Die Olympischen Spiele in Pyeongchang sind zu Ende! 14 Medaillen bedeuteten Platz zehn für Österreich im Medaillenspiegel. Sportkrone.at hat die diesjährigen Winterspielen noch einmal genauer unter die Lupe genommen und die Tops und Flops für Sie zusammengefasst:
Die Tops
+ Marcel Hirscher: Der Ski-Alpinstar aus Salzburg machte nun auch für die anderen seine Karriere "perfekt". Olympia-Gold hatte in seiner Erfolgs-Sammlung ja noch gefehlt. Der 28-Jährige holte Gold in Kombination und Riesentorlauf, im Slalom schied er aus.
+ Anna Gasser: Die Topfavoritin im Big Air lieferte ab und begeisterte mit ihren sauber gelandeten "Backside Double Cork 1080" und "Cab Double Cork 1080" Fachwelt und Fans gleichermaßen. Die Kärntner Snowboarderin setzt im Freestyle-Sport neue Maßstäbe und eroberte souverän die Goldmedaille.
+ Matthias Mayer: Gold 2014 in der Abfahrt von Sotschi, Gold 2018 im Super-G von Pyeongchang. Der Kärntner hat damit wie der Norweger Aksel Lund Svindal bei Winterspielen Gold in beiden Speeddisziplinen gewonnen. Bei den Damen gelang dies Michaela Dorfmeister.
+ ÖRV-Rodelteam: Mehr als erfüllt haben die Rodler die Erwartungen: Sensations-Gold durch David Gleirscher im Einsitzer, Silber durch Peter Penz/Georg Fischler sowie auch noch Bronze in der Team-Staffel durch alle Genannten sowie der erst 19-jährigen Madeleine Egle. Ein kompletter Medaillensatz als Erfolgsbilanz, aber auch ein besonders schön anzusehender Team-Spirit sorgten für ein absolutes Highlight aus ÖOC-Sicht.
+ Die Slalom-Katharinas: Obwohl erst 20 Jahre alt und zum ersten Mal bei Spielen dabei, hatten Katharina Liensberger und Katharina Gallhuber starke Auftritte auf den Alpinski-Pisten. Beide Olympia-Debütantinnen behielten im Teambewerb die Nerven und trugen viel zur Silbermedaille bei, der Niederösterreicherin Gallhuber gelang dazu sensationell Slalom-Bronze.
+ Freundlichkeit der Südkoreaner: Anaseo (Hallo) und Kamsahamnida (danke). So mancher der vielen Freiwilligen hatte zwar Schwierigkeiten mit der englischen Sprache, doch die Hilfsbereitschaft der Gastgeber kannte keine Grenzen. Dazu kam immer ein freundlicher Gruß, ein Lächeln und die Botschaft, das kein Problem unlösbar ist.
+ Nordische Kombinierer und Lukas Klapfer: Letzterer sorgte bei den ÖSV-Kombinierern mit seiner Bronzemedaille gleich im ersten Einzel-Bewerb für die nötige Lockerheit. Das Quartett sorgte dann im abschließenden Teambewerb sogar mit dem zweiten dritten Platz für eine Übererfüllung der Ziele. Seit 2002 schlägt das Kombi-Team immer bei Olympia zu, die Serie hat gehalten.
+ Ester Ledecka: Die Tschechin gewann Gold im Alpinski-Super-G und im Snowboard-Parallel-Riesentorlauf. Sie gesellte sich zu einem Quartett, das Olympiasiege in zwei verschiedenen Sportarten holte. Sie ist die Erste, der das bei ein und denselben Winterspielen gelingt.
+ Marit Björgen: Die 37-jährige Norwegerin fügte ihrer ansehnlichen Sammlung in Pyeongchang zweimal Gold, einmal Silber sowie zweimal Bronze hinzu und ist mit 15 Medaillen die erfolgreichste Medaillensammlerin in der Geschichte der Winterspiele.
+ Deutschland: Seit der Wiedervereinigung hat sich Österreichs Nachbarland bei Winterspielen noch nie so gut geschlagen: mit 14 x Gold durfte der DOSB mit seinen Athleten hochzufrieden sein. Ihren Anteil daran hatten auch die DSV-Kombinierer Eric Frenzel und Co., die alle Goldmedaillen der Nordischen Kombinierer abholten.
+ Norwegen: Noch besser als Deutschland war Norwegen. Die Skandinavier gewannen die Nationenwertung mit 14 x Gold, 14 x Silber und 11 x Bronze. So erfolgreich war noch nie ein Land bei Winterspielen.
+ neuer Big-Air-Bewerb: Nicht nur wegen des österreichischen Erfolgs: Der der neue, spektakuläre Olympia-Bewerb wurde gut vom Publikum angenommen. Auch in der Halfpipe der Ski-Freestyler freute man sich über ausverkaufte Tribünen. Die trendigen, neuen "Action"-Sportarten scheinen der richtige Weg im Erneuerungsprozess des Olympischen Programms zu sein.
+ Annäherung zwischen Süd- und Nordkorea: Der gemeinsame Einmarsch der verfeindeten Staaten bei der Eröffnungsfeier sowie das gemischte Eishockeyteam der Damen könnten der symbolische Anfang einer Annäherung zwischen den beiden Staaten gewesen sein. Es wäre ein weiterer Beweis für das Völker verbindende Element des Sports im Allgemeinen bzw. der Olympischen Spiele als Friedensspiele im Speziellen.
+ Linus Heidegger: Sicher eine der großen Überraschungen im ÖOC-Team. Der 22-jährige Tiroler übertraf zum Abschluss der olympischen Eisschnelllauf-Bewerbe bei der Olympia-Premiere des Massenstarts mit Platz sechs alle Erwartungen.
Die Flops
- Österreichs Skispringern wurden die "Flügel" gehörig gestutzt. Erstmals seit 2002 blieben die einstigen "Adler" gar ohne Medaille und das nur ein Jahr nach dem Höhenflug von Doppel-Einzel-Weltmeister Stefan Kraft. Die besten Platzierungen: Platz 13 Stefan Kraft auf der Normalschanze (schlechtestes Olympiaergebnis Österreichs auf kleinem Bakken seit 1972), Platz 6 Michael Hayböck auf der Großschanze, "Blech" im Teambewerb und noch dazu chancenlos auf Bronze.
- Die öffentliche scharfe Kritik von Skisprung-Cheftrainer Heinz Kuttin nach Ende der Skisprungbewerbe an Gregor Schlierenzauer und Manuel Fettner. Der Kärntner ließ sich, nicht nur in der ersten Emotion, zu harten Worten hinreißen. "Manuel Fettner und Gregor Schlierenzauer... Tschuldigung -, das ist nicht einmal Mittelmaß, das verstehe ich nicht", echauffierte sich Kuttin. Öffentliche Worte, die teamintern alles andere als gut angekommen sind, wie man hörte.
- Cross-Kurs: Fahrbar, aber absolut am Limit gebaut, lautete der Tenor der Snowboarder und Ski-Freestyler zum Cross-Kurs in Bokwang. Noch während der Spiele wurden laufend Anpassungen vorgenommen. Die Sprünge gingen aber nach wie vor weit, größtes Problem waren auch die engen aufeinanderfolgenden Elemente. Die Liste der Verletzten nach Stürzen war lang, u.a. brach sich der Vorarlberger Markus Schairer im Snowboard-Bewerb den fünften Halswirbel. Bei den Skifahrern erwischte es den Kanadier Christopher Delbosco mit Beckenbruch, vier Rippenbrüchen und einer Lungenquetschung heftig. Der Franzose Terence Tchiknavorian brach sich das Schienbein, der Tiroler Christoph Wahrstötter wurde mit Gehirnerschütterung geborgen.
Hier im Video der schwere Sturz von Schairer:
- Wenige Zuschauer: Sehr wechselhaft gestaltete sich die Zuschauerbilanz dieser Spiele. Teilweise wurden Bewerbe vor gähnend leeren Tribünen ausgetragen. Die späte Ansetzung von Bewerben, besonders im Alpensia Olympic Park (ab 21.30 Uhr Ortszeit), wie etwa bei den Skisprungkonkurrenzen war neben teilweise großer Kälte und hoher Eintrittspreise die Rechnung, die den Veranstaltern präsentiert wurde.
- Wetter: Verschiebungen und Durchpeitschen von Bewerben waren zumindest in der ersten Hälfte der Pyeongchang-Spiele sehr unerfreulich. Teilweise wurde der Ausgang auch verzerrt. Big-Air-Olympiasiegerin Anna Gasser wurde in einer gefährlichen Windlotterie im Slopestyle um ihre Chance gebracht. Die Verantwortlichen in Bokwang hatten am Sonntag die Qualifikation wegen zu starken Windes abgesagt, das Finale am Tag danach aber trotz ähnlich gefährlicher Bedingungen mit dem Hinweis durchgepeitscht, dass es ansonst kein Finale geben würde. 41 Stürze bei 50 Runs sprechen Bände. Die nur auf Platz 15 gelandete Mitfavoritin Gasser war zurecht "böse und enttäuscht".
- Norovirus: Keine angenehme Begleiterscheinung war das Ausbrechen des Norovirus unmittelbar vor den Spielen unter Sicherheitskräften. Einerseits reagierte das Organisationskomitee diesbezüglich sehr schnell, andererseits war man in diversen anderen Fällen dann doch überfordert mit einer Quarantäne. Rund 200 Fälle wurde bekannt, zu einem den Ablauf der Spiele störenden Massenausbruch kam es aber nicht.
- Medaillenbilanz der Russen und Chinesen: Die Veranstalter der vorangegangenen und der kommenden Olympischen Winterspiele haben sportlich enttäuscht. Nur zwei Goldmedaillen gab es für die unter neutraler Flagge antretenden Russen und China hat mit einer vier Jahre vor Peking noch viel Arbeit vor sich.
- Russen-Doping: Natürlich wird nicht nur in Russland gedopt. Dass es aber bis einen Tag vor Ende der Spiele nach all den Aufregungen, Sperren, Klagen und Gegenklagen trotzdem wieder zwei bestätigte Dopingfälle im russischen Lager gegeben hat, ist wohl nicht nur für manch russischen Sportfan beklemmend. Die Bob-Pilotin Nadeschda Sergejewa verzichtete auf eine B-Probe, ihr war die verbotene Substanz Trimetazidin nachgewiesen worden. Bereits zuvor hatte der russische Curler Alexander Kruschelnizki seine Bronzemedaille aus dem Mixed-Wettbewerb zurückgeben müssen.
- Eishockey-Team sang russische Hymne: Russlands Eishockey-Spieler stimmten nach dem Olympiasieg bei der Siegerehrung verbotenerweise ihre Nationalhymne an. Die Russen sangen während des Abspielens der Olympischen Hymne ihre eigene, was ihnen wegen der Sanktionen des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) aufgrund der Sanktionen in Folge des Dopingskandals von Sotschi 2014 als neutralen Athleten nicht erlaubt ist.
- Haasers verbaler Fehltritt: Freilich vergreifen sich auch Sportler in der Emotion manchmal im Ton. Trotzdem ist es bedauerlich, dass Ricarda Haaser ihren ersten Durchgang im Riesentorlauf als "schwul" bezeichnete. Gerade bei Olympischen Spielen, die einen hohen symbolischen Wert darstellen, ist so eine unbedachte Äußerung 2018 schwer hinnehmbar. Die missglückte Entschuldigung der Tirolerin ("Sollte ich mit meiner Aussage jemandem zu nahe getreten sein, entschuldige ich mich dafür"), machte die Sache leider nicht besser.
- Dass Bode Miller mit Worten weit weniger geschickt agiert als auf Ski, weiß man. Sein unpassender Kommentar auf NBC über die Heirat von Anna Veith löste aber einen derartigen Shitstorm im Internet aus, dass sich der Ex-Rennläufer aus den USA noch auf Sendung entschuldigen musste.
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