Von Anfang an war dieser Fall klar: Alle Augen würden beim 62. Opernball auf Sebastian Kurz gerichtet sein. Waren sie dann auch. Denn gemeinsam mit seiner Partnerin Susanne Thier (dem Vernehmen nach in einem Kleid "von der Stange") debütierte er nicht nur mit ihr auf dem Ball selbst, sondern vor allem aber als Bundeskanzler. "Ich bin kein großer Ballgeher. Ich bin auch ein schlechter Tänzer", gab er etwas heiser zu. Der kränkelnde Richard Lugner war in Begleitung von Hollywoodstar Melanie Griffith gekommen, Millionär Klemens Hallmann hatte Schauspielerin Lilly James in der Loge. Unter den Gästen waren auch ein Dschungelcamper und eine ehemalige Pornodarstellerin. Für Aufregung und eine Verhaftung sorgte eine barbusige Femen-Aktivistin.
Die Wiener Staatsoper war am Donnerstagabend Bühne für Prominenz aus Politik und Gesellschaft. Doch nicht etwa eine Dame mit zu üppigem Dekolleté oder ein Ballgast, der vorgeglüht hatte, sorgte für die meiste Aufregung, sondern eine Femen-Aktivistin auf dem roten Teppich des Opernballs. Die Frau protestierte mit nacktem Oberkörper gegen den Besuch des ukrainischen Staatspräsidenten Petro Poroschenko, der Logengast von Bundespräsident Alexander Van der Bellen war. Die kreischende Aktivistin wurde von der Polizei abgeführt. In die Oper gelangte sie nicht. Die 25-jährige Frau wird wegen Ordnungsstörung und Anstandsverletzung angezeigt, bestätigte Polizeisprecher Harald Sörös.
"Kein großer Ballgeher und ein schlechter Tänzer"
Er sei "kein großer Ballgeher und ein schlechter Tänzer" sagte Bundeskanzler Kurz nach der Eröffnung des 62. Opernballs im Interview mit dem ORF. Moderator Alfons Haider hob zuvor hervor, dass Kurz, der mit seinen 31 Jahren oft als sehr jung bezeichnet wird, für ein Debüt am Opernball schon zu alt wäre. Für das Jungdamen- und Jungherren-Komitee gilt ein Höchstalter von 24 Jahren.
Kurz kündigte an, an diesem Abend noch "das eine oder andere Glas Wein" zu trinken. Den Opernball bezeichnete er als "eine tolle Visitenkarte für unser Land". Der Bundeskanzler brachte zu seinem Opernball-Debüt die Menschenrechtsaktivistin und Autorin Waris Dirie mit, die "glücklich" war, den Abend in der Staatsoper verbringen zu dürfen. Dirie kämpft seit Jahren gegen weibliche Genitalverstümmelung und will auch am Opernball Lobbying "für 600 Millionen afrikanische Frauen" betreiben. Auch der irische Ministerpräsident Leo Varadkar mit Partner Matthew Barrett war Gast in der Kanzler-Loge. "Ich freue mich hier zu sein", sagte Varadkar auf Deutsch im Interview mit dem ORF. Wien "ist eine wunderschöne Stadt".
Nach dem Ball ging es für den Kanzler noch ganz traditionell zum Würstelstand bei der Oper.
Auch abseits der Politik tanzten jede Menge Promis auf dem Ball an, darunter Moderatorin Silvia Schneider, die Waris Diries rotes Kleid entworfen hat, Magier Magic Christian, "Dancing Star" Otto Retzer mit Gattin Shirley sowie die Kärntner Milliardärin Ingrid Flick. Begrüßt wurden die prominenten Gäste von Organisatorin Maria Großbauer sowie Staatsoperndirektor Dominique Meyer.
Schriftsteller Franzobel kam in Begleitung seiner Ehefrau Maxi Blaha. "Mein Mann schreibt einen Krimi über den Opernball und ich spiele Emilie Flöge, wir haben also beide eine berufliche Ausrede, um viel zu trinken und zu tanzen", sagte Maxi Blaha. "Das ist fast von der Steuer absetzbar", scherzte Franzobel. Beim Tanzen führe seine Frau, verriet er. "Ich bin die geborene Führerin, auch beim Tanzen", so Blaha.
"Es ist immer ein großes Gedränge hier, man muss sich ein bisschen durchkämpfen und -schubsen. Aber das macht den Opernball ja auch aus, dass viele Menschen zusammen feiern", sagte Model Barbara Meier, Freundin von Unternehmer Klemens Hallmann. In der Loge des Millionärs saß außerdem Hollywoodstar Lily James. Aus Deutschland kam erneut Designer Harald Glööckler.
"Vorstadtweib" Nina Proll besuchte den Ball mit Ehemann Gregor Bloeb. Schauspieler Heiner Lauterbauch war mit Gattin Viktoria zugegen: "Ich habe mir sagen lassen, es ist so ähnlich wie das Oktoberfest nur ohne Lederhose, sondern mit Frack." "Diese ganze Tradition eines Opernballs, die haben wir in Deutschland nicht", sagte Lauterbach, der auf eine elegante Erscheinung wert legt: "Es ist mir lieber, es läuft so, als wenn Leute in Jeans zum Beethovenkonzert gehen."
Dschungelcamper und Pornostarlet
Die wohl schrillste Runde platzierte sich um Künstlermanager Helmut Werner: Ihn begleiteten die ehemalige Erotik-Ikone Sibylle Rauch, die deutsche Schauspielerin Nicole Mieth sowie Sänger und Dschungelcamper Florian Wess. Für DJ Ötzi war der rote Teppich "nur Arbeit". "Aber wenn ich drinnen bin, lass ich mich entertainen", so Ötzi. Gemeinsam mit seiner Ehefrau Sonja kam er in einer Kutsche an, den Frack hat er sich für den Ball ausgeborgt.
Lugner kränkelnd, aber glücklich
Gesundheitlich war Richard Lugner auf dem Wiener Opernball zwar ein wenig angeschlagen, sein Gast, die US-Schauspielerin Melanie Griffith, machte dieses Manko aber wieder wett. "Sie ist supertoll. Pünktlich, freundlich. Super", freute sich der Baumeister.
Ob es sein Gast den Ball auch so super gefunden hat, war - zumindest was die Mimik anging - ein wenig fraglich. Der Weg zum WC und zum Mittellogeninterview glich dank des enormen Medieninteresses wieder einem Spießrutenlauf. "Danke, Danke - es ist sehr schön", presste sie noch hervor, bevor sie schnell wieder in die sichere Loge entschwand.
Cathy wollte in Lugner-Loge
Vor der Lugner-Loge gab es natürlich auch wieder bizarre Szenen: Dieses Mal versuchte Ex-Frau Cathy den Medienrummel für sich zu nutzen und als Reporterin zum Baumeister vorzudringen, was dieser aber abschmetterte. "Ich habe drei Securitys am Ball, das weiß sie", war sein knapper Kommentar.
Debütanten mit Downsyndrom
Die Opernball-Eröffnung hat mit Fanfaren-Klängen von Karl Rosner begonnen. Auf sie folgten die österreichische Bundeshymne sowie die Europa-Hymne. Dabei gab es kurzfristig eine kleine Änderung. Statt der an Grippe erkrankten Daniela Fally war die moldawische Sopranistin Valentina Nafornita eingesprungen, die bereits bei der Eröffnung 2013 aufgetreten ist. Sie sang "O mio babbino caro" aus Puccinis "Gianni Schicchi" sowie gemeinsam mit Pavol Breslik "Lippen schweigen" aus Lehars "Die lustige Witwe". "Bei meinem ersten Auftritt wusste ich noch nicht, was genau auf mich zukommt. Ich kannte den Opernball nicht, das war vielleicht sogar leichter", sagte die Sopranistin im Vorfeld im Gespräch mit der APA.
Das Staatsopernballett, das zuletzt aufgrund von Verletzungen und Babykarenzen stark ausgedünnt war, kehrte am Ball mit voller Stärke zurück. Mit den Solotänzern Olga Esina, Maria Yakovleva, Robert Gabdullin und Roman Lazik an der Spitze tanzte es die vom Solotänzer Eno Peci eigens für den Ball kreierten Choreografien zu Josef Strauß' "Mein Lebenslauf ist Lieb'" und der Polka "Lust, Walzer und Feuerfest".
Danach zogen die 144 Debütantenpaare in den Ballsaal ein - darunter wieder das offiziell schönste Paar Österreichs, "Miss Austria" Celine Schrenk und "Mister Austria" Alberto Nodale. Erstmals eröffnete auch ein Paar mit Downsyndrom den Ball - der Wilhelmsburger Felix Röper und seine Partnerin Swatina Wutha, die ursprünglich aus Hamburg stammt.
Die Gestaltung der Eröffnungs-Choreografie - "Stürmisch in Lieb und Tanz", eine Polka von Johann Strauß Sohn - lagt erneut bei Routinier Roman Svabek, der auch wieder die beliebten Publikumsquadrillen leitet. "Dieses Jahr war es wirklich extrem auf Linien aufgebaut, eine Altwiener Choreografie mit vielen schwarz-weiß Effekten", erklärte der Tanzprofi. Beendet wurde die Choreographie mit einer Einlage der Jungherren: Nachdem sie vergangenes Jahr ihren Partnerinnen eine versilberte Rose übergeben hatten, wurden die Damen heuer gleich mit einem Blütenblätterregen bedacht. Dafür wurden in die Stecktücher der Jungherren Blätter eingearbeitet, die sie dann am Ende ihres Auftrittes in die Luft warfen. Mit den Worten "Alles Walzer" war der Ball eröffnet.
Übrigens: Für das rauschende Fest in der Oper haben die illustren Gäste ganz schön tief ins Börsel greifen müssen. Die "Krone" ließ auf dem Opernball die Zahlen für Sie tanzen und recherchierte im Dreivierteltakt: Was Herren für einen Luxus-Abend hinblättern mussten, wie viele Euro ein Gläschen Sekt im Jahr 1957 gekostet hat und wer bisher Richard Lugners teuerster Stargast war!
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