Österreich liegt beim Versorgungsgrad mit schnellen Glasfaseranschlüssen bis zum Haushalt (FTTH) und bis zu Gebäuden (FTTH/B) im internationalen Vergleich sehr weit hinten. Europaweit ist Österreich bei diesen Anschlüssen auf dem letzten Platz, so die Computer Measurement Group (CMG-AE). Die Gründe dafür sind laut Nachfrage beim Telekomregulator RTR vielfältig.
Der Versorgungsgrad mit FTTH und FTTH/B liegt in Österreich laut CMG-AE bei nur 1,1 Prozent. Damit ist die Alpenrepublik hinter Serbien mit 1,4 Prozent letzter in Europa. Zum Vergleich hat der führende Staat in Europa, Lettland, einen Anbindungsgrad von 50,6 Prozent. Das macht weltweit immerhin den zehnten Rang.
Der EU-Durchschnitt liegt bei 13,9 Prozent. Deutschland ist mit 2,3 Prozent fünftletzter im CMG-AE-Ranking. Weltweit führend sind die Vereinigten Arabischen Emirate mit 94,3 Prozent gefolgt von Katar mit 90,4 Prozent und Singapur mit 90,3 Prozent.
Hohe Verlegungskosten, geringe Zahlungsbereitschaft
Auf die Frage, wieso die Abdeckung in Österreich derart gering ist, hieß es von der RTR, dass es dafür vielfältige Gründe gebe. Die Kosten für die Verlegung seien hierzulande vergleichsweise hoch, während das Endkundenpreisniveau und die Zahlungsbereitschaft für höhere Bandbreiten eher gering seien.
Beispielsweise fehle es verglichen mit anderen Staaten wie etwa Spanien (33,9 Prozent Versorgungsgrad), Portugal (29,1 Prozent) oder Frankreich (14,9) an bestehenden Leerrohren. Vor diesem Hintergrund sei ein schrittweiser Ersatz des Kupfernetzes durch Glasfaser zuerst zum Hauptverteiler, dann weiter zum Kabelverzweiger und teilweise bis zu den Häusern, eher wirtschaftlich vertretbar.
Ebenso zu berücksichtigen ist laut RTR, "dass die Effekte der Breitbandförderung auf den FTTH-Ausbau oft noch nicht sichtbar sind, dass sich viele Projekte noch in der Umsetzungsphase befinden".
5G-Mobilfunk braucht ein starkes Glasfasernetz
Die kommende 5G-Technologie biete zwar wohl deutlich höhere Bandbreiten an der Luftschnittstelle - aber auch diese seien nur möglich, wenn die Antennen bzw. die Basisstationen mit Glasfaser angebunden sind: "Also wird ein weiterer Glasfaserausbau sowohl im Festnetz als auch als Basis für den Mobilfunk erforderlich sein", heißt es aus der RTR.
CMG-Chef: Gemeinden müssen selbst aktiv werden
Der Vizepräsident der CMG-AE, Heinz Pabisch, wies im Zusammenhang mit der Finanzierung von Glasfaserversorgung in einer Aussendung darauf hin, dass Gemeinden auch selbst aktiv werden müssten. Es sei der falsche Ansatz, Glasfasernetze nur mit Förderungen der öffentlichen Hand anzugehen.
"Glasfasernetze sind genauso zu finanzieren wie andere Infrastrukturvorhaben auch." Daher sollten einzelne Kommunen Kooperationen eingehen, um als Region aufzutreten. "Dadurch werden sie von jenen Investoren überhaupt erst wahrgenommen, die langfristige Projekte suchen und intelligente Finanzierungsvarianten ermöglichen. Das entlastet die öffentliche Hand zu einem guten Teil und beschleunigt insgesamt die Umsetzung von Infrastrukturvorhaben", so Pabisch. Wo der Ausbau wirtschaftlich nicht möglich sei, blieben Förderungen freilich "wünschenswert und erforderlich".
Auch Nina Krecht-Hammerschmidt, Loan Officer bei der Europäischen Investitionsbank (EIB), gibt zu bedenken, dass es Gemeinden gebe, die beispielsweise aufgrund ihrer Größe oder geografischen Lage für den marktwirtschaftlichen Infrastrukturausbau schlichtweg uninteressant seien: „Aus eigener Kraft lässt sich ein Ausbau nicht finanzieren.“
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