Peter Stöger wirkte ausgelaugt, als habe er selbst 90 Minuten plus Verlängerung gespielt. "Ich komme immer gerne hierher, aber heute war es schwierig", sagte der Trainer von Borussia Dortmund am Freitagabend nach dem 3:2-Sieg bei seinem Ex-Club 1. FC Köln mit brüchiger Stimme: "Und ich bin froh, dass das Spiel vorbei ist."
Den ganzen Abend über hatten sich sowohl Stöger als auch alle Kölner Mühe gegeben, das "ganz besondere" Spiel so normal wie möglich erscheinen zu lassen. Und die Rückkehr des Wieners in die Kölner Arena, von der er weiterhin nur 500 Meter entfernt wohnt, so nebensächlich wie möglich. Der Stadionsprecher hatte Stöger so vorgestellt wie jeden anderen gegnerischen Trainer. Die Fans pfiffen, vernehmbar, aber nicht zu ekstatisch. Es gab keine Plakate, keine Fangesänge, keine besonderen Gesten.
Nichts für schwache Nerven
Nach dem Schlusspfiff jubelte Stöger, der viereinhalb Jahre beim Club aus der Domstadt gearbeitet hatte, nicht. Er klatschte jeden ab und ging sofort in die Kabine, wo er sich erst einmal sammeln musste. "Das war kein Spiel für schwache Nerven", sagte er. Und sprach sicher nicht nur von der außergewöhnlichen Dramaturgie.
Zweimal hatten die Dortmunder durch den erst zwei Tage zuvor von Chelsea geliehenen Aubameyang-Nachfolger Michy Batshuayi geführt (35., 62.), zweimal hatten die Kölner durch Simon Zoller (60.) und Jorge Mere (69.) ausgeglichen. Ehe ausgerechnet der zuletzt so enttäuschende Andre Schürrle mit seinem ersten Saisontor (84.) den ersten Dortmunder Sieg im Jahr 2018 sicherte.
Emotional schwerstes Spiel
Stöger hat das emotional vielleicht schwerste Spiel seiner Trainerkarriere hinter sich gelassen. Er kann sich nun auf seine Hauptaufgabe konzentrieren: Dortmund in die Champions League führen. Unabhängig davon, ob er dann in der nächsten Saison noch dabei sein wird. Mit Batshuayi, der sich in den sozialen Medien gern als "Batsman" bezeichnet, hat der BVB vielleicht einen guten Griff gemacht. Dem 24-jährigen Belgier gelang ein wunderbarer Einstand. "Ich fühle mich sehr gut, aber ich will noch besser werden", sagte der Angreifer nach seinem Top-Debüt.
Den Kölnern wünschte Stöger zum Abschied alles Gute. "So spielt kein Absteiger", sagte er, bewusst und fast ein wenig beschämt über die Hypothek, die er hinterlassen hat: "Sie hatten ja leider einiges aufzuholen. Es ist immer noch ein schwerer Gang. Aber sie können es schaffen."
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.