Das Ansteigen der Diebstähle ist heuer an den Kriminalisten freilich nicht spurlos vorüber gegangen. Ihre Analysen haben dabei aber zu umstrittenen Maßnahmen wie dem Einsatz der Sonderkommission Ost (Soko Ost) oder der Kfz-Sonderermittlungsgruppe im Burgenland geführt. Erklärtes Ziel war, zumindest wieder unter das Niveau des Vorjahres zukommen. "Und dort bewegen wir uns derzeit", sagt Franz Lang, Direktor des Bundeskriminalamts. Seit der zweiten Jahreshälfte 2009 "bewegt sich die Kurve wieder runter", meint er.
Spitzen nach EU- und Schengen-Erweiterung
Betrachtet man die Zahl der Fahrzeug-Diebstähle im Jahresvergleich, verzeichnet man einen Höhepunkt bei den Entwendungen von Pkw und Kombis im Jahr 2005 (einem Jahr nach der EU-Erweiterung). Nachdem die Fälle in den folgenden Jahren wieder zurückgingen, bemerkte man ab 2008 einen neuerlichen Anstieg. In der zweiten Jahreshälfte 2008 "gab es einen ziemlichen Hype", sagt Lang. Knapp ein Jahr nach der Schengenöffnung (im Dezember 2007) ist neuerlich eine Täterroutine entstanden.
Diebstähle gesamt | Diebstähle Wien | |
2004 | 5.148 | 1.743 |
2005 | 7.220 | 3.532 |
2006 | 5.204 | 2.259 |
2007 | 4.091 | 1.570 |
2008 | 4.651 | 1.942 |
2009 | 4.018 (bis September) | 2.104 (bis September) |
Im März 2009 hat man festgestellt, "dass sich das Ganze negativ entwickelt". Im April wurden erstmals verstärkt Maßnahmen gesetzt und Schwerpunktaktionen gestartet, "weil die Gefahr bestand, dass es so weitergeht", sagt Lang. "Was in Wien passiert, passiert 1:1 in Österreich", meint der BK-Direktor. Fast jedes zweite in Österreich gestohlene Auto wird in der Bundeshauptstadt entwendet, jedes fünfte in Niederösterreich. Daher war auch der Schwerpunkt der Maßnahmen auf Wien konzentriert. Für Kriminelle ist die Großstadt wegen ihrer hohen Kfz-Dichte, den hochwertigen Fahrzeugen, dem geballt vorhanden Gewerbe und der Industrie interessant. Außerdem ist Wien ein Verkehrsknotenpunkt.
"Binnen einer Stunde wird ausgewichen"
Kfz-Diebe, die in Österreich zuschlagen, sind bestens informiert über polizeiliche Erfolge und können ihre Taktiken binnen Tagen - und wenn nötig auch binnen Stunden - ändern. Sie verlegen ihre Transportroute, verladen gestohlene Fahrzeuge oder zerlegen sie in ihre Einzelteile. Die Täter sind bestens vernetzt - dennoch: Von einer organisierten Kriminalität wie bei Geldfälschern und Menschenhändlern will Franz Lang noch nicht sprechen, man habe eher "mit einer Reihe isoliert handelnder Tätergruppen zu tun".
Am deutlichsten feststellbar sei die kurze Reaktionszeit der Täter bei Routen in Richtung Osten etwa über die Ostautobahn (A4) oder auch über die Tauernautobahn (A10). Von dort "wird binnen einer Stunde nach Norden oder Süden ausgewichen".
Hoch im Kurs: Niedrigpreisige Autos und Airbags
Eine interessante Entwicklung sei, dass Kriminelle derzeit stärker auf niedrigpreisige Fahrzeuge oder "nicht mehr ganz neuwertige Autos gehen", erklärt Lang. Mögliche Erklärungen dafür sind, dass neue Autos besser gesichert sind, die Kontrolldichte der Polizei hauptsächlich bei neuen Fahrzeugen erhöht wurde, aber auch der Ersatzteilbedarf für ältere Kfz gestiegen ist. Eine starke Zunahme gibt es beim Diebstahl von Airbags, vor allem bei VW und Toyota. Aber auch Navigationsgeräte, die für den Markt im Nahen Osten interessant sind, stehen ganz oben auf der Liste von Straftätergruppierungen.
Von den bekannt gewordenen Tätern weiß man, dass sie hauptsächlich aus Russland, der Ukraine, Georgien, Moldawien, Rumänien und den Westbalkanstaaten Serbien, Montenegro, Albanien und Mazedonien stammen. Danach erst kommen Länder wie Polen, Ungarn, Tschechien oder die Slowakei. Gerade beim Kfz-Einbruch, wo es um Beschaffung von Ersatzteilen geht, zeigte sich zuletzt - bei Tätern, die in Österreich aufgegriffen wurden -, dass 60 Prozent von ihnen aus der Slowakei operierten.
Einbrüche in Zulassungsstelle stellen Polizei vor Probleme
Eine beliebte Vorgangsweise beim Diebstahl neuwertiger Fahrzeuge sei derzeit der Einbruch in Kfz-Zulassungsbüros, wo sich Täter Dokumente beschaffen und "de facto Originaldruck" betreiben, berichtet der Kriminalamtsdirektor. Auch das Eindringen in Geschäftslokalitäten, um an Schlüssel und Papiere zu gelangen und anschließend mit den Fahrzeugen davonzubrausen, sei üblich.
Besonders wichtig bei der Fahndung ist jetzt - nicht zuletzt aufgrund der Schengen-Erweiterung - die Zusammenarbeit mit den Zielländern. Im österreichischen BK setzt man auf spiegelgleiche Handlungen, das heißt, wenn ein Täter hierzulande festgenommen wird, müssen parallel im Herkunftsland Hausdurchsuchungen durchgeführt werden. Derartige Vorgangsweisen wurden durch bilaterale Verträge möglich.
Wichtig sei, dass Schwerpunktaktionen "parallel und abgestimmt mit unseren Maßnahmen" laufen, sagte Lang. Wird in Österreich kontrolliert, müssen zeitgleich Kontrollen - beispielsweise in Ungarn - durchgeführt werden. Seit dem Jahr 2000 hat man die Kontakte mit den Nachbarländern intensiv aufgebaut, das zeige nun Wirkung. Etwa 40 Prozent der gestohlenen Kfz "können wir wieder zustande bringen", sagte der BK-Direktor.
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