rang drei, im Super G (17 Mal Platz eins) ist sie überhaupt die absolute Nummer eins. Die "Große Kugel" für den Gesamt-Weltcup hat sie ebenfalls erobert (2000).

Kein Glück bei Olympia
Nur Olympia hat es mit der Grande Dame aus dem obersteirischen Schwarzenbach bei Obdach nie wirklich gut gemeint. 1994 in Lillehammer stürzte sie als 18-Jährige in der Abfahrt und verletzte sich. Nagano verließ sie 1998 als mehrfach geschlagene Favoritin medaillenlos und fast schon traumatisiert. 2002 in Salt Lake City war sie dann mit Kombi-Silber und Bronze in der Abfahrt endlich erfolgreich und zugleich "Retterin der Nation". 2006 in Turin gab es Rang vier und damit nur "Blech" in der Abfahrt.

Renate Götschl steht aber auch für ein Wechselbad der Stimmungen. Ging etwas daneben, war die ehrgeizige Kämpferin oft unansprechbar. Wurde sie ihren hohen Ansprüchen gerecht, "passte" es hingegen. Mit den Jahren setzte sich allerdings nicht nur das Talent gegen die Verwegenheit durch, es kam auch eine Menge Gelassenheit dazu.

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(Bild: KMM)
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