"Er hat mein Leben zerstört." So beginnt Rheas Geschichte. Die 32-Jährige will anonym bleiben. Ihr Ex-Freund verfolgt, bedroht und belästigt sie. Aus Angst holt die junge Mutter ihren zehnjährigen Sohn nur noch in Begleitung zweier Bodyguards von der Schule ab. krone.at traf die Wienerin, die mit einem Schatten lebt.
Psychoterror und Stalking. Zwei Schlagworte, die in vielen Filmen und Krimis vorkommen. Für Rhea (Name von der Redaktion geändert) sind sie Realität. Ihr Ex-Freund ist ein Stalker. "Das Schlimmste waren die Sachbeschädigungen und die Drohungen, dass den Menschen, die mir am Herzen liegen, etwas passieren könnte", erzählt die Wienerin bei unserem Treffen. "Er hat Türen eingeschlagen und drohte meiner Mutter. Sie ist dabei sogar verletzt worden." Rheas zehnjähriger Sohn sitzt neben uns. Er hört sich an, was seine Mama mit leiser Stimme erzählt. Warum sie beide von zwei fremden Männern begleitet werden, sobald sie aus dem Haus gehen.
Weil Anzeigen bei der Polizei "zu nichts führen", wandte sich die Frau an den Begleitschutzservice "Weißer Flügel". Eine einstweilige Verfügung verbietet dem Mann eine Annäherung in einem Radius von zwei Kilometern. Trotzdem lauert ihr der Ex-Freund auf. Mittlerweile gibt es sogar eine eigene WhatsApp-Gruppe, in der Rheas Nachbarn Video- und Fotomaterial sowie Infos über den Stalker austauschen.
Vor zwei Jahren seien sie noch ein glückliches Paar gewesen, erzählt Rhea. Aber dann sei die Eifersucht durchgebrochen, sogar Freundschaften mit Bekannten habe er ihr verboten. Sie beendete die Beziehung. Das aber will der "Ex" bis heute nicht akzeptieren. Immer wieder versteckt er sich in ihrer Hausanlage, lauert ihr auf, erklimmt und bewirft den Balkon mit Eiern oder Erde. Auch die Lichtbewegungsmelder hat er abmontiert.
Aus Angst vor dem gewalttätigen Mann hat Rhea ihren Job gekündigt. Der Verein "Weißer Flügel" begleitet die junge Mutter tagtäglich und kostenlos: "In der Woche sind es mindestens sechs Stunden, in denen wir Rhea Schutz bieten", sagt Vereinsobmann Mario Schmidt. Menschen, die sich alleine nicht mehr sicher fühlen, können den Verein um Unterstützung bitten. Gegründet wurde der Begleitschutzservice mit persönlichen Securitys in Wien, bald operiert er auch in Innsbruck.
Vor zwei Wochen dann ein bedrohlicher Zwischenfall: Ein Bodyguard wurde von dem Stalker mit Steinen beworfen. Rheas Sohn musste alles mit ansehen. Nach der Attacke beschloss der Verein, die Mutter von nun an mit zwei Bodyguards zu begleiten: "Es ist einfacher zu zweit. Man kann leichter von hinten und von vorne abdecken, das hilft der Klientin und uns."
Obmann Mario Schmidt hat nun einen Spendenaufruf gestartet, um Rhea und ihrem Sohn zu einem Neustart zu verhelfen: "Unsere Klientin hat alles verloren, bei ihr wird ständig versucht, einzubrechen. Das muss alles finanziert werden. Wir hoffen auf Spenden, damit sie endlich umziehen kann. Das wäre der größte Wunsch von uns allen."
Wir fragen Rhea, wie sie das alles bloß übersteht: "Durch den Verein und mein Kind." Und: "Das einzige Ziel, das ich momentan habe, ist, dass das endlich ein Ende nimmt. Dann könnte ich wieder für die Zukunft planen."
Wer Rhea mit Job, Transporter oder Wohnung helfen kann, soll uns bitte eine E-Mail schicken.
Finanzielle Unterstützung über den Verein "Weißer Flügel":
IBAN: AT382011182753896600
BIC: GIBAATWWXXX
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