Verkäufer verurteilt

Möbel im Wert von 500.000 Euro verhökert

Österreich
21.08.2009 07:40
Über Jahre hinweg ist es in einem großen Wiener Möbelhaus zu unglaublichen Betrügereien gekommen: Ein Verkäufer drehte Dutzenden Obdachlosen sogenannte Möbel-Kredite an, wobei schon bei den Anträgen geflunkert wurde. Einen Bruchteil der Summen zahlte der 35-Jährige den "Darlehensnehmern" aus, mit dem Rest kauften er und ein Mittäter Möbel, die dann nach Serbien geschafft und dort an den Meistbietenden verkauft wurden. Am Donnerstag wurde der Mann in Wien zu drei Jahren teilbedingter Haft verurteilt, der Richterspruch ist bereits rechtskräftig.

Dass der 35-Jährige an seinem Arbeitsplatz als "Star" unter den Verkäufern galt, amüsierte am Donnerstag im Wiener Straflandesgericht sogar seinen Verteidiger. Der Filialleiter hielt große Stücke auf ihn, brachte er es doch regelmäßig auf den größten Monatsumsatz.

Über Mundpropaganda verbreitet
Dass dabei nicht immer alles mit rechten Dingen zuging, flog erst im Vorjahr auf, als der Mann in U-Haft wanderte: Wie sich herausstellte, waren zuletzt auf bloße Mundpropaganda hin Leute ohne Arbeit, aber mit Geldbedarf in die Filiale marschiert und hatten sich nach einem Möbel-Kredit erkundigt. Vernahm der 35-Jährige dieses Stichwort, wurde er zum Kriminellen.

Eine Bank kooperierte schon seit längerem mit dem Unternehmen und vergab Darlehen, wenn Interessenten ein Dienstverhältnis und ein Einkommen nachweisen konnten. Bei Summen bis zu maximal 6.000 Euro wurde dabei jedoch auf eine Bonitätsprüfung verzichtet. Mit einer Kopie des Reisepasses und einem Beschäftigungsnachweis floss in diesen Fällen bereits das Geld.

Komplize untergetaucht
Diese Nachlässigkeit machte sich der findige Verkäufer zu Nutzen. In insgesamt 80 Fällen wickelte er über ein einfaches Computersystem Möbel-Kredite ab, wobei er auf den Kreditanträgen fälschlicherweise ein aufrechtes Dienstverhältnis des jeweiligen Antragstellers vortäuschte. Stets ging es um einen Betrag knapp unterhalb der 6.000 Euro-Grenze, sodass im Handumdrehen das Geld zur Auszahlung gelangte.

Den Großteil davon steckte er gleich ein bzw. leitete die Banknoten seinem - mittlerweile untergetauchten - Komplizen weiter, der im selben Möbelhaus dann groß einkaufen ging. Er gab sich einfach als Hausverwalter aus und behauptete, Wohnungen neu einrichten zu müssen.

Rund 500.000 Euro Schaden
In Wahrheit gelangten die Möbel Lkw-weise Richtung Balkan und wurden dort an den Mann gebracht. Der betreffenden Bank entstand dadurch ein Schaden von rund 500.000 Euro. Erst als die Bank bemerkte, dass sich die Fälle häuften, wo Kreditnehmer die ersten, nach einem Jahr fälligen Rückzahlungsraten nicht bezahlten, wurde man stutzig und erstattete schließlich Anzeige.

Der Möbelverkäufer legte vor Richter Gerhard Wagner ein umfassendes Geständnis ab. "Ich hätt' früher aussteigen sollen", gab er zu Protokoll. Bis zu drei Kredite pro Tag hätte er zuletzt in rein betrügersicher Absicht vergeben. Aus dem gesamten und den angrenzenden Bezirken hätten ihm Arbeitslose die Tür eingerannt: "Die sind bei uns spazieren gegangen und haben teilweise fast um den Kredit gebettelt, weil sie wegen der Wirtschaftskrise kein Geld hatten."

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