Mit einer Woche Verspätung und nach massiven Protesten gegen die bulgarischen Behörden beginnt für die beiden Löwenjungen "Masoud" und "Terez" ein besseres Leben in der von der Tierschutzorganisation "Vier Pfoten" geführten niederländischen Großkatzenstation "Felida". Die Tiere sind gestern Abend wohlbehalten dort angekommen. Ein "Vier Pfoten"-Team hatte bei beiden Vierbeiner aus illegaler Haltung im Zoo in Razgrad, Bulgarien, gerettet und in ihr neues Zuhause gebracht.
Die anfängliche Weigerung lokaler Behörden, die Tiere in die Obhut der "Vier Pfoten" zu übergeben, hatte zu einer angespannten Lage für das Team vor Ort geführt. Denn die gesundheitliche Verfassung eines der beiden Löwen machte einen schnellen Transfer notwendig. Nach Massenprotesten gegen die Unterbringung der Löwen in einem weiteren Sub-Standard-Zoo konnte der Transfer schließlich mit mehr als einer Woche Verspätung stattfinden. Nun haben "Masoud" und "Terez" ein neues Zuhause gefunden, wo sie sich von ihrem Leid erholen können. Das Team der Großkatzenstation "Felida" wird ihnen die nötige Pflege zukommen lassen und sie auf einen eventuellen endgültigen Transfer in ein noch größeres Schutzzentrum vorbereiten.
Während das "Vier Pfoten"-Team vor Ort in Bulgarien wartete und sich unermüdlich für die für den Transfer notwendigen Genehmigungen einsetzte, untersuchte Dr. Marc Gölkel vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) beide Löwenjungen. Es stellte sich heraus, dass "Terez" an den Vorderläufen unter einem schweren Knochenwachstumsdefekt leidet, der eine Spezialbehandlung erfordert, welche die "Vier Pfoten" leisten können. Ein solcher Defekt ist auf die unprofessionellen Zuchtpraktiken des Zoos von Razgrad zurückzuführen, denn "Masoud" und "Terez" entstammen mindestens in zweiter Generation einer Inzuchtlinie.
Dank der Unterstützung des bulgarischen Premierministers sowie der bulgarischen Bevölkerung wurde die Genehmigung für die Überstellung der Löwen schließlich erteilt. Das "Vier Pfoten"-Team machte sich schnellstmöglich auf den Weg in die Niederlande. Der dreijährige Löwe "Ivan-Asen" wird vorläufig im Sofia Zoo bleiben. Er reagiert sehr gut auf die Behandlung, die er dort erhält, und ist laut den Untersuchungen gesund. Die Tierschützer planen, auch ihn in die Großkatzenstation "Felida" zu übersiedeln, da die Gemeinde Razgrad die Tierschutzorganisation bereits mit der Pflege von "Ivan-Asen" betraut hat. "Wir sind sehr froh, dass sich die Situation zum Positiven gewendet hat und wir 'Masoud' und 'Terez' in ein artgemäßes Umfeld bringen konnten. Der Gesundheitszustand von 'Terez' erfordert dringend eine tägliche Überwachung und eine spezielle Diät, um seine Fehlentwicklung zu behandeln. Die Löwen können sich jetzt von ihrer Vergangenheit erholen", erklärt Dr. Marina Ivanova, Tierärztin und Leiterin des Bulgarien-Büros der "Vier Pfoten".
Zoo ohne Lizenz
Der Zoo von Razgrad liegt im Nordosten Bulgariens und wurde 1960 eröffnet. Obwohl seine Lizenz bereits 2014 auslief, blieb er weiter kostenlos für Besucher geöffnet. Mit der unprofessionellen Zucht und dem Verkauf von Löwen versuchte man, den Betrieb zu finanzieren. Derzeit leben über 25 Tiere – darunter Löwen, Hirsche, Rentiere, Lamas, Füchse, Schweine und Vögel – in dem illegalen Zoo. Da der Zoo im Besitz der Stadt ist, überzeugten die "Vier Pfoten" den Bürgermeister von Razgrad einzuschreiten. Ein internationales Tierärzte-Team versorgte Ende letzten Jahres alle sieben Löwen medizinisch und sterilisierte zusätzlich zwei erwachsene Männchen.
Die Löwenjungen werden vorübergehend in der Großkatzenstation "Felida" leben, die in dem niederländischen Ort Nijeberkoop liegt. Mit der Übernahme des Projekts im Jahr 2014 übernahm die Tierschutzorganisation gleichzeitig die Verantwortung für die darin untergebrachten 26 Großkatzen. Da "Felida" primär als Transit- und Rehabilitierungsstation dient, übersiedelten die "Vier Pfoten" den Großteil der Wildtiere in das ebenfalls eigene Großkatzenschutzzentrum "Lionsrock" in Südafrika. Heute leben in der niederländischen Großkatzenstation sechs weitere Großkatzen, unter anderem die beiden jungen Tiger, die aus Syrien gerettet werden konnten. Die meisten von ihnen sind allerdings zu alt oder schwach für eine Weiterreise. Die "Vier Pfoten" planen, "Felida" auszubauen, um noch mehr Großkatzen aus schlechten Haltungsbedingungen retten und in naturnahen Gehegen aufnehmen zu können.
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