2000 Zocker-Seiten

BMF will gegen illegales Glücksspiel vorgehen

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27.02.2018 16:24

Das Finanzministerium will den Kampf gegen illegales Online-Glücksspiel verschärfen. Derzeit sind schätzungsweise 2000 illegale Zocker-Seiten von Österreich aus im Internet zugänglich, wirkliche Handhabe hat der Staat dagegen nicht. Künftig soll deshalb der Telekomregulator TKK derlei illegale Seiten schnell sperren können. Das geht aus einem Entwurf für die Änderung des Glücksspielgesetzes hervor, den das Finanzministerium am Dienstag in Begutachtung geschickt hat.

Ziel ist es, unter anderem den Spieler- und Jugendschutz zu erhöhen und die teilstaatliche Monopolistin Casinos Austria sowie andere heimische Anbieter von Automatenspiel in den Bundesländern - etwa Novomatic - zu schützen. Zudem soll künftig das Finanzamt für Gebühren, Verkehrssteuern und Glücksspiel sowohl für die Glücksspielaufsicht als auch für die Erteilung der Glücksspiellizenzen zuständig sein.

Mit den Maßnahmen im Bereich Online-Glücksspiel will das Finanzministerium freilich auch die Steuereinnahmen erhöhen. Im Erfolgsfall könnten sogar die Glücksspielabgaben und Wettgebühren für die legalen Anbieter gesenkt werden - wenn diese nämlich mehr umsetzen, wird in Aussicht gestellt.

(Bild: stock.adobe.com)

Graubereich
Momentan ist die rechtliche Situation schwierig: Zahlreiche Anbieter von Internet-Glücksspiel sind gar nicht lizenziert oder haben eine Konzession in einem anderen EU-Staat und zahlen in Österreich keine oder kaum Abgaben. Letztere argumentieren mit der EU-Dienstleistungsfreiheit: Eine Konzession zum Beispiel aus Malta genüge, um legal in der ganzen Union tätig sein zu dürfen. Was die Sache verkompliziert: Auf vielen dieser Seiten werden auch Sportwetten angeboten, diese zählen in Österreich, anders als in anderen EU-Ländern, nicht als Glücksspiel. In der Realität sind die Grenzen fließend.

Die wachsende Online-Konkurrenz macht auch den teilstaatlichen Casinos Austria zu schaffen, die derzeit die einzige legale Anbieterin von Online-Glücksspiel sind. Der Konzern, an dem der Staat ein Drittel hält, darf dank seiner Lotterielizenz auf der Seite win2day Lotto-, Casinospiele und Co. anbieten.

Die Lotterie- und Spielbanklizenzen werden vom Finanzministerium vergeben. Bisher ist nie ein anderes Unternehmen als der Casinos-Austria-Konzern zum Zug gekommen. Die Casinos Austria (inklusive Lotterien) zahlen hohe Steuern und Abgaben, 2017 waren es deutlich über 600 Millionen Euro.

(Bild: thinkstockphotos.de)

Sofortige Sperren
Um das Glücksspielmonopol zu schützen, will das Finanzministerium nun "effektive" Vollzugsmaßnahmen gegen illegales Online-Glücksspiel etablieren. Konkret soll die Telekom-Control-Kommission (TKK) in die Pflicht genommen werden. Der Telekomregulator soll Anbieter "unmittelbar" auffordern, das illegale Zockangebot einzustellen. "Gleichzeitig hat die TKK den Provider festzustellen", heißt es in dem Begutachtungsentwurf. Stellt der Anbieter das Glücksspiel nicht ein, "hat die TKK dem Provider die sofortige Sperre der Internetseite aufzutragen". Illegale Online-Glücksspielseiten, so das Ziel, sollen "bei Bedarf binnen kurzer Frist gesperrt werden" können.

Darüber hinaus möchte das Finanzministerium die Glücksspielaufsicht des Bundes und die Erteilung von Glücksspielkonzessionen beim Finanzamt für Gebühren, Verkehrssteuern und Glücksspiel (FAGVG) bündeln. Momentan ist die operative Glücksspielaufsicht über die Bundeskonzessionäre (Casinos Austria) auf BMF und FAGVG aufgeteilt, wobei das Finanzamt bereits jetzt in das elektronische Automatenkontrollsystem des Bundes "maßgeblich" involviert ist sowie ordnungspolitische Prüfungen vornimmt.

(Bild: thinkstockphotos.de (Symbolbild))

Glücksspiel-Kompetenzzentrum
Nun soll beim FAGVG ein juristisches "Competence Center Glücksspiel" geschaffen werden, das auch das illegale Online-Glücksspiel laufend prüfen, analysieren und zurückdrängen soll. Das neue "CC Glücksspiel" soll auch die Ausschreibung, das Verfahren und die Erteilung der Glücksspielkonzessionen des Bundes (Spielbanken und Lotto) übernehmen.

Bei Monopolgegnern hat die Doppelrolle des Finanzministerium immer wieder für Kritik gesorgt: einerseits ist das BMF für die Wahrung von Spieler- und Jugendschutz zuständig, andererseits hat es Interesse an hohen Umsätzen der Casinos Austria, weil dadurch hohe Steuern anfallen.

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