Das Weltall dehnt sich sehr viel schneller aus als bislang angenommen. Das hat ein Team um den US-Astronomen Adam Riess, der an der Johns Hopkins University sowie am Weltraumteleskop-Institut STScI in Baltimore im US-Bundesstaat Maryland tätig ist, bei der Analyse von Daten herausgefunden, die das Weltraumteleskop "Hubble" zur Erde gefunkt hat.
Insgesamt 19 Galaxien (darunter jene mit dem Katalognamen NGC 3972 und NGC 1015), die zwischen 65 und 118 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt sind, haben die Forscher genauer unter die Lupe genommen. Mit dem „Hubble“-Teleskop bestimmte das Team um Riess die Ausdehnungsgeschwindigkeit des Universums so genau wie nie zuvor. Dabei fanden sie heraus, dass die kosmische Expansionsrate etwa fünf bis neun Prozent höher ist als bisher berechnet. Möglicherweise müsse man die Regeln der Physik neu schreiben, so Nobelpreisträger Riess in einer Aussendung.
Diese sogenannte Hubble-Konstante liegt im lokalen Kosmos demnach bei 73,2 Kilometern pro Sekunde pro Megaparsec (das sind 3,26 Millionen Lichtjahre, Anm.). Zwei Punkte, die ein Megaparsec voneinander entfernt sind, streben also mit 73,2 Kilometern pro Sekunde weiter auseinander. Diesen Wert verglichen die Forscher mit der Expansionsrate, die sich aus Messungen des Urknallechos mit den ESA-Satelliten „Planck“ (Bild unten) ergaben und bei 67 bis 69 Kilometern pro Sekunde pro Megaparsec liegt.
Rätselraten um festgestellt Diskrepanz
Möglicherweise sei die sogenannte Dunkle Energie – eine von Physikern postulierte mysteriöse Form von Materie, die nicht direkt sichtbar ist, aber über die Gravitation wechselwirkt – für die festgestellte Diskrepanz verantwortlich, vermuten die Forscher. Die Dunkle Energie reagiere vielleicht viel stärker mit sichtbarer Materie und Strahlung, als man bisher angenommen habe, so die Astronomen.
Eine andere Erklärung wäre die Existenz eines besonderen bis dato hypothetischen Elementarteilchens, das fast mit der Geschwindigkeit von Licht unterwegs ist. Diese superschnellen Partikel, die die Forscher als „sterile Neutrinos“ oder Dunkle Strahlung bezeichnen, könnten eventuell die Energiebilanz im jungen Universum verändert haben, so eine These.
"Hubble" kreist seit knapp 28 Jahren im All
Das Teleskop "Hubble" ist ein gemeinsames Projekt der US-Weltraumbehörde NASA und ihrem europäischen Pendant ESA. Es ist ein Observatorium für sichtbares und UV-Licht sowie Infrarotstrahlung, das die Erde in einer Höhe von 575 Kilometern innerhalb von 96 Minuten einmal umrundet. "Hubble" wurde am 24. April 1990 im Zuge der Spaceshuttle-Mission STS-31 ins All geschossen.
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