18-Zöller im Test

Billig-Überraschung im ARBÖ/ACE-Sommerreifentest

Motor
27.02.2018 05:00

Kurz nach dem ÖAMTC-Reifentest wurde nun auch der von ARBÖ, ACE und GTÜ veröffentlicht. Hier wurden breite Sommerreifen für 18-Zoll-Felgen getestet. Durchgefallen ist keiner, aber einige preiswerte Fabrikate überraschten mit guten Leistungen. Sogar ein chinesischer Reifen erntete - wie die anderen Kandidaten auch - ein "Empfehlenswert".

(Bild: kmm)

Elf Modelle der Dimension 235/45 ZR18 traten an, Reifenpreise variieren pro Satz zwischen 362 Euro für den aus chinesischer Produktion stammenden Maxxis Premitra 5 bis zu 774 Euro beim Michelin Primacy 3. Da stellt sich unwillkürlich die Frage, ob der doppelt so teure Michelin auch doppelt so gut ist.

Bremsweg auf Nässe ist auch bei Premiumreifen lang
 Beim Bremsen auf nasser Straße zeigt der Maxxis erste Schwächen: Etwas über 44 Meter braucht der Passat aus Tempo 100 bis zum Stillstand. Der Maxxis bleibt jedoch nicht lange allein: Erst direkt neben dem Schnäppchen kommen auch Semperit, Vredestein und Pirelli zum Stehen. Absolut gesehen kein allzu schlechter Wert, doch andere können es besser: Unter 41 Meter Bremsweg sind auch im Regen durchaus möglich, wie die Reifen von Hankook und Falken beweisen. Zwischen den Champions im Nassbremsen und den Schlusslichtern sortieren sich die Markenreifen von Continental, Michelin, Hankook, Kumho und Nokian bei rund 42 Meter ein. Der Goodyear braucht 1,5 Meter mehr.

Die Ergebnisse im Überblick - zum Vergrößern klicken! (Bild: ACE)
Die Ergebnisse im Überblick - zum Vergrößern klicken!

Große Herausforderung: Aquaplaning 
 Die Schlappe für die bekannten Marken setzt sich beim Aquaplaning-Test fort: Hier zeigt der Kumho Ecsta PS71 die mit Abstand besten Leistungen, gefolgt vom Semperit Speed Life 2. Alle anderen zeigen gute, aber keineswegs sensationelle Leistungen. Das spiegelt sich auch beim Vergleich des Zwischenergebnisses für unser Extrempärchen Maxxis und Michelin wider: Beide erreichen in der Summe auf nasser Fahrbahn 57 Punkte. Der Michelin ist in Längsrichtung etwas besser, der Maxxis bietet dafür etwas mehr Seitenführung.

Kleines Zwischenfazit nach den Nasstests: Die Spitzenreiter heißen bis jetzt etwas überraschend Falken Azensis FK 510 und Kumho Ecsta PS 71 und stammen beide aus dem mittleren Preissegment. Die teuren Premium-Reifen konnten ihren Preis bis jetzt noch nicht rechtfertigen. Ob sich daran bei den Tests auf trockener Straße etwas ändert?

Überraschungen beim Bremstest auf trockener Fahrbahn
 Zunächst einmal zeigt der Pirelli, dass die Italiener durchaus sehr gute Reifen bauen können, auch wenn im Falle des P Zero das Augenmerk wohl eher auf den Trockeneigenschaften liegt. Sein Bremsweg von 33,6 Meter auf trockener Straße ist aller Ehren wert und der kürzeste im gesamten Testfeld. Selbst der Conti Premium Contact 6 kann hier nicht ganz mithalten und benötigt rund einen halben Meter mehr. Das Schlusslicht bildet der Vredestein Ultrac Satin mit einer Distanz von 37,4 Meter.

Stark: die Leistung des Maxxis, der mit 34,3 Meter nicht nur seinen hochpreisigen Konkurrenten von Michelin um einen halben Meter ausbremst, sondern sich damit auch am besseren Ende des Testfeldes einsortiert. Der einzige Schwachpunkt des preiswerten Reifens stellt sich erst bei den Handlingversuchen heraus. Während die Profilmischung sehr gelungen scheint, gibt es in Sachen Unterbau und Konstruktion noch Raum für Verbesserungen. Das Lenkverhalten ist nicht sonderlich präzise, das Verhalten im Grenzbereich nicht immer so eindeutig und vorhersehbar wie gewünscht.

Noch weniger überzeugen kann in dieser Hinsicht nur der Semperit, der für sportliche Fahrweise am wenigsten geeignet erscheint. Auch der Kumho fährt sich nicht ganz so exakt. Wenn es weniger auf die Zeit, sondern vielmehr auf das Feedback und die Präzision am Lenkrad ankommt, wissen alle anderen Reifen durchweg zu gefallen.

Flotter Slalom durch den Trocken-Parcours
 Wobei gesagt werden muss, dass der für die Handlingversuche genutzte VW Passat mit 280 PS und Allradantrieb in dieser Hinsicht sehr hohe Anforderungen an die Bereifung stellt. Die enorme Traktion und eine hohe Spitzenleistung ermöglichen Fahrleistungen auf Sportwagen-Niveau. Bei einem Gewicht von über 1,7 Tonnen mit Messtechnik und zwei Personen an Bord drückt das in den Kurven natürlich mehr als bei einem weniger starken, aber auch leichteren Passat mit nur zwei angetriebenen Rädern.

Die absolute Tagesbestzeit sichert sich unter diesen Umständen einer der Geheimtipps: Mit dem Falken Azenis lässt sich der aus einem Slalom und einem Mix aus schnellen und langsamen Kurven bestehende Trocken-Parcours am schnellsten umrunden. In Verbindung mit einem, zumindest im Neuzustand, sehr leisen Abrollgeräusch und einem nicht zu hohen Rollwiderstand holt sich der Reifen aus Japan in der Summe der technischen Eigenschaften mit 137 Punkten sogar die Krone des Testsiegers. Continental muss sich, was die reinen Testdisziplinen angeht, mit 136 Punkten und dem zweiten Platz begnügen, dicht gefolgt von Hankook, Nokian (je 135) und dem südkoreanischen Reifen von Kumho mit 134 Punkten.

Auch günstige Reifen können gute Qualität bieten
 Berücksichtigt man zusätzlich den Preis, so schiebt sich der preiswerte Satz Kumho-Reifen, der nach den Preisermittlungen des BRV (Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk e. V.) schon für 450 Euro zu haben ist, am rund 300 Euro teureren Conti vorbei auf Platz zwei. Ganz knapp hinter dem Überraschungssieger von Falken, dem bei einem Durchschnittspreis von 554 Euro der Gesamtsieg auch unter Berücksichtigung des Preises nicht zu nehmen ist.

Werfen wir noch einen letzten Blick auf unser eingangs erwähntes, ungleiches Paar: Der sehr niedrige Preis verschafft dem auch technisch nicht untalentierten Maxxis einen sechsten Platz, weit vor dem teuren Michelin, der auch technisch in keiner Kategorie wirklich glänzen kann und letztlich auf dem neunten Platz landet.

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(Bild: KMM)



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