"Schön is sie net, aber schnell is sie halt!" Die Älpler können ein recht uncharmantes Pack sein. Erika Schinegger indes, auf die sich dieses harsche "Kompliment" bezieht, ist 1966 als frisch gebackene Weltmeisterin in der Damen-Abfahrt gerade auf Wolke sieben, rückt doch auch die Teilnahme an den Olympischen Spielen in Grenoble in greifbare Nähe. Wäre da nicht dieser Test. Ein Test, der besagt, dass E. Schinegger ein Mann ist.
Der Rest ist Sportgeschichte, erzählt von plötzlicher Ächtung, Rausschmiss aus der Nationalmannschaft, von verstörten Eltern und von einer OP zur Richtigstellung des Geschlechts. Chronik einer Existenzfindung.
Wie Markus Freistätter diesen janusköpfigen Part austariert, mal stramme Bauerndirn, später dann Macho mit fragilem Innenleben ist, beeindruckt und ist dem Gespür Reinhold Bilgeris ("Der Atem des Himmels") zu danken, der diesem Film und Schicksal größtmögliche Authentizität angedeihen lässt, stand ihm doch Erik Schinegger selbst beratend zur Seite.
Wenn Regisseur Bilgeri dörfliche Engstirnigkeit auf das entthronte Idol einwirken lässt, Tabu und Verdrängung umkreist, Triumph mit Niederlage verquickt, um so den unbrechbaren Lebensmut Schineggers cineastisch herauszumeißeln, so zeugt dies von inszenatorischem Feingefühl, das nie den Menschen Schinegger vorführt. Vielleicht eine Seelenschneeschmelze. Was dann zutage tritt, bleibt. Von Niedertracht umweht, ja, richtig skrupellos zeigt sich Cornelius Obonya als fieser Funktionär.
Kinostart von "Erik & Erika": 2. März.
Christina Krisch, Kronen Zeitung
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