Ist Mobilfunkstrahlung gesundheitsschädlich, womöglich sogar krebsfördernd? Diese Frage versucht die Wissenschaft seit Jahren zu beantworten – mit unterschiedlichen Ergebnissen. Eine neue Studie aus den USA, bei der Ratten und Mäuse über längere Zeit hohen Strahlendosen ausgesetzt wurden, legt nun nahe, dass Mobilfunkstrahlung im 900- und 1900-Megahertz-Bereich zumindest nicht ganz unbedenklich ist.
Die vom IT-Portal "Techcrunch" zitierte Studie wurde in den vergangenen beiden Jahren vom National Toxicology Program (NTP) der US-amerikanischen National Institutes of Health durchgeführt. Die Forscher hatten sich frühere Studien zur Gefahr von Mobilfunkstrahlen angesehen und kritisiert, dass diese methodisch nicht in der Lage gewesen seien, eine Verbindung zwischen Mobilfunkstrahlung und Krebserkrankungen klar zu verifizieren oder zu widerlegen.
Tiere wurden länger und stärker bestrahlt
Aus diesem Grund haben sich die Forscher entschieden, in ihrer neuen Studie längere und stärkere Strahlenbelastung bei Nagetieren zu untersuchen. Mäuse und Ratten wurden über Zeiträume von 28 Tagen bis zu zwei Jahren hohen Strahlendosen ausgesetzt. Eine Kontrollgruppe wurde im gleichen Zeitraum nicht bestrahlt.
Die Nager wurden mit Dosen von einem bis zehn Watt pro Kilogramm Körpergewicht konfrontiert. Zum Vergleich: In den USA liegt die erlaubte Höchstdosis für Menschen bei 0,08 Watt pro Kilo. Ausnahmen gibt es nur für Personen, die in der Mobilfunkbranche arbeiten: Techniker dürfen bis zu sechs Minuten lang Dosen von 20 Watt pro Kilo ausgesetzt werden. Die Strahlenbelastung, der die Tiere ausgesetzt waren, liegt also deutlich über jener, die ein Mensch typischerweise erlebt.
Leicht signifikanter Zusammenhang entdeckt
Die Ergebnisse bei Ratten und Mäusen: Männchen, die über längere Zeiträume mit Strahlung im 900-Megahertz-Bereich konfrontiert waren, entwickelten signifikant häufiger bösartige Herztumore, bei Weibchen traten – nicht ganz so signifikant – vermehrt Hirntumore auf. Einen leicht ausgeprägten Zusammenhang beobachteten die Forscher bei beiden Geschlechtern zwischen längerer 1900-Megahertz-Bestrahlung und Krebserkrankungen der Lunge, Leber und anderer Organe.
Laut NTP-Forscher John Bucher sollte man die Studienergebnisse nicht als stellvertretend für menschliche Handynutzung betrachten. Es sei dennoch auffällig gewesen, dass die Tumore, die in der Studie bei den Nagetieren auftraten, in anderen Studien auch bei exzessiven Handynutzern beobachtet worden seien.
Bestrahlte Nagetiere überlebten länger
Interessante Randnotiz: Die Ratten und Mäuse, die Mobilfunkstrahlung ausgesetzt wurden, lebten bei dem Versuch trotz häufigerer Tumorerkrankungen durchschnittlich länger als Tiere, die keiner Strahlung ausgesetzt wurden. Nur 28 Prozent der Tiere der unbestrahlten Kontrollgruppe überlebten den zweijährigen Testzeitraum, bestrahlte Tiere zeigten Überlebensraten von 48 bis 68 Prozent. Die Forscher mutmaßen, dass die Strahlung entweder den natürlichen Alterungsprozess verlangsamt oder zu reduzierter Nahrungsaufnahme und dadurch höherer Lebenserwartung geführt habe.
Die Studienautoren warnen davor, die Studienergebnisse auf den Menschen umzulegen. Auch wenn die Tiere längerer und stärkerer Strahlung als in früheren Experimenten ausgesetzt wurden, lässt sich aus der Studie nicht ableiten, welchen Effekt längere geringe Strahlendosen beim Menschen haben – etwa bei Babys, die eine Welt ohne Mobilfunkstrahlung gar nicht kennengelernt haben. Hier bräuchte es groß angelegte Langzeitstudien beim Menschen.
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