Eine der größten Handelsplattformen für Kryptowährungen in Japan hat Digitalgeld in dreistelliger Millionenhöhe verloren. Wie die Plattform Coincheck am Freitag mitteilte, seien über 500 Millionen Einheiten des Computergelds NEM im Gegenwert von umgerechnet 430 Millionen Euro auf illegale Weise verschwunden. Nach Angaben von Unternehmensvertretern ist unklar, wie das Cybergeld verschwunden sei.
Man arbeite daran, die Sicherheit aller Kundenkonten zu gewährleisten. Einige Stunden zuvor hatte Coincheck alle Abhebungen ausgesetzt und den Handel mit allen Digitalwährungen außer Bitcoin gestoppt. Einlagen in der entwendeten Kryptowährung NEM waren ebenfalls nicht mehr möglich.
Coincheck will Betroffene entschädigen
Coincheck hatte am Sonntag angekündigt, die rund 260.000 betroffenen Nutzer des Digitalgelds entschädigen zu wollen. Sie sollen 88,549 japanische Yen (0,65 Euro) für jede Einheit der gestohlenen Digitaldevise NEM erhalten, wie die Plattform mitteilte. Bestreiten will Coincheck die Rückzahlung aus eigenen Mitteln.
Finanzaufsicht untersucht Vorfall
Nach dem Diebstahl bei der Krypto-Börse kündigte die Regierung in Tokio strenge Auflagen an. Die Finanzaufsichtsbehörde FSA werde anordnen, dass Coincheck ihre Geschäftstätigkeit verbessere, insbesondere den Kundenschutz, wie Regierungssprecher Yoshihide Suga am Montag sagte. Die FSA werde die Börse dabei eng überwachen. Die zuständigen Ministerien und Behörden sollen den Hackerangriff auf Coincheck gleichzeitig umfassend untersuchen und dann weitere Maßnahmen vorschlagen, wie der Regierungssprecher weiter sagt.
Digitalwährungen unter Druck
Nach Bekanntwerden der Probleme bei Coincheck waren viele Digitalwährungen unter Druck geraten. Der Bitcoin als älteste und bekannteste Kryptowährung fiel auf der großen Plattform Bitstamp um bis zu neun Prozent in Richtung 10.000 Dollar, konnte sich zuletzt aber wieder auf knapp 11.000 Dollar erholen. Die betroffene Digitaldevise NEM, nach Messung der Internetseite Coinmarketcap die zehntgrößte Kryptowährung der Welt, gab ebenfalls deutlich nach.
Erinnerungen an Mt.Gox
Die Probleme bei Coincheck lassen Erinnerungen wach werden an die ehemalige Bitcoin-Börse Mt.Gox, die im Jahr 2014 nach spektakulärem Verschwinden einer hohen Anzahl von Bitcoins letztlich unterging. Auch dürften Vorfälle wie der bei Coincheck Stimmen lauter werden lassen, die eine staatliche Kontrolle des bisher weitgehend unregulierten Handels mit Kryptowährungen fordern.
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