TschechSUV

Skoda Kodiaq: Großer Bär mit kleinen Freuden

Motor
14.03.2018 18:11

Warum klein, wenn es auch groß geht? Warum kompliziert, wenn auch einfach? Oder noch besser: clever. Skoda nimmt grundsätzlich das, was der VW-Konzernbaukasten hergibt, und formt daraus etwas, das vor allem vernünftig ist. Aber nicht so nüchtern wie bei VW, sondern eher so wie mit rausgestreckter Zunge. Ätsch! Und mit dem nach einem Alaska-Grizzly benannten Skoda Kodiaq erweisen die Tschechen ihren Kunden tatsächlich einen Bärendienst - aber im allerbesten Sinne. Mehr Auto braucht man nicht. Weniger bekommt man oft.

(Bild: kmm)

Es ist nachvollziehbar, dass man ein Auto aus dem VW-Konzern haben will. Da weiß man, wie es sich anfühlt (nämlich gut), wie Schalter klacken (präzise) und wie sie sich bedienen lassen (leicht). Der Unterschied der Konzernmarken untereinander liegt im Wesentlichen in der Wertigkeit der Materialien, an der angebotenen Spitzenausstattung - und in Details. Genau die sind es, die Skoda immer etwas augenzwinkernd machen. Regenschirme in den Türen. Ein Eiskratzer im Tankdeckel. Ein kleiner Mistkübel mit Deckel. Steckdosen für USB, 12 Volt und 230 Volt hinten in der Mittelkonsole. Eine Kofferraumbeleuchtung, die sich als Taschenlampe herausnehmen lässt. Klar leuchtet heute schon jedes Smartphone taghell, aber will man das beim Räumen in der Hand halten und riskieren, dass man es fallen lässt?

Die Kofferraumbeleuchtung lässt sich herausnehmen und als Taschenlampe verwenden. (Bild: Stephan Schätzl)
Die Kofferraumbeleuchtung lässt sich herausnehmen und als Taschenlampe verwenden.

Und dann die schiere Größe. Eigentlich entspricht der Kodiaq im Modelluniversum dem VW Tiguan, ist aber so viel größer (4,70 m lang, 21 cm länger als der Tiguan), dass im Prinzip zwei Erwachsene bei umgeklappten Rücksitzlehnen locker im 1,94 Meter langen und insgesamt 2065 Liter großen Kofferraum übernachten können (das ist länger als die Betten in den meisten Campingbussen). Regulär passen 720 Liter hinein. Das ist dann der Bärendienst im eigentlichen Sinn - der an der Konzernmutter, die mehr Geld für weniger Auto verlangt. Allerdings darf man nicht den Fehler machen, ein Notrad mitzubestellen, weil es in dem Fall keinen doppelten Ladeboden gibt, der beim Umklappen die Stufe ausgleicht. Unpraktisch und simply unclever: Die Verzurrösen sind in der für den doppelten Ladeboden passenden Höhe angebracht - folglich zu hoch, wenn man diesen nicht hat.

Die Rückbank ist serienmäßig um 18 Zentimeter verschiebbar, die Lehnen neigungsverstellbar. So kann man den Kofferraum vergrößern und hat auf den Rücksitzen trotzdem mehr Platz als bei den vielen Konkurrenten. Der Beifahrersitz ist gegen Aufpreis umklappbar, was die Option eröffnet, 2,80 m langes Ladegut zu transportieren.

Auffallend viel Platz steht auch den beiden vorne Sitzenden zur Verfügung, es gibt sogar zwei Handschuhfächer übereinander. Das obere verbirgt sich hinter einer gemusterten Kunststoffblende, die im Design etwas billig wirkt - aber irgendwo muss der günstige Preis ja herkommen.

Fahren ist Entspannungssache
 Der Topdiesel mit 190 PS, Allradantrieb und das Fahrwerk mit adaptiven Stoßdämpfern - die Ausstattung des Testwagens gleicht einem Wohlfühlpaket. Zwar kämpft der Motor mit einem massiven Turboloch, was es etwas schwierig macht, gleichermaßen geschmeidig und dynamisch zu fahren, aber mit dem Wagen kämpft er nicht (und dank Allradantrieb zerren die Vorderräder nicht an der Lenkung, wenn plötzlich der Schub einsetzt). Mit maximal 400 Nm ab 1750/min. zieht der SCR-gereinigte Zweiliter-TDI kräftig an, das bei dieser Motorisierung serienmäßige Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe dürfte manchmal spontaner reagieren, macht aber einen guten Job. Nach 8,8 Sekunden ist Tempo 100 erreicht, bis 210 km/h geht es dann weiter. Testverbrauch: 6,8 l/100 km.

Die Härte-Spreizung des Adaptivfahrwerks reicht von sehr komfortabel bis  ziemlich sportlich. Per Knopfdruck und am Touchdisplay lassen sich die Fahrmodi abrufen, zusätzlich kann man im individual mode die Parameter der Modi einzeln einstellen, etwa auch die Dämpferhärte. 

Bei nur 26.640 Euro fängt die Preisliste an (125-PS-Benziner, Frontantrieb), der Testwagen kommt auf 55.500 Euro, wovon 43.500 Euro der Basispreis für den starken Diesel-Allradler in "Style"-Ausstattung, der Rest Sonderausstattung von belüfteten Ledersitzen bis zum Adaptiv-Fahrwerk ist.

Unterm Strich
 Der Skoda Kodiaq hat was von einem guten Kumpel, der alles mitmacht. Sexy muss er ja nicht sein. Dafür clever. Einer, der auch mal den Wasserhahn reparieren oder ein Ikea-Kastl aufbauen kann. Oder abholt.

Warum?
 
Preis/Leistung top
 Freunde sind wichtig in Zeiten wie diesen

Warum nicht?
 
Turboloch des Motors kann stören.

Oder vielleicht …
 
… VW Tiguan, VW Tiguan Allspace, Mitsubishi Outlander, Nissan X-Trail oder den Seat Tarraco - aber den gibt's noch nicht

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(Bild: kmm)



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