Die Geschichte zu "Infernal: Hell's Vengeance" ist schnell erzählt und spielt, obwohl durchaus vielverheißend, auch leider keine allzu übergeordnete Rolle: Ryan Lennox hat von seinem ehemaligen Arbeitgeber Etherlite, der Geheimorganisation des Himmels, die Schnauze gestrichen voll, weil dieser die Menschheit in einem finalen Schlag zur Hölle schicken möchte. Lennox wechselt daher die Fronten und geht einen Pakt mit dem Teufel ein, um fortan für die gute Sache zum Wohle der Menschheit auf Seiten des Bösen zu kämpfen.
Um den Kriegsmönchen und Kampfpredigern auch gehörig einzuheizen, verfügt der teuflische Agent neben einem umfangreichen Waffenarsenal, zu dem unter anderem Maschinengewehre, Laserpistolen und Wurfsterne gehören, auch über höllische Kräfte. Vorausgesetzt, es befindet sich nicht gerade irgendwo ein Kruzifix oder Scheinwerfer in der Nähe, kann Ryan über seinen Arm Feuerbälle verschießen, sich teleportieren oder mittels Höllensicht verborgene Geheimnisse ausfindig machen - beispielsweise Zahlencodes, um verschlossene Türen zu öffnen.
All diese Fähigkeiten sind in ihrer Anwendung nicht nur umständlich, sie kosten zu allem Überfluss auch Mana. Dieses kann jedoch regeneriert werden, indem Lennox seinen toten Feinden Energie absaugt. Etwaige Zutrittskarten oder Munition, die die Widersacher mit sich führen, werden dabei praktischerweise gleich mitaufgelesen. Dieses Feature ist jedoch Segen und Fluch zugleich, denn die sterblichen Überreste der Feinde lösen sich wenige Augenblicke nach dem Ableben in Luft auf.
Die Folge: Energiemangel und Munitionsknappheit. Besonders lästig wird dies bei den durchaus fordernden Boss-Fights, wenn man inmitten des Kampfes quer übers Schlachtfeld rennen muss, um sich mit dem Nötigsten zu versorgen. Da das Aufsaugen mehrere Sekunden in Anspruch nimmt, ist man dem Kugelhagel schutzlos ausgeliefert. Im schlimmsten Fall – dem eigenen Ableben – hat man dann auch gleich Gelegenheit, mit dem nur wenig durchdachten Speichersystem Bekanntschaft zu machen. Gespeichert wird nämlich nur sporadisch und oft an den falschen Stellen. So kommt es beispielsweise, das man mit einigen Mühen ein Überwachungssystem ausschaltet, um einem Ober-Mönch gegenübertreten zu können, nur um dann nach dem eigenen Tod feststellen zu müssen, dass das Spiel zwar unmittelbar vor dem Kampf gespeichert hat, die Alarmanlage aber wieder aktiv ist.
Derartige Schwächen im Gameplay und der Handhabung trüben die ansonsten durchaus gute Präsentation. In optischer Hinsicht vermag der 3rd-Person-Shooter zwar nicht mit den Genregrößen mitzuhalten, braucht sich aber dank abwechslungsreicher Levels, gelungenen Licht-Effekten und einer guten Physik-Engine auch nicht zu verstecken. Die rockigen Musikklänge wiederum treffen zwar mit Sicherheit nicht jedermanns Geschmack, machen aber ordentlich Druck und passen somit gut zum Baller-Sound der Waffen. Etwas lustlos kommt allerdings die deutsche Sprachausgabe daher. Trotz einiger Wuchteln wäre hier etwas mehr Begeisterung wünschenswert gewesen.
Fazit: "Infernal: Hell's Vengeance" beginnt schwach, steigert sich jedoch allmählich und hat dann schließlich durchaus seine guten Momente. Für ein teuflisches Spielvergnügen reicht es unterm Strich aber nicht, dafür sind Gameplay, Story und Präsentation zu einfach gestrickt, und auch die Handhabung der höllischen Kräfte lässt zu wünschen übrig. Wer so richtig böse sein möchte, sollte dann doch lieber zu "The Darkness" greifen, das in mancherlei Hinsicht Pate gestanden haben dürfte.
Plattform: Xbox 360
Publisher: Playlogic
krone.at-Wertung: 6/10
von Sebastian Räuchle
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