Drei altgediente Stars und zwei Newcomer rittern bei der 90. Oscar-Verleihung am 4. März um den Preis für den besten Hauptdarsteller. Es sind teils exzentrische, teils in dieser Kategorie ziemlich unüblichen Darbietungen, die es auf die Liste geschafft haben, wobei mit dem Engländer Gary Oldman ein klarer Favorit auszumachen ist. Aber ein Landsmann könnte ihm die Auszeichnung streitig machen.
Für Oldman (59) spricht jedenfalls vieles: Der mit so unterschiedlichen Filmen wie "JFK - Tatort Dallas", der "Harry Potter"-Reihe oder "Dame, König, As, Spion" erfolgreiche Schauspieler hat sich für "Die dunkelste Stunde" in den britischen Premierminister Winston Churchill verwandelt - und das ist durchaus wörtlich zu nehmen. Denn eigentlich unterscheidet sich seine äußerliche Erscheinung ja maßgeblich von dem Politiker. Dennoch überzeugt Oldman in Joe Wrights Historiendrama, in eine dicke Polsterung gehüllt, mit einer wortgewandten und eindringlichen Performance, die schon bei den Golden Globes ausgezeichnet wurde. Seine zweite Oscar-Nominierung sollte ihm nun die Krönung einbringen.
Sofern die Academy nicht Daniel Day-Lewis (60) den Vorzug gibt. Immerhin hat er bereits damit "gedroht", dass seine Darstellung des Modedesigners Reynolds Woodcock in "Der seidene Faden" sein letzter Film sein wird. An mangelnder Ehrerbietung kann es jedenfalls nicht liegen, ist Day-Lewis bis dato doch der einzige Schauspieler, der dreimal als bester Hauptdarsteller bei den Oscars prämiert wurde ("Mein linker Fuß", "There Will Be Blood" und "Lincoln"). In Paul Thomas Andersons Film ist er nun wieder preisverdächtig unterwegs, wobei zu hoffen bleibt, dass man diesem Großen seiner Zunft auch künftig in der ein oder anderen Form auf einer Leinwand begegnen wird.
Komplettiert wird die erfahrene Riege der diesjährigen Nominierten von Denzel Washington (63). Nachdem er im Vorjahr mit "Fences" im Rennen war, darf sich der Hollywoodstar heuer erneut Hoffnungen machen. Als "Roman Israel, Esq." muss er sich in Dan Gilroys zweiter Regiearbeit mit den Mühlen der Justiz auseinandersetzen, gibt er doch einen Anwalt in Los Angeles, der trotz seiner idealistischen Einstellung vor schwerwiegenden Entscheidungen steht. Dass das eigene Wohl oft näher liegt als der Kampf für das Gute, lernt er auf die harte Tour kennen. Wo sonst bei Washington oft Action dominiert, sind es hier juristische Wortakrobatik und ein sich immer enger spinnendes Netz aus Lügen und Heuchelei.
Noch am Anfang seiner Karriere steht Timothee Chalamet (22), der in "Call Me by Your Name" bleibenden Eindruck hinterließ. Der US-Amerikaner, den man auch aus der Fernsehserie "Homeland" kennt, spielt darin einen italienischen Jugendlichen, der mit dem Assistenten seines Vaters eine Affäre eingeht. Vielfach wurde Chalamet für seine einfühlsame und überzeugende Leistung in der Romanadaption von Regisseur Luca Guadagnino gelobt, die ihm etliche Auszeichnungen einbrachte. Dass sein Lauf nicht von ungefähr kommt, zeugen auch Auftritte in Filmen wie "Hot Summer Nights" oder "Lady Bird".
Und dann wäre da noch der blanke Horror: Den empfindet nämlich Daniel Kaluuya (28) in Jordan Peeles "Get Out", inklusive geweiteter Augen und reichlich unheimlicher Vorkommnisse. Die Horrorsatire, die vor allem mit Gesellschaftskritik punktete und Rassismus auf sehr eigenwillige Art an den Pranger stellt, gehörte im vergangenen Jahr sicherlich zu den Überraschungen im Kino. Dabei steht und fällt die stereotype Auseinandersetzung zwischen Schwarz und Weiß mit Kaluuyas Darbietung, der sich der nur nach außen hin heilen Familie seiner Freundin gegenüber sieht. Immerhin hat das dem gebürtigen Engländer sogar eine Rolle im aktuellen Marvel-Blockbuster "Black Panther" eingebracht - all der Schrecken hat sich also gelohnt.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.