Auf Borneo ist die Zahl der dort lebenden Orang-Utans trotz Schutzmaßnahmen dramatisch gesunken. Seit dem Jahr 1999 ist der Bestand der Menschenaffen auf der südostasiatischen Insel laut einer neuen Studie um rund 100.000 Tiere geschrumpft. Schuld daran ist die weltweite Nachfrage nach Rohstoffen, die dazu führt, dass immer mehr Wälder abgeholzt werden.
Daten, die jetzt von einem internationalen Forscherteam aus 38 Institutionen veröffentlicht wurden, zeigen zum einen, dass es auf Borneo zwar mehr Orang-Utans gibt als bisher angenommen, das zum anderen die Verlustraten aber auch viel höher sind als gedacht. Der Rückgang ist am dramatischsten jenen Gebieten, die abgeholzt oder in landwirtschaftliche Nutzflächen umgewandelt wurden, wie das das Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig am Donnerstag mitteilte.
Überraschend für die Forscher war jedoch, dass der Verlust in Urwäldern und Wäldern, in denen teilweise Holz geschlagen wird, am größten ist. Dort kommen auch die meisten Orang-Utans vor. Die Verfolgung durch den Menschen, wie zum Beispiel das Töten der Tiere in Konfliktsituationen und Jagd für Fleisch und den Haustierhandel, ist den Forschern zufolge wahrscheinlich einer der Hauptgründe für den Rückgang in diesen Waldgebieten.
Affen anpassungsfähiger als gedacht
Orang-Utans sind demnach anpassungsfähiger als ursprünglich gedacht. So bewegen sie sich zum Beispiel häufiger auf dem Boden fort und können sich von Pflanzen ernähren, die ursprünglich nicht zu ihren natürlichen Nahrungsquellen gehörten - wie etwa Akazie oder Ölpalme. Das ermöglicht ihnen, in zerklüfteten Landschaften und viel kleineren Waldgebieten zu überleben, als Wissenschaftler es bisher für möglich hielten."Was die Orang-Utans aber nicht verkraften können, sind die hohen Tötungsraten, die wir derzeit beobachten", erklärte Koautor Serge Wich von der Liverpool John Moores University. "Orang-Utans haben nur selten und wenig Nachwuchs." Wenn nur einer von hundert ausgewachsenen Orang-Utans pro Jahr aus einer Population entfernt wird, stirbt diese Population sehr wahrscheinlich aus, wie frühere Studien zeigten.
Population noch recht stabil
Dennoch halten es die Forscher für unwahrscheinlich, dass der Borneo-Orang-Utan in absehbarer Zeit aussterben wird. Es gebe nach wie vor stabile Populationen in Teilen des malaysischen Borneos und den größeren Nationalparks im indonesischen Borneo. Trotzdem sei es dringend notwendig, zusätzliche Verluste zu verhindern. Weitere 45.000 Orang-Utans könnten in den nächsten 35 Jahren allein durch die Zerstörung ihrer Lebensräume verschwinden, warnten die Experten.Den Forschern zufolge leben heute etwa zehntausend Orang-Utans in derzeit noch bewaldeten Gebieten, die für Palmölplantagen vorgesehen sind. Werden diese landwirtschaftlich genutzt, sterben den Experten zufolge die meisten Tiere.
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