Grausame Abgastests

Geheimbericht: Das geschah mit den Affen im Labor

Ausland
31.01.2018 15:35

Die "Affenschande" sollte nie ans Licht kommen: Der Abschlussbericht zu den Diesel-Abgastests deutscher Autohersteller an Affen wurde nie veröffentlicht. Der "Bild"-Zeitung gelang es, an den geheimen Laborbericht zu kommen, der zeigt, wie die Tiere litten und warum die Ergebnisse vertuscht wurden. Eine Expertin ist sich unterdessen sicher, dass alle betroffenen Affen mittlerweile tot sind. 

Laut dem 58-seitigen Dokument wurden zehn Javaneraffen am 4. Mai 2015 im Lovelace-Labor in Albuquerque (USA) in Glaskäfige gesteckt. Vier Stunden atmeten sie im Auftrag der EUGT, einer Forschungsvereinigung von VW, BMW und Daimler, Dieselabgase ein. Forscher notierten, dass die Affen "gestresst" waren. Dabei lieferte das fragwürdige Experiment nicht die erhofften Ergebnisse.

Entzündungsanzeichen festgestellt
Denn für den Test ließen die Forscher nicht nur die Abgase eines modernen VW Beetle (Baujahr 2015) in die Glaskästen strömen, auch die Abgase eines alten Ford Pick-ups (Baujahr 1997) mussten die Affen einatmen. Die Forscher hatten gehofft, dass die Tiere auf den modernen Motor besser reagieren würden. Stattdessen wurden bei den Affen, die Abgase des Beetle einatmen mussten, sogar mehr Entzündungsanzeichen festgestellt. Dabei inhalierten sie vergleichsweise saubere Abgase, denn der eingesetzte VW Beetle war mit einer Schummelsoftware ausgestattet und stieß bei den Tests viel weniger Stickoxid aus als auf der Straße.

(Bild: Jürgen Radspieler)

VW-Konzern über Tests an Affen "erschüttert"
"Es sind nicht die Ergebnisse, die sie erwartet haben", schrieb Forschungsleiter Jacob McDonald. Er habe versucht, sie etwas abzuschwächen. Vergeblich. Ein Abschlussbericht erschien nie, die EUGT stellte die Finanzierung ein. Unlängst zeigte sich VW-Konzernchef Matthias Müller über die Abgastests an Affen "erschüttert". Volkswagen distanziere sich klar von allen Formen der Tierquälerei. "Wir sind der Überzeugung, dass die damals gewählte wissenschaftliche Methodik falsch war. Es wäre besser gewesen, auf eine solche Untersuchung von vornherein zu verzichten", teilte der Konzern mit.  Als erste personelle Konsequenz wurde am Dienstag der Generalbevollmächtigte von VW, Thomas Steg, beurlaubt.

VW-Chef Matthias Müller (Bild: AFP)
VW-Chef Matthias Müller

Expertin: "In der Regel sterben die Affen oder sie werden getötet"
Die Chefin für Laboruntersuchungen beim Tierschutzverein Peta, Alka Chandna, ist sich unterdessen sicher, was mit den Tieren geschehen ist: Sie sind vermutlich alle tot. "In der Regel sterben die Affen im Laufe der Testreihen oder sie werden getötet, wenn für sie keine Verwendung mehr besteht", sagte Chandna gegenüber der "Bild". "Das ist die Praxis." Affen seien "hochintelligente Tiere, die komplizierte soziale Beziehungen eingehen, eine große Vielfalt von Emotionen erfahren und genauso leiden können wie Menschen". Dem Bericht zufolge soll das Testlabor die zehn chinesischen Javaneraffen für 3500 Dollar pro Tier angekauft haben. 

Kronen Zeitung/krone.at

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