Das kleine Wörtchen "von" hat Karl Habsburg (57) diese Woche eine Anzeige und Einvernahme beim Bezirksamt beschert. Mit Conny Bischofberger spricht der Enkel des letzten Kaisers von Österreich über Adelige und Hofräte, Familienehre und Vaterpflichten und seine drei Jobs.
Was macht eigentlich Karl Habsburg? Er wird angezeigt! Das ist kein Witz, sondern wirklich passiert. Weil der Kaiserenkel sich auf seiner Homepage "kvh – karl von habsburg" nennt (siehe Screenshot unten), musste er am vergangenen Montag beim Bezirksamt in Wien-Landstraße vorsprechen. Der "Micky-Maus-Angelegenheit" (Original-Zitat seines Anwalts) ging eine anonyme Anzeige voraus.
Zwei Tage später reist Habsburg schon wieder durch Osteuropa – er ist für ein holländisches Medienunternehmen in der Ukraine unterwegs. Das "Krone"-Interview findet schließlich am Freitagnachmittag statt, da sitzt der 57-Jährige in einem Schweizer Hotel. "Ich feiere mit Eleonore ihren Geburtstag vor", sagt er. Seine älteste Tochter lebt in Lateinamerika und ist nur kurz in Europa.
"Krone": Wie soll ich Sie denn jetzt ansprechen?
Karl Habsburg: Im Grunde genommen ist mir das völlig egal! Ich habe wirklich schon alles gehört: Erzherzog Karl, Herr von Habsburg, Herr Habsburg, ab und zu sagt sogar noch jemand "Kaiserliche Hoheit" zu mir. Ich beziehe Titel aber nicht auf mich, so eitel bin ich nicht. Diese Titel verwenden Menschen aus Achtung vor der Geschichte und der Rolle meiner Familie in der Geschichte.
In Österreich gibt es das Adelsaufhebungsgesetz, das solche Titel verbietet. Warum verwenden Sie sie dann auf Ihrer Homepage?
In meinem Pass steht Karl Habsburg-Lothringen und Sie werden keine Unterschrift von mir finden, wo mehr als dieser Name steht. Aber mein Vater war bekannt unter Otto von Habsburg, das war sein Markenzeichen, weil es einfach auch unser Familienname ist. Dass das in Österreich in dieser Form nicht geht, ist mir natürlich bekannt. Da meine Website aber ein internationales Informationstool ist und deshalb ja auch im World Wide Web steht, das über Österreich weit hinausgeht, war es für mich naheliegend, dass ich dort den Familiennamen verwende, unter dem ich einfach bekannt bin.
Deshalb wurden Sie jetzt angezeigt. Sind Sie sehr verärgert?
Ehrlich gesagt kein bisschen. Die Angelegenheit amüsiert mich sogar bis zu einem gewissen Grad, abgesehen vom Aufwand. Die Zeit würde ich lieber produktiv und sinnvoll nutzen. Wobei ich sagen muss, dass der zuständige Beamte besonders nett war. Es war also kein unangenehmer Aufenthalt, ganz und gar nicht.
Ihnen droht jetzt eine Geldstrafe. Sollte dieses Gesetz im Hinblick auf seine Strafbestimmungen an die heutigen Gegebenheiten angepasst werden?
Es ist nicht meine Aufgabe, das zu beurteilen. Für mich ist das aber ein Gesetz, das völlig anachronistisch ist und mit der Realität nichts zu tun hat. Das ist so österreichisch! Ein Land, dem die Hofräte so wichtig sind, verbietet den Habsburgern, ihren Adelstitel zu führen. Sicher, es spiegelt die Gefühle von gewissen Leuten im Anschluss an den Ersten Weltkrieg wieder, aber das ist doch auch schon ein Weilchen her. Aus der Zeit lebt so gut wie niemand mehr.
Gehen Sie von einer Verurteilung aus?
Natürlich werde ich verurteilt werden. Ich gehe wirklich nicht von einem Freispruch aus (lacht). Eine Verurteilung wird dieser Diskussion auch zuträglicher sein.
Ist der Umgang Österreichs mit dem Adel nicht auch ein bisschen scheinheilig? Immerhin wirbt man mit Sisi & Co. weltweit um Touristen.
Ja, und wie man sieht, haben die meisten anderen Staaten dieses Problem wesentlich eleganter gelöst. Dass diese Diskussion irgendwann kommen musste, war klar, aber jetzt hat es halt mich getroffen.
Wer steckt hinter dieser Anzeige, was glauben Sie?
Sicherlich ein Querulant mit viel Tagesfreizeit. Aber ich bin ihm sicherlich nicht böse. Im Gegenteil. Ich würde mich gerne bei ihm bedanken, weil er das Thema hochgebracht hat, was sicherlich nicht seine Absicht war. Vielleicht führt es sogar dazu, dass dieses Adelsaufhebungsgesetzt jetzt endlich geändert wird.
Falls das nicht der Fall sein sollte: Wären Sie bereit, Ihre Website umzubenennen?
Das würde ich mir gut überlegen. Mir wäre es lieber, ich könnte sie so belassen, wie sie ist, und auch in Österreich, das ich als meine Heimat betrachte, belassen. Viele meiner Tätigkeiten gehen aus Österreich heraus, sowohl für die Paneuropa-Bewegung als auch für "Blue Shield". Aber ich könnte die Homepage natürlich genauso gut in anderen Ländern laufen lassen.
Sie sind Chef des Hauses Habsburg. Geht es hier auch um die Familienehre?
Ja, aber es geht über meine Familie auch weit hinaus, weil hier ein Gesetz existiert, das man möglicherweise endlich reparieren sollte. Wir werden sehen, wohin diese Diskussion führt.
Ist der Adel nicht passé?
Für Menschen, die Adelstitel nicht als Dekoration, sondern als Verpflichtung und Aufgabe empfinden, nicht! Adel als Beispielswirkung hat immer einen Sinn gehabt.
Blicken Sie manchmal neidvoll nach England, wo die Monarchie einen ganz besonderen Stellenwert in den Herzen der Bevölkerung hat?
Absolut nicht! Weil man auch sehen muss, dass es nicht leicht ist, in einer Königsfamilie zu leben. Es ist eine Verpflichtung und die nehmen die Familienmitglieder halt auf sich.
Sind Sie zur Hochzeit von Prinz Harry und Megan Markle eingeladen?
Nein, bin ich nicht.
Sie waren bis 1999 im Europa-Parlament. Könnte Sie ein Wiedereinstieg in die Politik reizen?
Ich bin mit meinen Tätigkeiten momentan sehr glücklich. Deshalb strebe ich nicht nach einer anderen Funktion. Aber ich werde es auch bestimmt nicht ausschließen.
Genügt Ihnen als glühender Europäer das Europa-Bekenntnis der türkis-blauen Regierung?
Das klare "Ja" zu Europa finde ich positiv und dass Europa kritisiert werden muss, ist auch ganz klar. Ich war immer ein Europaoptimist. Ich sage das heute nur etwas verhaltener als noch vor ein paar Jahren, weil Europa in grundsätzlichen Bereichen erschüttert wurde.
Schadet die FPÖ in der Regierung dem internationalen Ansehen Österreichs?
So weit würde ich nicht gehen. Es ist im Gegenteil wichtig, international Aufklärung zu betreiben. Man kann die FPÖ zum Beispiel nicht in einem Atemzug mit der deutschen AfD nennen, die sind einfach wesentlich radikaler. Also das ist nicht vergleichbar. Die internationale Anerkennung wird letztlich von der Tätigkeit dieser Regierung abhängen.
Werden Sie das "Don’t smoke"-Volksbegehren unterschreiben?
Ich bin zwar Nichtraucher, aber prinzipiell trete ich für die Individualrechte des Menschen ein und nicht für die Gängelung durch den Staat. Also eher nein.
Herr Habsburg, Ihr Sohn Ferdinand fährt in der Formel 3. Haben Sie eigentlich versucht, ihm das auszureden?
Überhaupt nicht. Er hat mir schon mit sieben Jahren erklärt, dass er Rennfahrer werden will. Wenn jemand so eine Passion entwickelt, dann ist es die Aufgabe eines Vaters, ihn dabei zu unterstützen.
Haben Sie nie Angst um ihn?
Nicht spezifisch, sodass ich zittere bei den Rennen. Ich habe ja auch schon alle möglichen Unfälle mit ihm erlebt. Die Sicherheitsstandards sind heutzutage so groß, dass ich das mit großer Passion und einer gewissen Vorsicht beobachte, aber sicherlich nicht angstvoll.
Sie sind seit 2003 von Ihrer Frau Francesca getrennt …
Steht bei Wikipedia, muss also stimmen!
Stimmt es nicht?
Schauen Sie, ich sage dazu gar nichts.
Ich wollte Sie fragen, ob Sie inzwischen geschieden sind oder ob das in streng-katholischen Adelskreisen kein Thema ist?
Kein Kommentar.
Wie funktioniert das Patchwork?
Unsere Kinder sind aus dem Haus. Eleonore lebt in Kolumbien, Gloria studiert in London, wo auch Ferdinand lebt. Da gibt es natürlich entsprechende Treffen mit allen Familienmitgliedern. Das war vorher so und das halten wir auch weiterhin so.
Sie leben mehr oder weniger im Flugzeug, richtig?
Mein Wohnsitz ist Salzburg, aber ich bin wirklich sehr, sehr, sehr viel unterwegs.
Business?
Nein, um Gottes Willen. Natürlich Economy, das ist für mich völlig logisch, vom finanziellen Aspekt einmal ganz abgesehen. Auf den innereuropäischen Strecken ist der Unterschied so minimal, dass Business überhaupt keinen Sinn macht. Du sitzt hinter oder vor dem roten Vorhang. Und ob ich jetzt den Snack auf Plastik oder Porzellan serviert bekomme, ist mir so unglaublich Wurscht.
Conny Bischofberger, Kronen Zeitung
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