Der Angeklagte hatte am Abend des 23. März mit Freunden in einem Lokal "Unmengen Wodka g'soffen", wie er berichtete. Auch Speed zog man sich rein. "Dann haben mich die Freund' nach Hause zu meiner Freundin geschickt." Weil sich diese aber ob seines Alkoholkonsums "mörderisch aufg'regt" hat, sei er wieder zurück und habe mit den anderen "weiterg'soffen".
"Ich kann mich an fast nichts erinnern"
Gegen 4 Uhr früh verließ die Runde das Lokal. In der Rotenturmstraße stieß man dann auf eine Menschenansammlung, nachdem angeblich einer Frau die Handtasche gestohlen worden war. "Was ist dann passiert?", wollte Richterin Sonja Höpler-Salat wissen. "Sie, das ist nicht so einfach, ich kann mich an fast nichts mehr erinnern", so der Angeklagte. Offenbar habe er gedacht, das Opfer habe die Tasche gestohlen: "Ich kann mir das nur so erklären."
"Schleich di, warme Sau"
"Auf alle Fälle hab' ich ihn festgehalten", führte der 23-Jährige aus. Dann habe er ihm ins Gesicht geschlagen, zuerst mit der Hand, dann mit dem Fuß, "dann bin ich weg". Da lag das Opfer bereits wehrlos am Boden. In der Erinnerung des Angeklagten soll ihm sein Kontrahent jedoch "Schleich di, warme Sau!" zugerufen haben: "Dann hab' ich wieder hing'haut. Dann hat er wieder g'schimpft."
Zeugen berichteten, der 23-Jährige sei mit beiden Beinen mehrfach "wie verrückt" auf den Kopf des Opfers gesprungen. "Ausg'holt und hingetreten ja, aber sicher nicht gesprungen", widersprach der Angeklagte. Nach der Tat ging der 23-Jährige nach Hause, stopfte die blutigen Schuhe in die Waschmaschine und weichte die blutbefleckte Hose ein. Die Polizei fand ihn kurze Zeit später schlafend in seinem Bett. "Ich hätt' nicht damit gerechnet, dass der tot ist", meinte der Angeklagte.
Wegen weiterer Delikte angeklagt
Der 23-Jährige ist noch wegen zweier weiterer Vorfälle angeklagt: Am 28. September vergangenen Jahres schlug er vor einem Lokal in der Innenstadt einen Mann zu Boden, der einen Streit schlichten wollte. Als das Opfer bereits lag, "bin ich noch einmal nachgestiegen", so der Beschuldigte. Nicht wahr sei, dass er am 4. Dezember in einem Lokal in der Leopoldstadt einen Mann geschlagen hat: "Da war ich in Slowenien."
"Ich bin rechts, aber kein Rassist"
"Ich bin im Rotlichtmilieu aufgewachsen. Da sieht man das Leben anders", so der Angeklagte, der vorübergehend auch Thai-Boxer war. In der Wohnung des 23-Jährigen wurden auch Hakenkreuz-Fahnen und Hitler-Fotos gefunden: "Die hab' ich, seit ich 14 bin. Die hab' ich kurz vor der Festnahme wieder aufgehängt. Weil mir war fad daheim. Ich bin rechts, aber kein Rassist." Auch habe er früher der Hooligan-Szene angehört: "Aber ich bin kein Skinhead."
Zeuge: "Person am Boden hat sich nicht mehr bewegt"
Ein Taxifahrer, der den Vorfall beobachtet hatte, zeigte anhand einer Schachtel, wie der Angeklagte den Kopf des Opfers bearbeitet hat: Weit ausholend versetzte der Zeuge dem Karton Fußtritte und sprang schließlich mit beiden Beinen auf das Objekt. Mit einem lauten Knall sank die Schachtel in sich zusammen. "Die Person am Boden hat sich dabei überhaupt nicht mehr bewegt", so der Taxler.
Bekannte des Angeklagten: "Gesoffen bis zum Umfallen"
Die Stimmung im Lokal an dem Abend sei "super" gewesen: "Wir haben gesoffen bis zum Umfallen", sagte eine Bekannte des Angeklagten. Nach dem Verlassen der Gaststätte habe man den 23-Jährigen kurzfristig aus den Augen verloren: "Ich war so besoffen. Ich hab' zwischen die Autos gepinkelt. Da schau ich nicht, wo ein 1,90-Meter-Mann hingeht."
Schließlich sei sie zur Stelle gekommen, an der die arg zugerichtete Person am Boden lag. "Haben Sie das Opfer zuvor schon einmal gesehen?", fragte die Richterin im Hinblick darauf, dass es vielleicht deswegen zur Auseinandersetzung zwischen dem Angeklagten und dem Opfer gekommen sein könnte, weil Letzterer der Frau die Tasche gestohlen haben soll. "Nein, ich hätt' ja nicht einmal gewusst, wie der vorher ausgesehen hat", lautete die Antwort.
Der Prozess wird am Freitag fortgesetzt. Dann sollen vier weitere Zeugen sowie drei Sachverständige zu Wort kommen.
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