Preis im Keller

Deutsche Bauern protestieren mit “Milchseen”

Ausland
22.09.2009 19:44
Hunderte Milchbauern haben im Laufe des Dienstags in ganz Deutschland mit "Milchseen" gegen die Talfahrt der Preise protestiert und mehr staatliche Hilfe gefordert. Wenige Tage vor der deutschen Bundestagswahl kippten sie vor den Landwirtschaftsministerien in mehreren Bundesländern Milch in Becken und Wannen und weiteten ihre Aktionen damit aus. Auf Plakaten stand: "Wer Bauern quält wird nicht gewählt".

Der Protest ging nicht nur in Deutschland weiter: Wütende Milchbauern machten auf der italienischen Seite des Brenners ihrem Ärger über die Milchpolitik der EU-Kommission Luft. Bayern verlangte einen Richtungswechsel und forderte eine Senkung der Milchmenge.

"Schwimmbad" mit 25.000 Liter Milch
In Stuttgart füllten Hunderte Landwirte vor dem baden-württembergischen Agrarministerium ein "Schwimmbad" mit rund 25.000 Litern Milch. Nach Angaben des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter machten 500 Bauern mit, die Polizei sprach von 250 Teilnehmern. Auch vor den Landwirtschaftsministerien in Hannover, Kiel, Magdeburg, Mainz, Saarbrücken und Schwerin kippten Hunderte Viehhalter Milch in Becken. 

300.000 Liter auf Feldern verteilt
Im bayrischen Rosenheim verteilten über 300 Landwirte mit ihren Traktoren und Güllefässern rund 300.000 Liter Milch auf einem Feld (Bild), um für höhrere Milchpreise zu demonstrieren. Im Münsterland protestierten rund 100 Bauern vor dem Molkerei-Riesen Humana Milchunion in Everswinkel.

Preis von rund 40 Cent pro Liter gefordert
Deutsche Milchbauern bekommen für einen Liter Milch derzeit zwischen 20 und 27 Cent, in Österreich sind es etwa 25 Cent. Die Milchbauern fordern einen Preis von rund 40 Cent, um kostendeckend zu arbeiten. Der deutsche Milchviehhalterverband fordert, dass die Milchmenge mit staatlichen Eingriffen gesenkt wird. Dies ist umstritten. Außerdem verlangen sie, dass die Milchquote - die EU-weite Obergrenze der Produktion - nicht steigt.

Der Deutsche Bauernverband kritisierte die Aktionen der Milchviehhalter. Die Proteste würden zunehmend radikal, wenn von "Bauernmördern" oder "Strohmännern der Milchmafia" gesprochen werde. Er wandte sich auch gegen die Vernichtung von Milch. In Sachsen-Anhalt hatte der Protest am Rande der Agrarministerkonferenz in der vergangenen Woche vermutlich ein Fischsterben ausgelöst.

19 EU-Staaten fordern mehr Unterstützung von Brüssel
EU-Agrarkommissarin Mariann Fischer Boel hatte ein Hilfspaket vorgelegt, das den EU-Staaten mehr Aufkauf von Milchmenge ermöglichen und die Marktmacht der Erzeuger stärken soll. Die Erhöhung der Milchquote wird nicht gestoppt. Die Bundesregierung hält die Hilfen nicht für ausreichend. Mit Polen verlangen inzwischen 19 von 27 EU-Ländern mehr Unterstützung von Brüssel.

Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) kritisierte die Haltung der EU-Kommission und anderer Bundesländer, die eine Senkung der Milchproduktion abgelehnt hatten. "Das geht an die Substanz der Betriebe", sagte er in München. Seehofer forderte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) auf, mit Frankreich Druck auf die EU-Kommission auszuüben, um noch eine Reduzierung der Milchquote zu erreichen.

Teilblockade am Brenner durch italienische Milchbauern
Hunderte von Bauern protestierten auf der italienischen Seite des Brenners gegen die EU-Milchpolitik. Die italienische Nachrichtenagentur Ansa sprach von rund 250 Protestierern, die bis zum Nachmittag die Brennerautobahn teilweise blockierten. Die Demonstranten wandten sich gegen den massiven Import von Milch aus dem Ausland und forderten Strafen für Milchbauern, die Übermengen produzieren, berichteten italienische Medien.

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