Hartnäckigkeit, Ehrgeiz, Rückschläge und Gedanken ans Karriere-Ende. Lukas Klapfer ist seit jenem Tag, als er Mario Stecher 1994 auf dem Holmenkollen siegen sah, von der Sportart Nordische Kombination fasziniert. Und doch hat der Bronzemedaillengewinner bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang einige Wellentäler durchwandern müssen, ehe er seinen bisher größten Erfolg feiern durfte.
"Ich kann mich noch gar nicht so freuen, weil ich noch so fertig bin und mit den Tränen kämpfe. Es ist echt ein Wahnsinnstag", sagte der 32-jährige Eisenerzer nach dem kräfteraubenden 10-km-Rennen. Die Erleichterung kam in der letzten Abfahrt der Loipe.
Schon bald nach dem Zieldurchlauf galt sein erster Anruf seiner Freundin Katrin und seine Gedanken waren auch bei seiner vierjährigen Tochter Valentina. "Sie haben viele Entbehrungen, ich bin den ganzen Winter unterwegs. Und wenn sich das Ganze dann auszahlt, dann ist es umso schöner", meinte Klapfer gerührt.
Oft an Karriereende gedacht
Und er ließ auch klar durchblicken, dass er so manchen Zweiflern eines ausgewischt hat. Zwar hat er auch selbst schon ans Ende seiner Laufbahn gedacht. "Ich glaube, ich habe schon vier Mal abgeschlossen gehabt in Gedanken. Aber auch andere. Und es ist schon ein bisserl eine Genugtuung, wenn man jetzt zeigt, dass sich das dranbleiben auszahlt und dass sich einige doch ziemlich geirrt haben."
Dieses Dranbleiben war auch nötig: Das erste Mal gezweifelt hatte er 2011 nach seiner Nichtnominierung für die WM in Oslo. "Ich habe dann drei Jahre gebraucht, bis ich wieder Anschluss gefunden habe. Bis zur Olympiasaison 2013/14." Davor hatte man ihm 2013 schon von außen das Karriere-Ende nahegelegt. Ein Spezialsprungtraining mit Heinz Kuttin etwa hat ihm zurück in die Spur geholfen.
Als er dann mit dem Team 2014 Olympia-Bronze holte, war dies die Initialzündung für den nächsten Schritt nach oben. Ein neuerlicher Rückschlag war das auch von Cheftrainer Christoph Eugen als "Seuchenjahr" bezeichnete Jahr 2017. Ein Schlüsselbeinbruch in der Saisonvorbereitung im Herbst 2016, ein grippaler Infekt im Jänner und neuerlich das Versäumen der WM in Lahti. "Aber ich habe gewusst, wenn ich gesund bin, bin ich wieder dabei", erinnert sich Klapfer. Bis zum Sommer habe es gedauert, bis die Blutwerte wieder eines Sportlers würdig waren.
Lob von Teamkollegen
Seine Teamkollegen, allen voran Willi Denifl und Bernhard Gruber, sind auch zu Freunden geworden. Und freuten sich ohne Neid mit Klapfer. "Wir sind seit zehn Jahren im Zimmer zusammen. Er ist genau gleich wie ich. Wir verstehen uns sehr gut, obwohl wir eigentlich relativ wenig reden. Es ist Verständnis auf einer sehr hohen Ebene", scherzte Denifl.
Der Tiroler schätzt Klapfer, der bisher sechs Weltcup-Podestplätze, darunter einen Sieg, geschafft hat, sehr. "Er ist einfach ein grader Michl. Wir zwei wissen, wie wir uns zu packen haben. Von ihm kannst du wirklich auch alles haben. Es hat schon den Richtigen getroffen heute."
"Berni" Gruber sieht es ähnlich. "Er ist immer für einen Spaß zu haben. Als Mensch zeichnet ihn aus, dass er irrsinnig freundlich ist und weiß, was er will", erklärte der Ex-Weltmeister. Als sehr zielstrebig, diszipliniert und hilfsbereit beschreibt der Salzburger den Bronzegewinner. "Ich habe schon viel mit ihm durchgemacht - mit solchen Teamkollegen geht man durch viele Höhen und Tiefen. Da lernt man sich richtig gut kennen."
Cheftrainer Eugen hatte eine "irrsinnige Freude". "Er hat heuer sehr gut gearbeitet, war sehr diszipliniert und der Fokus war von Anfang an total auf die Spiele gelegt. Dabei haben wir nicht ganz gewusst wie es ihm geht, weil er doch letzte Woche einen Magendarm-Virus gehabt hat", verriet der Coach, der einst selbst noch mit Klapfer im Kontinentalcup gestartet ist.
"Ich habe immer schon gewusst, das ist ein guter Mann. Er kann nämlich beides: Skispringen und Langlaufen - das hat er heute absolut gezeigt", sagte Eugen. Für die Großschanze, versicherte Eugen, hat Klapfer "natürlich" den vorerst einzigen Fixplatz.
Und dann wird Klapfer wieder die Seele für seinen Sport geben. Und nachher nicht am Resultat zweifeln, oder ob noch mehr möglich gewesen wäre. "Wenn du einen Stieg raufläufst und dir spritzt das Laktat schon bei den Augen und Ohren raus, dann weißt du, dass es nicht schneller gegangen wäre." Und diese Qualen, das versicherte Klapfer schon im Vorfeld, wolle er sich noch bis zu den Olympischen Spielen in Peking 2022 antun.
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