Malerische Klippen, bekannte Filmkulissen und politische Konflikte, die sich in Graffiti weiterhin zeigen: Wer nach Nordirland kommt, nimmt eine Vielfalt von Eindrücken mit!
Spätestens seit 1997 das Spielfilmdrama des US-amerikanischen Regisseurs James Cameron mit Leonardo DiCaprio und Kate Winslet in den Hauptrollen die Kinokassen klingeln ließ, ist die „Titanic“ weltberühmt. Der Geschichte des einst größten Passagierschiffs der Welt, das bei seiner Jungfernfahrt 1912 mit einem Eisberg kollidierte und sank, können Fans im nordirischen Belfast auf den Grund gehen. Das 100 Jahre nach dem Untergang der „Titanic“ eröffnete Museum im „Titanic“-Quarter der Stadt steht nämlich genau dort, wo der Dampfer gebaut und 1912 zu seiner ersten und letzten Fahrt aufgebrochen ist.
Durch die Glasfronten des Museums auf den Bauplatz zu blicken oder drüberzuspazieren ist ein eigenes Gefühl! Der Bau des Museums kostete fast 120 Millionen Euro. Für den Rundgang in dem hochmodernen Prestigebau, der optisch an den Bug der „Titanic“ erinnern soll, sollte man sich allerdings mehr Zeit nehmen, als Fremdenführer Billy Scott unserer Reisegruppe gönnte: Nicht einmal zwei Stunden für die Erkundungstour waren eindeutig zu kurz, vor allem, weil man mit der „SS Nomadic“ auf dem Vorplatz des Museums auch noch einen Rundgang durch jenes Schiff machen darf, mit dem die Passagiere zur „Titanic“ und ihren Schwesternschiffen gefahren wurden.
Doch Billy wollte uns in den fünf Tagen, die wir in Nordirland verbracht haben, möglichst viel zeigen, um Gusto auf eine weitere Reise auf die Grüne Insel zu machen. Was ihm gelungen ist! Mit seiner Vielfalt, den geschichtsträchtigen Städten sowie der beeindruckenden Landschaft ist das zu Großbritannien gehörige Nordirland auf jeden Fall einen oder mehrere Besuche wert.
Mit über 300.000 Einwohnern ist die Hauptstadt Belfast noch immer durch den Konflikt zwischen Katholiken und Protestanten – von den Nordiren schlicht als „Troubles“ bezeichnet – geprägt. Die Friedensmauern prägen das Stadtbild nicht nur in Belfast, sondern auch in der zweitgrößten Stadt Nordirlands, Londonderry oder Derry. Die Mauern sind mit symbolträchtigen Graffiti besprüht und teilen die Stadt in Bereiche, wo die pro-irischen Republikaner und die pro-britischen Unionisten leben. Wer wo wohnt, ist nach wie vor geregelt und teils durch Flaggen an Häusern erkennbar, verrät Billy. Für mich befremdlich, für Billy Normalität.
Nichts, wovor man Angst haben sollte, scheint für die Einheimischen auch das ehemalige Gefängnis Crumlin Road Gaol zu sein, dessen 150-jährige Geschichte samt eingesperrten Frauen und Kindern sowie 17 hingerichteten Männern erst 1996 endgültig beendet wurde. Kurz vor unserem Besuch in der für Touristen aufbereiteten Gedenkstätte hat sich dort sogar ein Pärchen das Jawort gegeben! Besucher haben auch Spaß daran, in den Gefangenenzellen Erinnerungsfotos zu machen, oder den Geistergeschichten über ein herumspukendes Kind vom Gefängnisführer zu lauschen. Andere, inklusive mir, empfanden den Ausflug dagegen eher als bedrückend, aber als nicht minder interessant.
Generell gilt: Wer nach Nordirland kommt, sollte nicht nur die Städte und ihre Sehenswürdigkeiten besuchen, sondern auch die Kulinarik mit Whisky, Craft Beer, Seafood und natürlich Beef Steak genießen. Auch die Natur darf man nicht außer Acht lassen. Auf dem Weg zum berühmten Giant’s Causeway, einem steinernen Damm, der der Legende nach vom Riesen Finn geschaffen wurde, nahmen wir mit Guide Eimear Flanagan eine fast dreistündige Wanderung an der Küste auf uns. Malerische Fotomotive Weidevieh ließen die Zeit wie im Flug vergehen. Dass eine Dame aus unserer Gruppe entgegen Eimaers Rat keine Wanderschuhe anhatte, war im Nachhinein gesehen, kein Problem. Fairerweise muss man aber sagen: Für jemanden aus dem bergigen Österreich war die als anspruchsvoll beschriebene Wanderung nicht so schwierig. Was aber auch an unserem Wetterglück lag. Eimaer war jedenfalls auf einen irischen Wetterumschwung eingestellt und trug eine deutlich bessere Ausstattung als wir es taten.
Ein begehrtes Fotomotiv in Nordirland sind aber nicht nur die Klippen und der Giant’s Causeway, sondern auch die Dark Hedges. Die imposante Buchenallee wurde im 18. Jahrhundert gepflanzt und hat durch die TV-Serie „Game of Thrones“ Berühmtheit erlangt. Unser Besuch dort war für die frühen Morgenstunden angesetzt. Was die Vorteile hatte, dass die morgendlichen Nebelschwaden die Stimmung noch mystischer machten, als sie ohnehin war. Und dass sich der Ansturm von fotografierwilligen „Thronies“, wie Billy sagt, noch in Grenzen hielt.
Das Herz der „Thronies“ schlug auch bei der Wanderung über die nicht weit entfernte Carrick-a-rede Rope Bridge höher. Obwohl die Hängebrücke nur sehr kurz ist und auf eine kleine unbewohnte Insel führt, ist die Aussicht phänomenal. Bezahlt macht sich auch die Überfahrt mit der Fähre von Ballycastle Harbour nach Rathlin Island, an der Nordküste der Grünen Insel. Die Insel ist nur etwa 7 mal 4 Kilometer groß, steht teilweise unter Naturschutz und wurde zum Zeitpunkt unseres Besuchs von nur rund 140 Nordiren bewohnt, wie unser Tourguide Mark Rodgers verraten hat.
Beim Rundgang über die Insel erhaschten wir auch einen Blick auf Robben, die sich vor der Küste im Wasser ausruhten. Wahrlich beeindruckend! Wie die ganze Insel, die zwar klein ist, aber einen großen Zauber versprüht – und unbedingt zum Wiederkommen einlädt!
Simone Waldl, Kronen Zeitung
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.