Einige Rochen scheinen heiße Tiefseequellen für das Heranreifen ihrer Eier zu nutzen. Die Zeit von der Eiablage bis zum Schlüpfen der Jungtiere ist bei Rochen eine der längsten in der Tierwelt und kann über vierzig Monate dauern. In der Nähe der Galapagos-Inseln legen die Knorpelfische ihre Eier an Tiefseequellen und kürzen so nach Vermutungen von Forschern diese Zeit ab.
Dieses einzigartige Verhalten sei nun erstmals bei vulkanischen Quellen im Meer nachgewiesen worden, wie die Ökologen in der Fachzeitschrift "Scientific Reports" berichten. Das Team um Pelayo Salinas de Leon von der Charles-Darwin-Forschungsstation auf der Galapagos-Insel Santa Cruz untersuchte zehn Tage lang Unterwasserquellen, sogenannte Raucher, in einer Tiefe von rund 1650 Metern. Bei den Rauchern handelt es sich um turmartige Gebilden, aus denen sehr heißes Wasser austritt. Je nach Zusammensetzung der Mineralien und anderer Stoffe entsteht der Eindruck einer schwarzen oder weißen Rauchwolke.
Während der Expedition nördlich der Darwin-Insel sei bei einigen schwarzen Rauchern (Bild unten) eine hohe Anzahl von Eierkapseln der Rochenart Bathyraja spinosissima festgestellt worden. "Manche Kapseln lagen weniger als einen Meter von einem aktiven Raucher entfernt", schrieben die Wissenschaftler. Zudem hätten Kapselreste darauf hingewiesen, dass die Stelle schon seit Jahren als Brutstätte gedient habe. Ein ähnliches Brutverhalten sei in moderner Zeit nur bei einigen Vogelarten im Südpazifik beobachtet worden.
Verkürzt warmes Wasser die Entwicklungszeit?
Ihre Hypothese ist, dass die Galapagos-Rochen die Entwicklungszeit ihrer Eier aktiv zu reduzieren versuchen, sagte Salinas. "Denkbar ist eine Reduzierung von zehn Monaten bis zu einem Jahr." Diese Zeitspanne sei aber spekulativ, weil über die Art Bathyraja spinosissima noch zu wenig bekannt sei. Ihre Entwicklungszeit wird im Moment lediglich anhand von Erkenntnissen über verwandte Arten geschätzt - sie liegt bei 1500 Tagen.
Die Tiefseeforschung ist immer noch sehr aufwendig und teuer, sagte Salinas. Bei der Galapagos-Expedition von 2015 wurden die Proben auf dem Meeresgrund mittels eines Unterwasserroboters namens "Hercules" gesammelt, der aus Hunderten Meter Entfernung aus einem Forschungsschiff gelenkt wurde. "Das hört sich wie Playstation an, ist aber hoch kompliziert", erklärte der Wissenschaftler.
Tiefseerochen besonders bedroht
Nach Angaben der Autoren ist jede vierte Knorpelfischart durch die intensive Fischerei vom Aussterben bedroht. Tiefseearten gelten als besonders gefährdet, weil sie sich langsamer fortpflanzen. Durch ihre Erkenntnisse hoffen die Forscher, zur Entwicklung besserer Schutzstrategien für Rochen beitragen zu können.
An kalten Methanquellen vor Chile in 700 Metern Tiefe hatten deutsche Forscher bereits Eier von Rochen gefunden. Im Mittelmeer stießen sie an entsprechenden Quellen auf Ei-Kapseln von Katzenhaien, wie sie 2011 in den "Marine Ecology Progress Series" berichteten. Sie vermuteten, dass die Raubfische ihre Eikapseln gerne an festen Strukturen befestigen. Der Tiefseeboden bestehe ansonsten größtenteils aus Schlamm. "Daher ist es nicht überraschend, dass die Tiere auch Röhrenwurm-Dickichte und Kalksteinauswüchse an Methanquellen als Schutz für den Nachwuchs nutzen", erläuterte das Team um Steffen Kiel, der damals an der Universität Göttingen forschte.
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