Am Dienstag ist im ungarischen Kecskemet der der Prozess gegen jene Schlepperbande, die sich wegen des Todes von 71 Flüchtlingen in einem Kühl-Lkw verantworten muss, fortgesetzt worden. Der Richter verlas jene Protokolle, die vor allem einen der Schlepper-Chefs, den Afghanen Samsoor Lahoo, massiv belasten.
Die Bande wurde im August 2015 bereits von der Polizei abgehört. Dabei wurden auch Gespräche Lahoos mit dem Fahrer des Kühl-Lkw aufgezeichnet. Der meldete, dass die Flüchtlinge im Kühl-Lkw klopfen würden und um Hilfe riefen. Doch Lahoo schrie ins Handy: „Egal, du musst weiterfahren . . .“
Schlepper agierten skrupellos
Die Aufzeichnungen lassen erahnen, dass die Schlepper jeden Preis - auch den Tod der Flüchtlinge - in Kauf zu nehmen bereit waren. Sie fürchteten offenkundig, dass die Schlepperfahrt durch einen vorzeitigen Stopp des Lasters in Ungarn scheitern und sie selbst damit auffliegen könnten. Die Bande operierte von Ungarn aus. "Der Chauffeur soll weiterfahren, und wenn die Flüchtlinge sterben, soll er sie irgendwo in Deutschland abladen", sagte der Afghane an einer Stelle der Telefon-Mitschnitte..
Telefon-Mitschnitte stützen Mordanklage gegen vier Hauptangeklagte
Die Unterhaltungen, die die ungarische Polizei während der Todesfahrt aufgezeichnet hatte, stützen nach Ansicht der Staatsanwaltschaft deren Mordanklage gegen die vier mutmaßlichen Täter. Neben Lahoo sind dies drei Bulgaren. Die Leichen der Flüchtlinge waren einen Tag später im Laderaum des Fahrzeugs gefunden worden, das die Schlepper in einer Pannenbucht der A4 zurückgelassen hatten. Die Tragödie hatte damals international Entsetzen und Betroffenheit ausgelöst. Der Lkw war in Ungarn von einem Ort nahe der serbischen Grenze abgefahren. Die Flüchtlinge waren nach Erkenntnissen von Sachverständigen noch auf ungarischem Gebiet qualvoll erstickt.
Kronen Zeitung/krone.at
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