Mordslust auf Lesen

Wiener Krimibuchhandlungen boomen

Wien
26.08.2009 12:34
Wenn der Wiener Krimifan Mordslust auf ein neues Buch verspürt und dabei von einer Expertin für literarischen Mord und Totschlag beraten werden will, so kann er auf der Mariahilferstraße in die Nähe des Westbahnhofs fündig werden. Versteckt neben einer Trafik und einem aufgelassenen Reisebüro liegt die Kriminalbuchhandlung "Thrill and Chill" von Helga Hanl-Lohn. Die Auslage zeigt ein Kunterbunt an verschiedenen Kriminaltiteln von Donna Leon bis Wolf Haas.

Betritt man die Räumlichkeiten, so stolpert man fast über einen mit Neuerscheinungen beladenen Tisch. Hier stapeln sich Titel wie etwa Anni Bürklis "Schwarztee" oder Colin Cotterills "Dr. Siri sieht Gespenster". Jenes Buch, nach dem sich in den vergangenen Tagen immer wieder Kunden erkundigt haben, fehlt noch: "Der Brenner und der liebe Gott" wird erst am Donnerstag ausgeliefert. Doch "Ersatz" gibt es unterdessen genug: In den Regalen warten rund 7.000 Krimis auf Käufer. Eine eigene Sektion gilt den "österreichischen Krimis".

Buchhandlung mit Wohnzimmer-Flair
Das winzige Buchfachgeschäft "Mord + Musik" in der Lindengasse in Neubau hat seine Auslage ebenfalls ganz dem österreichischen Kriminalroman gewidmet. An Schnüren befestigt hängt Pierre Emmes "Pasta Mortale" neben Gerhard Loibelsbergers "Naschmarkt Morde". Hintergrundwissen kann man sich mit "Bestie Mensch" von Thomas Müller aneignen. Die heimelige Buchhandlung, die mehr wie ein Wohnzimmer wirkt, bietet auf geschätzten zehn Quadratmetern nicht nur Kriminalliteratur sondern auch Science Fiction, Horror und Fantasy Romane und Avantgarde Musik an.

Seit den 80er Jahren hat sich das Angebot an österreichischen Krimis vervielfältigt. Waren zuvor noch Romane mit anglo-amerikanischem Setting beim Leser beliebt, so kam es in dieser Zeit zu einer Trendwende, die noch immer anhält. Eine Vielfalt von Kriminalromanen bevölkert seitdem die Bestsellerlisten des Landes.

Lesern gefällt es, Handlungsorte zu kennen
"Die österreichischen Krimis fußen auf drei Säulen", sagt Hanl-Lohn, "Lokalkolorit, Humor und Sprachwitz." Den Leser gefällt es, die Handlungsorte zu kennen. Diesen Wiedererkennungswert nützen Autoren wie etwa Stefan Slupetzky mit seiner Wiener "Lemming"-Serie oder Alfred Komareks "Polt"-Romane, die im Weinviertel spielen. Die Tendenz der Autoren, bekannte Orte als Hintergrund zu wählen, hat in den letzten drei Jahren stark zugenommen.

"Vor allem der schwarze Humor hebt den österreichischen Krimi von ihren deutschen Pendants ab", meint die sympathische Buchhändlerin. Es geht also nicht nur um das bloße "Whodunnit", vielmehr soll man auch über die Figuren lachen können. Trotzdem sollten die Protagonisten und Handlungen im Rahmen des Glaubhaften bleiben. Sprachakrobatik wie etwa bei Wolf Haas ist laut der Krimi-Expertin ebenfalls ein Kaufgrund.

Krimischreiben für Anfänger
Wer nimmt auf der gemütlichen Couch im Buchgeschäft Platz und schmökert in Kriminalromanen? "Leute wie du und ich", versichert Hanl-Lohn. Doch scheint nicht nur fast jeder Österreicher zum Krimileser geworden zu sein, viele wollen auch selbst zum Schreibtischtäter werden. Aufgrund der steigenden Nachfrage werden vermehrt Schreib-Workshops angeboten, in denen Kriminalautoren wie etwa Glauser-Preisträgerin Sabine Naber ihr Wissen weitergeben. Beim "Krimischreiben für Anfänger" (so ein Veranstaltungstitel) steht dann unter anderem "Jagd nach dem Indiz - die Methoden der Kriminaltechniker" auf dem Lehrplan, um "Dem Täter auf der Spur" zu kommen.

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