Verschleierungszwang

Iranerinnen legen Kopftuch ab und riskieren Haft

Ausland
02.02.2018 11:10

Seit Wochen protestieren mutige Frauen im Iran gegen den Kopftuchzwang, indem sie das unliebsame Kleidungsstück abnehmen und es an einem Stock durch die Luft schwenken. Mit dieser friedlichen Geste riskieren sie allerdings eine Gefängnisstrafe. Bei einer Demonstration am Donnerstag wurden 29 Aktivistinnen von der Polizei festgenommen.

Seit rund 40 Jahren ist das Tragen von Kopftüchern für Frauen und Mädchen ab neun Jahren im Iran Vorschrift. Zusätzlich müssen sie einen langen, weiten Mantel tragen, um auch ihre Körperkonturen zu verbergen. Die Aktion gegen die Verschleierung ist bereits die zweite Protestwelle innerhalb weniger Wochen. Ende Dezember wurde zehn Tage lang anfänglich gegen die hohe Inflation und Korruption demonstriert. Die Anhänger des Protests zeigten sich dabei zunehmend systemkritisch und forderten schließlich auch einen Regimewechsel.

Protest unter dem Hashtag #WhiteWednesday in sozialen Medien
Zu dieser Zeit begannen Frauen sprichwörtlich auch Flagge gegen den Kopftuchzwang zu zeigen. So hatte sich eine Iranerin in der Hauptstadt Teheran auf einen Verteilerkasten gestellt, ihren Schleier abgelegt und wie eine weiße Fahne an einen Stock gebunden. Ihr Bild, das sie kurz vor ihrer Verhaftung zeigt, ging in den sozialen Netzen um die Welt und wurde zum Symbol für die Bewegung. Die Facebook-Seite "My Stealthy Freedom" veröffentlichte ein Foto von der mutigen jungen Frau. Viele Frauen legten seitdem ihr Kopftuch ab, Bilder und Videos davon werden unter dem Hashtag #WhiteWednesday geteilt.

Präsident Rouhani mahnt Regierung, Protest ernst zu nehmen
Der iranische Präsident Hassan Rouhani hat sich zwar noch nicht konkret zu den Kopftuch-Aktionen geäußert, aber die Führung des Landes aufgefordert, die Bürgerproteste ernst zu nehmen. "Wir können nichts erreichen, wenn wir die Menschen nicht hinter uns haben und ihre Kritik ignorieren", sagte er am Donnerstag.

Hassan Rouhani (Bild: AFP)
Hassan Rouhani

Zwar konnte die iranische Führung die Demonstrationen vorerst beenden, aber Rouhani erwartet weitere Proteste, falls nicht umgehend notwendige Reformen umgesetzt werden. Er befürchtet, dass sich die neue Generation sonst immer mehr vom islamischen System distanziert.

Eine Studentin protestiert Ende Dezember in der Universität von Teheran. Die Polizei ging mit Nebelgranaten gegen die Demonstrierenden vor. (Bild: AP)
Eine Studentin protestiert Ende Dezember in der Universität von Teheran. Die Polizei ging mit Nebelgranaten gegen die Demonstrierenden vor.

Anlässlich des bevorstehenden 39. Jahrestags der islamischen Revolution am 11. Februar 1979 erinnerte Rouhani an die damals gestürzte Monarchie. Demnach hätten auch die Monarchisten geglaubt, sie würden ewig an der Macht bleiben. Am Ende hätten sie aber mit der Revolution von alles verloren, weil sie nicht auf die Stimme des Volkes gehört hätten. Dies sei eine Lehre für alle Machthaber, "sehr genau auf die Forderungen der Menschen zu hören", sagte der Präsident.

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